FDP-Noll auffällig
Pro Tourismus, contra Windkraft - KN-Forum vor der Landratswahl
Alle Fotos: Julius Böhm
22.02.2017 / SCHLÜCHTERN -
Die sechs Landratskandidaten für den Main-Kinzig-Kreis biegen auf die Zielgerade ein: In elf Tagen müssen sich die Bürger entscheiden, wer Kreischef werden soll. Fest steht, dass es einen neuen Landrat geben wird, denn Amtsinhaber Erich Pipa (SPD) wird nicht mehr antreten. Bei der Podiumsdiskussion der "Kinzigtal-Nachrichten" am Dienstagabend entbrannte eine Diskussion - vor allem die Windkraft scheint die Menschen in MKK zu bewegen.
Grünen-Kandidat Rainer Bousonville sind die regenerativen Energien lieber als Atom- und Kohlekraft: "Die Energieunternehmer zahlen Steuern und unterstützen die Kommunen. So sparen die Bürger, wenn zum Beispiel die Kindertagesstätte günstiger wird. Außerdem richten Windkraftanlagen keinen Schaden an", schob er hintan und sorgte damit für Unmut im Publikum. Walter Wissenbach von der AfD entkräftete Bousonville: "Es ist ein Märchen, dass die Kommunen an Windkraft verdienen. Sie schaden deutlich mehr, als sie nutzen." Thorsten Stolz, aktuell noch Bürgermeister in Gelnhausen und als SPD-Kandidat Top-Favorit auf den Posten, versuchte die Diskussion etwas zu entschärfen: "Es gibt bei der Windkraftfrage oft nur schwarz und weiß. Dafür oder dagegen. Die Wahrheit liegt sicher in der Mitte."
Vor allem der Ostkreis rund um Schlüchtern soll in Sachen Tourismus gestärkt werden. Darin waren sich alle Kandidaten einig. "Wir müssen die Attraktivität unserer Region über die Grenzen hinaustragen und so Touristen anlocken", ist sich die Christdemokratin Srita Heide sicher. Windräder seien in diesem Kontext wenig sinnvoll. "Haben Sie sich im Urlaub schon einmal vorgenommen, einen Windpark zu besuchen?" fragte Noll das Publikum, "natürlich nicht. Der Kreis will Tourismus und Windkraft - das passt nicht zusammen. Hier werden die Bürger verscheißert."
Der Chemiker Gerhard Stehlik
Ohne Partei tritt der Chemiker und Doktor Gerhard Stehlik an. Er machte während der Podiumsdiskussion mit teils verträumt wirkenden Vorträgen auf sich aufmerksam. Vorträge, die nicht enden wollten und seine Redezeiten strapazierten. Während er beschrieb, warum das Leben, die Politik und sogar diese Diskussion auf der Bühne wie ein Marionettentheater ist, musste Moderator Hanns Szczepanek sogar eingreifen und Stehlik darum bitten, sich an die Regeln zu halten. Doch auch Stehlik sprach sich gegen Windkraft aus und nannte das System rund um die EEG-Umlage eine "Umverteilung von arm nach reich".
Auch der AfD-Kandidat Walter Wissenbach schien vom Publikum trotz des blauen Parteibuches akzeptiert und ernst genommen zu werden. Einzig Dr. Gerhard Stehlik sorgte mit seinen Aussagen wohl eher für Gelächter als für Zustimmung. Nicht ohne Grund bezeichnet er selbst seine Kandiatur als "Experiment". (Julius Böhm) +++