Märchenhaftes Mehrgenerationen-Singspiel

"Das Wasser des Lebens" - erste Regiearbeit von Daniela Schönberg

Das einzigartige Mehrgenerationen-Singspiel, das mit Herzblut für die Aktion "Brot für die Welt" erarbeitet wurde, ist auch etwas für die große Bühne
Fotos: Gudrun Schmidl

09.12.2016 / BAD HERSFELD - Am Anfang war es ein Projekt: Im Oktober 2015 sprach Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes den Bad Hersfelder Musiker und Organisten Udo Diegel an und stellte ihm die Idee eines Mehrgenerationen-Singspiels vor, das im Rahmen der diesjährigen Eröffnung der 58. Aktion "Brot für die Welt" in der Martinskirche aufgeführt werden sollte. Für Diegel war sofort klar, dass es nichts sein sollte, was schon aufgeführt wurde, sondern etwas ganz Einzigartiges. Für das letztendlich von den Projektentwicklern gemeinsam ausgewählte Grimm-Märchen "Das Wasser des Lebens" komponierte er die Musik und lieferte für das Titellied auch den Text. Die Grundlage für das Singspiel und die musikalische Begleitung lagen in seiner Verantwortung, einen wesentlichen Anteil an dem Erfolg hat seine Ehefrau Daniela Schönberg, die das Märchen neu erzählt und interpretiert. Die 39-Jährige schließt im Jahr 2018 ihre Schauspielausbildung an der Schauspielschule Kassel ab und wagte sich bereits jetzt an ihre erste Regiearbeit.



Die Uraufführung am Samstag, 26. November, wurde bejubelt, am ersten Adventssonntag wurde der Festgottesdienst zur landeskirchlichen Eröffnung der 58. "Aktion Brot für die Welt" mit einzelnen Szenen bereichert und zum Senioren-Advent am Donnerstag wurden die älteren Gemeindemitglieder und alle Interessierten noch einmal in eine märchenhafte Welt entführt. In ein Königreich, in dem die Prinzessinen Auxilia (Rahel Osterfeld), Somnia (Katharina Fromm) und Prudentia (Bernadette Krenzer) leben, lieben, lachen, streiten, sich versöhnen und letztendlich um das Leben ihrer Mutter bangen müssen.

Doch schon vorher bietet das Mehrgenerationen-Singspiel alles, was unterhaltend, spannend und berührend ist. Stimmungsvolle Musikuntermalung, schwungvolle Tänze, leise Lieder zum genauen Hinhören, aber auch fetzige Lieder zum Mitklatschen und eine verliebte Prinzessin Prudentia, um deren Hand Prinz Eduard (Ole Pampuch) angehalten hat. Ihre Schwestern, die nicht so viel Liebesglück haben und auch noch die beiden Verliebten bei ihrem Tun am Rande der Etikette beobachtet haben, gönnen ihr das Glück nicht. Später entschuldigen sie sich: "Tut uns leid, dass wir dich bei deinem ersten Kuss gestört haben".

Doch schon bald fallen dunkle Schatten auf das Königreich, denn die Königin erkrankt schwer. Auf den hinterlistigen Rat der intriganten Schwester der Königin (Barbara Fenner-Latzel), die die Position ihrer Schwester einnehmen will, machen sich die drei Schwestern auf den beschwerlichen Weg, um das Wasser des Lebens zur Rettung der Mutter zu finden. In wunderschönen Szenenbildern werden die Begegnungen mit herzallerliebsten Elfen, niedlichen Meerjungfrauen und gar nicht so grimmigen Kobolden auf die Bühne gezaubert. Die kleinsten Fabelwesen werden von Kindern aus der Evangelischen Kindertagesstätte der Martinskirche mit Freude und ohne Scheu gespielt. Ihre Erzieherin Eveline Leiter-Bublitz ist eine der Projektentwicklerinnen und aus ihrer Feder steuerte sie das "Neid-Lied" bei.

Unter die Kobolde mischt sich der von den Bad Hersfelder Festspielen bekannte und überaus beliebte Kleindarsteller Christopher Seban, der vorab als Herold in Erscheinung trat. „Mit oder ohne Kohlensäure“ fragten die frechen Waldbewohner, als die Prinzessin nach dem Wasser des Lebens fragte. Während die Töchter verzweifelt weiter suchen, wird der Herzschlag ihrer Mutter immer schwächer. Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes tritt an ihr Sterbebett, um für sie zu beten. Letztendlich kehren alle drei Schwestern mit dem Wasser des Lebens zurück. Die Helfende, die sich für das Wohl anderer hergibt, die Musikalische, die mit ihrer Musik beglückt und die Jüngste, die in ihrer bunten fröhlichen Welt lebt. Aber welche der drei Schwestern hat den richtigen Trank mitgebracht, welcher kann das Leben der Mutter retten?

Immer wieder Szenenapplaus und zum Abschluss großer Jubel belohnte die Protagonisten für ihr beeindruckendes Spiel und die toll gesungenen Lieder. Kaum zu glauben, dass die Königin (Gisela Diebel) und der König (Werner Herbert) Menschen aus dem Volk sind. Neben begabten Schülerinnen und Schülern der Schauspielschule Kassel werden eine Abiturientin und mehrere Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Bad Hersfeld auch zu Stars. Der Dank von Pfarrer Barthelmes galt allen, die sich zusammen mit ihm ein Jahr lang in der Projektentwicklung engagiert haben. Dazu gehören auch Dr. Sandra Butenhoff, Susanne Peters und Barbara Fenner-Latzel, die zusätzlich eine Rolle übernahm. Für die Tontechnik war Marlon Diegel verantwortlich, die Aufführungstechnik lag in den Händen von Ralf Neumeyer. Die bewegten Naturbilder auf der Großbildleinwand lieferte Bernd Völker.

Schönberg, die sich ihren lang gehegten Wunsch, Schauspielerin zu werden, als dreifache Mutter erfüllt, stand auch schon auf der Festspielbühne. In Dieter Wedels Inszenierung "Komödie der Irrungen" spielte sie eine der Marktfrauen. Was vor einem Jahr als persönliches Projekt begann, wurde durch ihr Wirken und viel Herzblut eine bühnenreife Inszenierung mit Potential für größere Bühnen. Erste Anfragen für weitere Auftritte in Bad Hersfeld und der Region liegen bereits vor. Auch nach einer CD mit der eigens komponierten Musik wurde schon gefragt. Wer sich für das Stück interessiert, kann sich bei ihr unter daniela-schoenberg@gmx.de. melden. (Gudrun Schmidl) +++

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