„Gott existiert nicht“

Neujahrsempfang: "Hat die Wissenschaft Gott begraben?"

Dr. Jürgen Spieß und Fritz Schroth. Beim synodalen Neujahrsempfang sprach Dr. Spieß über die Vereinbarkeit in Glauben und Wissenschaft.
Fotos: Marion Eckert

10.01.2017 / HASELBACH - „Hat die Wissenschaft Gott begraben?“ Diese Frage stand über dem Synodalen Empfang zum neuen Jahr in der Christlichen Tagungsstätte Hohe Rhön, zu dem die Dekane Dr. Matthias Büttner (Dekan in Bad Neustadt) und Till Roth (Dekan in Lohr) sowie Fritz Schroth als Mitglied der Landessynode Verantwortungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eingeladen hatten. Der Neujahrsempfang soll als ein Impulsgeber und zugleich Dank für den vielfältigen Einsatz verstanden werden, begrüßte Fritz Schroth die Gäste.



Nach Grußworten von Dekan Büttner, Landrat Thomas Habermann und Schroth griff Dr. Jürgen Spieß aus Dillenburg das Thema des Neujahrsempfangs auf. Spieß hat sich als Althistoriker, in eine Vielzahl von Vorträgen und Veröffentlichungen, unter anderem an verschiedene Eliteuniversitäten, vor allem historischen und naturwissenschaftlichen Anfragen zum Spannungsfeld von Glauben und Wissenschaft gestellt. In der Christlichen Tagungsstätte sprach er von einer neuen Generation von Skeptikern und (Natur-) Wissenschaftlern, die die Welt vom Glauben befreien wollen. „Bei ihnen wird die Gottesfrage zu einer Frage der Wissenschaft.“ Ihr bekanntester Vertreter sei der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins, der in seinem Weltbeststeller „Der Gotteswahn“ zu dem Schluss kommt: „Gott existiert mit ziemlicher Sicherheit nicht.“

Spieß könne sich dieser Aussage nicht anschließen. Es gebe Themen, auf die die Wissenschaft keine Antwort geben könne, wie Fragen der Schönheit, der Ehtik und die der Religion. Zwar sei Gott durch seine Menschwerdung in Jesus Christus datierbar und lokalisierbar geworden, doch zugleich sei er nicht greifbar oder messbar. „Er hat die Welt geschaffen, er steht ihr gegenüber“, sagte Spieß. Wissenschaftlich bewiesen werden könne das aber nicht, zumindest nicht mit den heute zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Methoden. „Die Existenz Gottes ist wissenschaftlich nicht beweisbar, es gibt keinen rein logischen Beweis“, so Spieß.

Gerne werden Dinge, die wissenschaftlich nicht erklärt werden können Gott oder einer höheren Macht zugeschrieben. „Auf diese Weise wird Gott zu einem Lückenbüßergott gemacht“, fasste Spieß zusammen. Doch je mehr die Wissenschaft erklären könne, desto kleiner werde diese Lücke für Gott. „Das ist ein falscher Ansatz“, sagte Spieß. „Gott ist kein Lückenbüßergott. Ich glaube nicht an Gott, wegen der Dinge, die ich nicht verstehen kann, sondern wegen der Dinge, die ich verstehe. Je mehr ich von der Welt verstehe, desto beeindruckter bin ich von Gott, dieser Intelligenz, die hinter allem steht.“

So seien Glaube und Wissenschaft keine Gegensätze, sondern durch die Wissenschaft könne die Großartigkeit und Einzigartigkeit dieses Gottes immer deutlicher wahrgenommen und verstanden werden. Am Beispiel eines Flugzeugs verdeutlichte es Spieß: Je mehr man verstehe, welche technischen Entwicklungen und Findigkeiten notwendig seien, um ein Flugzeug fliegen zu lassen, desto beeindruckter sei man in der Regel. Genauso sei es mit dem Kosmos und dem Leben, sei es mit Gott. „Es ist unfassbar, wie gut alles konstruiert ist. Gerade deshalb kann ich an Gott glauben. Die Wissenschaft kann dazu führen, groß von Gott zu denken.“ Doch das könne nur, wer an Gott glaube. Spieß sprach von Wissenschaftlern, die durch die wissenschaftliche Beschäftigung mit er Welt zum Glauben an Gott kamen. Genauso gebe es eben auch Wissenschaftler, die nicht an Gott glauben. (Marion Eckert) +++

Synodaler Neujahrsempfang in der Christlichen Tagungsstätte Hohe Rhön. Das Bild zeigt von links: Anke und Stefan Schroth, Kriemhild und Fritz Schoth, Dekan Dr. Matthias Bütter und Christina Büttner, Dr. Jürgen Spieß und Ulrike Spieß, Christina Roth und Dekan Till Roth.

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