Hickhack um Kommunalarchiv-Teilnahme
Verwaltungsakten dürfen umziehen, Historisches bleibt im Magazin
Fotos: Stefanie Harth
19.01.2017 / BAD HERSFELD -
Geht es nach dem Gros der Mitglieder des Ausschusses für Bildung und Kultur, könnten Verwaltungsakten, die einer gesetzlichen Aufbewahrungsfrist unterliegen, in ein Kommunalarchiv eingelagert werden. Die Kosten: 150 Euro pro laufender Meter. Das historische Archivgut bliebe unangetastet. Angedacht ist eine interkommunale Lösung. Im Blickpunkt stehen 1.300 laufende Meter an Bad Hersfelder Verwaltungsakten, die bislang ungesichtet sind und über die Stadtverwaltung verstreut ein Schattendasein fristen. Überfüllung und Chaos lassen grüßen.
Vor diesem Hintergrund sah die Stadtverordnetenversammlung dringenden Handlungsbedarf und ebnete den Weg, einen hauptamtlichen Archivar einzustellen. Der Knackpunkt in der Ausschusssitzung am gestrigen Mittwochabend. Während die Ausschussmitglieder mit deutlicher Mehrheit (zwei Enthaltungen) der Ausgliederung der Verwaltungsakten in ein Kommunalarchiv grünes Licht gaben, wurden abermals Forderungen nach einem stadteigenen Archivar laut, der die Sorge für die Bestände des historischen Gutes im Louis-Demme-Stadtarchiv trägt. „Ich plädiere dafür, dass wir uns in puncto Verwaltungsakten beim Landkreis mit einklinken und unabhängig davon ein Stadtarchiv aufbauen, was allerdings – ich denke dabei an das Mammutprojekt Hessentag 2019 – noch eine gewisse Reifezeit benötigen wird“, betonte Bürgermeister Thomas Fehling. „Landrat Dr. Michael Koch braucht von uns ein klares Signal.“
Detailliert mit den Zankäpfeln Stadtarchivar und Neuerrichtung eines Bad Hersfelder Stadtarchivs wird sich der Ausschuss für Bildung und Kultur in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 15. März, auseinandersetzen. Einem interkommunalen Archiv, in das die Bad Hersfelder Verwaltungsakten Einzug halten könnten, scheint demgegenüber nichts im Weg zu stehen. Seitens der Kreisstadt hat freilich das letzte Wort die Stadtverordnetenversammlung.
Kritisch beäugt Gerhard Kraft, der ehrenamtlich im Stadtarchiv arbeitet, die aktuelle Entwicklung. „Ich persönlich bin grundsätzlich gegen eine Trennung zwischen Verwaltungsakten und historischem Archivgut, die meiner Meinung nach eine Einheit bilden“, untermauert der 68-Jährige. Seiner Ansicht nach hätten Fehlinformationen die gestrige Abstimmung beeinflusst. Der Bau eines neuen Stadtarchivs sei unumgänglich. „Für eine Stadt mit einer solchen Historie wäre es geradezu fatal, die Unterlagen in andere Hände zu geben.“ Es dürfte einmalig in Hessen sein, dass sich solch eine geschichtsträchtige Stadt aus der Verantwortung zieht, unterstreicht Gerhard Kraft abschließend. (Stefanie Harth) +++