100 Jahre Caritas Fulda

Pontifikalamt im Dom und Festakt im Stadtschloss für gelebte Nächstenliebe

Beim Festakt im Fürstensaal des Stadtschlosses
Fotos: Carina Jirsch

01.02.2017 / FULDA - Das ganze Jahr 2017 ist für die Caritas Fulda ein Jubiläumsfest. Seit 100 Jahren kümmern sich die Mitarbeiter der Caritas um Hilfsbedürftige und Menschen in Not. Bischof Heinz Josef Algermissen feierte aus diesem Anlass am heutigen 31. Januar mit vielen Caritas-Mitarbeitern einen Festgottesdienst im Dom zu Fulda. Zentrales Thema dabei: die gelebte Nächstenliebe der Caritas. „Die Kirche kann den Liebesdienst so wenig ausfallen lassen wie Sakrament und Wort“, zitierte der Bischof Papst Benedikt XVI.  „Berufen zur Caritas“ sei eine im Jahr 2010 erschienene Schrift der deutschen Bischöfe überschrieben. Sie beschreibe die aktuelle Situation der Caritas in den deutschen Diözesen. Das Dokument beklage Tendenzen, die Caritas „nicht als kirchlichen Wesensauftrag“, sondern als „uneigentliche kirchliche Aktivität in dessen Vorfeld“ anzusehen. Angesichts dieses Befundes sei es notwendig, die Caritas als eine der drei wesentlichen Säulen der Kirche zu profilieren, neben den beiden anderen Liturgie und Verkündigung, so Algermissen. Für die musikalische Begleitung im Dom sorgte der CaritasChor 65+ - ein Projektchor von Seniorinnen und Senioren, der sich vor sechs Jahren im Rahmen einer Caritas-Kampagne für Senioren als den "Experten fürs Leben" entwickelt hat.



Festakt im Stadtschloss


Für den anschließenden Festakt im Stadtschloss waren so viele Gäste aus Kirche und Gesellschaft geladen, dass man die Reden aus dem überfüllten Fürstensaal auch in den Marmorsaal übertragen musste. Allein die Begrüßung aller, die unbedingt namentlich genannt werden mussten, konnte nur zu dritt vom Caritas-Vorstand gestemmt werden und dauerte über eine halbe Stunde. Zum Glück lockerte die Moderation von Hermann Diel vom Hessischen Rundfunk die vielen Grußworte auf. Schon sein Eingangsstatement brachte die Aufgabe der Caritas auf den Punkt: "In diesen Zeiten, in denen man Wahlen mit Egoismus gewinnen kann, ist es ungemein wichtig, mit der Caritas zu fragen: wie kann ich dir helfen, was ist dein Problem."



Ein besonders herzliches "Happy Birthday, dear Caritas" überbrachten zwei Jugendliche, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Caritas-Haus Sonnenschein in Fritzlar untergekommen sind. Ihr "Ich bedanke mich an die Caritas" für die Unterstützung und gute Aufnahme kam offensichtlich von Herzen.

Der hessische Sozialminister Stefan Grüttner lobte in seinem Grußwort die vielen Betätigungsfelder, auf denen die Arbeit der Caritas mittlerweile unverzichtbar geworden ist. Das Leitmotiv, soziale Arbeit aus dem Glauben heraus zu leisten, trage seit 100 Jahren reiche Früchte - ob in der Kranken- und Altenpflege, der Kinder- und Jugendhilfe, der Obdachlosen- und Armenfürsorge.


Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld erinnerte an die Zeit der Gründung der katholischen Hilfsorganisation während des Ersten Weltkriegs und illustrierte das mit Hilfe einer Ausgabe der Fuldaer Zeitung aus dem Gründungsjahr. Die komplette Titelseite war Kampfhandlungen diverser Kriegsschauplätze gewidmet, die letzten Seiten mit den Todesanzeigen der Gefallenen gefüllt. Zwar sei die heutige Aufgabe nicht mehr nur die Hilfe in existenzieller Notlage wie damals, aber das Prinzip von Subsidarität und Solidarität habe bis heute Gültigkeit. "Ich reserviere Ihnen schon mal den Fürstensaal für das Jahr 2117", versprach der Oberbürgermeister.

Landrat Bernd Woide stellte in seiner Grußbotschaft die rein rhetorische Frage, ob die Caritas heute überhaupt noch gebraucht werde. Gebe es mittlerweile nicht einen Rechtsanspruch aud staatliche Unterstützung in allen Lebenslagen? Doch genau dort, wo der Rechtsanspruch aud staatliche Unterstützung versage, beginne die weiter unverzichtbare Arbeit der Caritas.

Prälat Dr. Peter Neher schaute in seinem Festvortrag nicht in die vergangenen hundert Jahre der Institution, der er als Präsident vorsteht, sondern wagte den Ausblick auf die Herausforderungen, die künftig auf die Caritas zukommen. Sowohl der demografische Wandel als auch die Veränderung der Arbeit durch zunehmende Digitalisierung habe noch unabsehbare Folgen, die die Caritas unmittelbar betreffen werden. Die Weichen dafür habe man bereits in Zukunfts-Workshops gestellt, um die Mitarbeiter auf ihre künftugen Aufgaben eingehend vorbereiten zu können. Eine wesentliche Rolle spiele dabei die Frage, wie die die Hilfsbedürftigen künftig selbst mehr an den Angeboten beteiligt werden könnten. "Da gibt es noch Verbesserungspotenzial", konstatierte Dr. Neher.

Den ausführlichen Rückblick auf die Gründungsphase der Caritas und deren Initiator, Superior der Vinzentinerinnen und späteren Domdechanten Prof. Dr. Viktor Thielemann lieferte beim Festakt Monsignore Elmar Gurk, bevor sich die Gäste bei einem Imbiss stärken konnten.+++

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