Bewacht mit Maschinenpistolen

"Ein Zeichen der Solidarität" - Fuldaer gedenken der Terror-Opfer von Berlin

Viele Menschen nutzten die Möglichkeit der Andacht
Fotos: Martin Engel

22.12.2016 / FULDA - Zwölf Menschen kostete der Anschlag in Berlin am Montagabend das Leben, 48 weitere wurden verletzt. Nach dem vermutlichen Täter Anis Amri aus Tunesien wird mittlerweile öffentlich gefahndet. Bereits 22 Stunden nach der Tat fand ein ökumenischer Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin statt – in Gedenken der Opfer, aber auch, um ein Zeichen gegen Gewalt und Terror zu setzen. Bundesweit und über die deutschen Grenzen hinaus ist die Anteilnahme groß. Um auch den Fuldaern einen würdigen Rahmen zur Andacht zu bieten, hielt Stadtpfarrer Stefan Buß gemeinsam mit Pfarrer Marvin Lange am Mittwochabend auf dem Fuldaer Weihnachtsmarkt einen ökumenischen Gedenkgottesdienst ab.


 Es sind Bilder, die man in Fulda vermutlich noch nie gesehen hat: An den Rändern des Weihnachtsmarktes, und rund um die Bühne, auf dem der Gottesdienst abgehalten wird, stehen Polizisten mit Maschinenpistolen. Die Zufahrten zum Markt sind bereits seit gestern mit großen Betonpollern versperrt. In der Mitte des Platzes haben sich zahlreiche Menschen versammelt, um gemeinsam der Berliner Opfern zu gedenken. Hier herrscht Stille, nur von den Ständen ringsherum sind fröhliche Lacher und angeregte Unterhaltungen zu vernehmen. Die Leute, die vor der Bühne warten, hoffen auf Halt und Trost durch die Worte der Pfarrer. „Ein Rechtsstaat kann nicht zurückschlagen, denn dann wäre er kein Rechtsstaat“, sagt Stefan Buß. Man müsse in dieser Zeit ein Zeichen der Solidarität setzen und sich immer vor Augen halten, dass Verallgemeinerungen nicht helfen würden. Mit Psalm 102 gedenkt er der Opfern.
 Plastischer drückt es Pfarrer Marvin Lange aus: „Man steht auf einem Weihnachtsmarkt, die Kinder freuen sich, Karussell fahren zu dürfen. Die besinnliche Jahreszeit hat begonnen, man trinkt viel zu süßen Glühwein und hat noch ganz klebrige Finger von der Zuckerwatte…Und dann wird man plötzlich und ohne Vorwarnung durch den Tod voneinander getrennt.“ Lange fragt, ob dies nun der Preis des Rechtsstaates sei. „Dass wir uns fragen, ob wir uns auf den Weihnachtsmarkt trauen? Dass wir Angst davor haben, einen vollen Gottesdienst zu besuchen? Oder Konzerte meiden?“
 Die Menschen bräuchten nun Mut, sagt er, Vertrauen sowie Zuversicht. Man dürfe nicht seine Offenheit verlieren, sind sich beide Pfarrer sicher. „Denen, die uns so etwas antun, geht es ausschließlich darum, uns gegeneinander aufzubringen.“ Dies dürfe man nicht zulassen, denn erst dann hätten sie gewonnen. Die Verunsicherung, Angst und Trauer steht einigen Gottesdienstbesuchern ins Gesicht geschrieben, „was da wohl noch kommen mag?“ fragt eine ältere Frau leise ihren Mann.
 Fast erscheint es für manchen wie eine Antwort, als kurze Zeit später gemeinsam gesungen wird und laut auf dem gesamten Universitätsplatz ertönt: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag." (Miriam Rommel) +++

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