Einmalige Badezeit nur für Frauen
Dieses Schwimmbad ist für Männer bald tabu - zumindest für zwei Stunden
Fotos: Franziska Vogt
26.01.2017 / FULDA -
Sich im Badeanzug oder gar Bikini vor fremden Männern zu zeigen, ist für viele Frauen, vor allem für solche mit muslimischem Glauben, unvorstellbar. Darauf wird im Sportbad Ziehers nun im Rahmen der Frauenwoche reagiert. Auf Initiative von Assiya Eisert vom "antonius - Netzwerk Mensch" und der Frauenbeauftragten der Stadt Fulda, Katharina Roßbach, bleibt das Bad nach der regulären Öffnungszeit zwei Stunden lang nur für Frauen geöffnet. In dieser Zeit können sie unbeobachtet schwimmen und baden.
Es ist ein großer Erfolg für einige muslimische Frauen, die derzeit an dem "antonius - Netzwerk Mensch"-Projekt "Familienaktivierung" teilnehmen. Vor ungefähr zwei Jahren sind sie auf Assiya Eisert zugegangen, die schon drei Jahre zuvor einen Gymnastikkurs am Gallasiniring beworben hat, und haben ihr von ihrem großen Wunsch erzählt: ungestört in einem öffentlichen Bad schwimmen. Sie dachten dabei an das alte Stadtbad, in dem es wohl regelmäßig einen Frauenbadetag gegeben hat. Daraufhin fing Assiya Eisert an, sich nach einer Möglichkeit umzuschauen. Eine ihrer Ideen: das Caritas-Schwimmbad in Fulda. "Dort bekamen wir sporadisch die Möglichkeit, ungestört zu schwimmen." Allerdings nur, wenn sich ein Termin ergab, der nicht von einem Verein oder einer Schule besetzt war, was nicht regelmäßig der Fall war.
Aber auch, wenn die Schwimm-Termine für die muslimischen Frauen nur sporadisch stattfanden, kamen sie an. Assiya Eisert erinnert sich noch gut an den ersten Termin, bei dem sie vergeblich auf die Frauen wartete. "Sie haben sich nicht getraut zu kommen, weil das Schwimmbad zwei Glasfronten hat. Sie hatten Sorge, dass jemand hereinschauen könnte." Assiya Eisert war jedoch der Meinung, dass die Frauen dankbar dafür sein könnten, dass sie überhaupt eine Möglichkeit bekommen hatten, das Schwimmbad ab und zu allein zu nutzen. "An den Glasfronten konnte ich nichts ändern."
Das Angebot für Frauen können jedoch nicht nur Muslimas nutzen: "Es gibt genug Frauen, die ungern ins Schwimmbad gehen, weil sie sich dort beobachtet fühlen." Um sie glücklich zu machen, haben die Beteiligten eine organisatorische Herausforderung gestemmt: "Zum einen, weil überhaupt erst einmal ein Zeitraum gefunden werden musste, zu dem das Bad nicht belegt war. Man kann ja zu veröffentlichten oder vereinbarten Badezeiten nicht einfach das Bad schließen. Zum anderen, weil von den 13 Fachkräften der BBG lediglich zwei weiblich sind. Männliches Personal war aber explizit nicht erwünscht." Am Frauen Schwimm- und Badetag sollten nicht nur ausschließlich weibliche Gäste kommen düfen, sondern auch nur weibliches Personal arbeiten. Und das hat die BBG hinbekommen: "Mehr als zwei Stunden lassen sich aber nicht einrichten."
Foto: ON-Archiv