Die MITTWOCHS-KOLUMNE

WIELOCH schreibt an (18) … das neue Jahr 2017



28.12.2016 / REGION - Liebes Jahr 2017,



nur noch wenige Tage bis zu unserem Rendezvous. Ich bin neugierig. Wie tickst du, wie ist dein Charakter? Bist du gütig, zickig, chaotisch oder ganz entspannt? Was wirst du uns in den nächsten 365 Tagen bescheren? Ein Schützenfest auf der Ochsenwiese ohne Sicherheitszaun, einen Weihnachtsmarkt auf dem Uniplatz ohne Betonpoller? Oder verlangst du, dass wir künftig selbst bei uns in der Provinz jedes Domplatz-Konzert in einen Hochsicherheitstrakt verwandeln?

Liebes 2017, eines wünschen sich Milliarden Menschen rund um den gesamten Erdball und Hunderttausende in ganz Osthessen von dir: Glück! Dabei ist Glück relativ, so vielfältig und facettenreich wie ein Eiskristall in der Mittagssonne. Für die Patienten im Klinikum und die verzweifelten Eltern im Kinder-Hospiz bedeutet Glück etwas völlig anderes als für den Lottospieler oder den Junggesellen-Millionär, dem zum Glück die Frau fehlt. Andere machen ihr Glücksempfinden von einem gestrafften Bauch und gelifteten Wangen beim Schönheits-Chirurgen abhängig. Von einem Zweitwagen, einem Dritt-Smartphone, einem Viert-Fernseher. 750 Millionen andere wiederum wünschen sich nichts sehnlicher als sauberes Trinkwasser. Tausende Kinder sterben täglich, weil sie aus verdreckten Pfützen trinken müssen. Wer empfindet bei uns den Wasserhahn als Glück?

Die meisten in unserer Wohlstandsgesellschaft haben verlernt, glücklich zu sein. Daran wirst auch du, liebes 2017, nichts ändern können. Dabei gibst du dir alle Mühe. Höherer Mindestlohn. Mehr Kindergeld. Mehr Zeit für die Steuererklärung. Mobiles Telefonieren im Ausland wird günstiger. Ein zusätzlicher Feiertag. Geschenkt! Doch wie reagiert unser Dauernörgler? 8,84 Euro statt 8,50 Euro pro Stunde hält er immer noch für einen Witz. Er mag keine Kinder. Er gibt seine Steuererklärung trotzdem am 1. Januar ab. Er fährt nicht ins Ausland, und wenn doch: Wen sollte er anrufen? Und am Reformationstag will er lieber arbeiten. Eine Woche Burundi auf Rezept, und unser Motzki wäre geheilt.

Was sind unsere Vorsätze für 2017? Weniger Wampe, weniger Alkohol, weniger Zigaretten? Nichts dran auszusetzen. Aber wie wär’s zur Abwechslung mal mit etwas mehr Demut, einer Prise mehr Dankbarkeit? Nicht jeden Tag. Denn was ist schöner, als sich über Banalitäten aufzuregen. Ich liebe es. Aber ab und zu. Vielleicht einmal im Monat. Das erdet. Das relativiert. Das öffnet den Blick für die Realität. Eine bei uns in vielen Fällen wunderschöne zwischen Rhön und Vogelsberg.

Liebes 2017, du gibst unserem Leben den Rahmen. Du entscheidest die großen Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben. Du bestimmst, ob, wann und bei wem du Schicksal spielst. Die kleinen Farbtupfer jedoch setzen wir selbst. Spaß. Freude. Humor. Träume. Pläne und Ziele. Visionen. Es ist unser Leben. 2017, ich freue mich auf dich.

Mit herzlichen Grüßen

Dein Jochen Wieloch





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