Konkurrenz aus dem Netz
Wie sich eine osthessische Videothek gegen Netflix und Co. behauptet
Fotos: Suria Reiche
13.02.2017 / FULDA -
Deutschlands Videotheken kämpfen ums Überleben. Auch in Osthessen sehen sie sich der Konkurrenz aus dem Netz in Form von Netflix und Co. ausgesetzt. Deswegen müssen sie sich Wege einfallen lassen, um sich zu behaupten.
Manchmal vermisst der 46-Jährige das Leben, das in der Videothek einst herrschte. 2010 hat er die Leitung der Filiale in der Leipziger Straße übernommen. Damals beschäftigte er drei Mitarbeiter pro Schicht. Heute sind es noch höchstes zwei, die sich an zwei Terminals um die Kunden kümmern. Es gab Zeiten, da musste Borufka vier Terminals öffnen, um den Scharen an Video-Süchtigen Herr zu werden. "Zu den Stoßzeiten haben sich oft lange Schlangen gebildet", erinnert er sich und zeigt auf die Regalwände mit den begehrten Neuheiten. Davon hat es vor einigen Jahren noch drei Stück pro Film gegeben. Heute ist gerade noch eine halbe Wand mit dem jeweiligen Film gefüllt.
"Um die Kosten in den Griff zu bekommen", sagt Borufka. Aus diesem Grund musste er auch das Personal herunterfahren. Kündigungen, das ist ihm wichtig zu betonen, hat es aber hier in der Leipziger Straße deswegen keine gegeben. "Das ist alles durch die normale Fluktuation vonstattengegangen." Eine Arbeitsstelle hat er aber im Dezember 2015 schaffen können: Im Eingangsbereich der Videothek gibt es einen "Elektro-Zigge"-Verkaufsstand, wo Raucher von E-Zigaretten sich eindecken können. Und diese - das ist einer der Vorteile - schlendern nach ihrem Einkauf meist noch an den Regalen mit Filmen, die zum Verkauf stehen, vorbei.
Um diese Menschen wieder anzulocken, gibt es in der Videothek Sonderangebote: Drei Filme für sechs Euro ganze drei Tage lang ausleihen, zum Beispiel. Die restlichen Preise sind stabil geblieben. Erhöhungen gab es schon lang nicht mehr. Trotzdem: Auch bei Movie Vision sind in den vergangenen zwei Jahren rund 20 oder 25 Filialen geschlossen worden. Meist waren sie kleiner als die in Fulda. Diese zählt insgesamt 1.000 Quadratmeter. Dazu kommt noch ein Sonderpostenverkauf, den Borufka erst kürzlich neben der Videothek eröffnet hat. Direkt neben dem Eingang zur Abteilung für Erotik-Filme. Die laufen übrigens. Nach wie vor. "Ich habe ein Stammklientel, aber die Generation der 18- bis 28-Jährigen fehlt."
Einen Raum weiter, in der Sonderposten-Abteilung, werden derweil die DVDs aus den geschlossenen Videotheken verkauft. Aber die Filiale in Fulda, die bleibt. Da ist sich Borufka sicher: "Wir machen weiter. Da braucht sich niemand Sorgen zu machen." (Suria Reiche) +++