Transformation - Poesie - Form - Farbe

Mitgliederausstellung des Kunstvereins - syrische Künstler beteiligt

Sherzad Ibrahim, Rawan Atti, Ariya Atti und Evelyn Hellwig (von links) bereicherten die Ausstellungseröffnung mit syrischer Musik.
Fotos: Gudrun Schmidl

08.01.2017 / BAD HERSFELD - Für Stadträtin Birgit zum Winkel ist die Mitgliederausstellung des Bad Hersfelder Kunstvereins, die am Freitag in der Galerie im Stift von ihr eröffnet wurde, ein Höhepunkt im Jahreskreislauf. 40 Künstlerinnen und Künstler haben sich mit dem vom Vereinsvorstand vorgegebenen Thema "Transformation – Poesie – Form – Farbe" auseinandergesetzt und sich von unterschiedlichsten poetischen Texten zu ihren Arbeiten inspirieren lassen. Bei der Auswahl der Poesie waren keine Grenzen gesetzt.



"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" lautet ein Sinnspruch von Mahatma Gandi. Diesen berührenden Text hat Ute Henkel mit Farbe und Pinsel beeindruckend umgesetzt. Die Mehrzahl der Mitglieder hat sich für die Malerei entschieden - so auch Margot A. Knüpfer oder Katja Königshof, deren Werke mit einem ausdrucksstarken Farbenrausch die Ausstellung bereichern. "Machen sie sich ein Bild", forderte der Vereinsvorsitzende Gerhard Zinn die zahlreichen Besucher auf, korrigierte sich aber selbst: "Besser, sie kaufen sich eines der Bilder."



Offensichtlich fühlten sich alle Kunstschaffenden vom ausgewählten Thema angesprochen, denn die allesamt sehenswerten Ergebnisse sprechen für sich. Bei der Umsetzung waren die Künstlerinnen und Künstler völlig frei in der Wahl ihrer Mittel. Gerhard Zinn, dessen großformatiges Werk aussieht wie ein farbenprächtiges abstraktes Gemälde, hat über 30 Fotografien, die eine Wüstenlandschaft von oben zeigen, zu einem Bild zusammengepuzzelt. In den Dünenformationen sind markante Felsen und Spuren zu sehen, die Menschen in der Einsamkeit hinterlassen haben. Neben dieser fotografischen Arbeit wurden die Ideen aber auch in Installationen und Skulpturen umgesetzt.



Zwei Bilder stechen in der Ausstellung dennoch hervor: Gemalt haben sie die syrischen Künstler Sherzad Ibrahim und Ariya Atti. Nach ihrer Flucht aus Syrien leben sie seit gut zwei Jahren in Deutschland. Die jungen Künstler stammen aus dem inzwischen weitgehend zerstörten Aleppo und haben sich dort an der Kunsthochschule kennengelernt. Im Bad Hersfelder Kunstverein fanden die Kunststudenten eine neue künstlerische "Heimat". Gerhard Zinn merkt an, dass die Vereinsmitglieder die Flüchtlinge herzlich aufgenommen und sozusagen "adoptiert" haben. Die Freiheit der Kunst und des Ausdrucks können die beiden Syrer in Deutschland ohne Einschränkung durch Vorgaben der Religion oder Regierung voll ausleben.

Sherzad Ibrahim nahm Bob Dylans Song "The times – they are a-changing", der von Krieg und Frieden handelt, als Grundlage für sein Werk "Burning Butterflies". Ariya Atti hat mit einer ausdrucksstarken Darstellung einer jungen Frau, die ihr Baby stillt, ihre eigenen Gefühle als junge Mutter ausgedrückt, beeinflusst von dem Song "We shall overcome" aus der Feder von Joan Baez. Vor einem Jahr brachte Ariya Atti ihr Baby zur Eröffnung der Mitgliederausstellung des Kunstvereins mit, das in diesem Jahr auf eigenen Füßchen auf Erkundungstour ging, während ihre Mama gemeinsam mit Sherzad Ibrahim und Rawan Atti, die inzwischen auch als Musiker bekannt sind, die Eröffnung musikalisch umrahmte. Unterstützt wurden die drei an diesem Abend von Evelyn Hellwig.

Die Eröffnung wurde außerdem von Jan Frederik Saure mit Poetry-Slam bereichert, was großen Anklang fand. Anschließend war Gelegenheit, mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen und sich die einzelnen Werke erläutern zu lassen, deren Qualität sich von Jahr zu Jahr immer weiter steigert. Diesen Eindruck von Birgit zum Winkel teilten die vielen interessierten Besucher. (Gudrun Schmidl) +++

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