Trotz minus 6 Grad

250 Eichenzeller kommen zur Spontan-Demo gegen "Gift-Schredder"

250 Menschen vor dem Rathaus
Fotos:Julius Böhm

20.01.2017 / EICHENZELL - Obwohl die Aktion erst am Donnerstagmorgen geplant und in die Wege geleitet wurde, kamen am Nachmittag fast 250 Bürger vor das Schlösschen in Eichenzell, um gegen den sogenannten "Gift-Schredder" zu demonstrieren. Zeitgleich hatte Bürgermeister Dieter Kolb mit den Fraktionsvorsitzenden eine Sitzung im Rathaus. Die Demonstrierenden wollten mit den Kommunalpolitikern direkten Kontakt aufnehmen. Weil die Sitzung hinter verschlossenen Türen stattfand, funktionierte das aber nicht. Bürgermeister Dieter Kolb (parteilos) steckte nur einmal den Kopf nach draußen, um einem Kollegen Einlass zu gewähren.



Die Firma Weider plant, in das neu erschlossene Industriegebiet „Im Oberfeld“ – angrenzend an die Bundesstraße 27 und den Autobahnzubringer zur A66 – zu ziehen. Bei dem "Gift-Schredder" handelt sich um eine Brecheranlage, mit der man verschieden Stoffkategorien zerkleinern kann. Weider hat die Genehmigung erhalten, in Zukunft auch Böden der Kategorie Z2 zu schreddern. Das stößt unter anderem Harald Friedrich, Autor des gelben Flugblatts und Moderator der Spontan-Demo, übel auf. 

"Wir denken an die Gesundheit aller Eichenzeller. In diesen Stoffen sind Arsen, Cadmium, Quecksilber, Blei und Pentachlorphenol enthalten. Diese können schon in geringen Mengen für Schäden beim Menschen sorgen", so Friedrich. Er selbst war stolz und auch etwas überrascht, dass der Andrang trotz der kurzen Vorlaufzeit so groß war. "Ich habe 200, 250 Menschen gezählt. Danke, dass ihr da seid. Wir brauchen euch, um unserem Anliegen Gewicht zu verleihen." Vor Ort wurden noch Unterschriften-Listen gegen die Pläne ausgefüllt.

Eine angekündigte Info-Veranstaltung für Bürger möchte Friedrich nicht abwarten: "Bis dahin sind die meisten Entscheidungen in der Politik schon gefallen. Wir wollen die Gemeindevertreter jetzt zum Nachdenken anregen und so von unseren Argumenten überzeugen." Bürgermeister Dieter Kolb sprach schon zu Wochenbeginn von Vorurteilen und Panikmache - Weider-Geschäftsführer Meik Weider sogar von Propaganda und Lügerei.

In wenigen Wochen soll eine Informationsveranstaltung mit neutraler Moderation, allen Beteiligten wie etwa dem Regierungspräsidium Kassel und allen interessierten und besorgten Bürgerinnen und Bürgern geben. 250 Spontan-Demonstranten bei -6 Grad Celsius sprachen aber dafür, dass in Eichenzell zur Zeit echte Besorgnis herrscht. (Julius Böhm) +++

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