"Probleme der Menschen spüren"
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will eine Politik mit Emotionen
Fotos: Julius Böhm
05.02.2017 / FRIEDEWALD -
Er hatte noch kein Wort verloren, da standen die 300 SPDler schon zum Applaudieren und gut 50 Medienvertreter wuselten um den nicht gerade großgewachsenen 61-Jährigen - als wäre er ein Pop-Star. Und so etwas ähnliches ist er in der Politik aktuell auch: Martin Schulz ist der Hoffnungsträger der Sozialdemokraten. In seiner Rede wirkt er emphatisch und mitreißend. Und er hat eines verstanden, zu nutzen: Stilmittel von AfD und Co.
Es hat wohl ein neues Gesicht gebraucht, um die SPD aus der 20-Prozent-Krise zu zerren. Schulz wirkt mit seinen rhetorischen Fähigkeiten so, als würde er seine Schlachtrufe auch in die Tat umsetzen wollen. Und ganz wichtig: Er ist weder unnahbar, noch zugeknöpft. Selbstironie und Spaß sind, ebenso wie politische Ziele, Teil seines Auftretens. Und das, obwohl er kein Abitur hat. "Ich habe im Internet so ein Meme (quasi ein Post, Anm.d.Red.) entdeckt, in dem Eltern ihren Kindern empfehlen, auf keinen Fall Abitur zu machen. So könne man Bundeskanzler werden", zitierte und lachte, "hört da nicht hin liebe Jugendliche. Man kann sich in der Schule anders verhalten als ich. Aber die Frage, ob ein Mann ohne Abitur Kanzler werden kann, werden wir am 24. September mit 'ja' beantworten."
In den Medien war Schulz als das "SPD-Überraschungsei" bezeichnet worden. "Das Ü-Ei ist das erfolgreichste Produkt, das diese sehr bekannte italienische Firma je auf den Markt gebracht hat - dann bin ich liebend gern das Ü-Ei der SPD." (Julius Böhm) +++