Tiernothilfe platzt aus allen Nähten
Kapazitäten ausgeschöpft: Samtpfötchen suchen ein neues Zuhause
Fotos: Stefanie Harth/Tiernothilfe ROF
09.12.2016 / ROTENBURG/F. -
Neugierig lugt Mary durch den winzigen Fensterspalt. Vorsichtig balanciert das schwarz-braun-weiß gefleckte Kätzchen auf der schmalen Fensterbank, um Sekunden später einen waghalsigen Sprung hinab auf den Laminatboden zu wagen und sich pfeilschnell in seinem Häuschen zu verstecken. Mary ist eines von vielen Samtpfötchen, die ein erstes Obdach bei den sechs Pflegestellen der Tiernothilfe Rotenburg an der Fulda 1995 e.V. gefunden haben und von den Tierfreunden liebevoll aufgepäppelt werden. „Unsere Kapazitäten sind voll ausgeschöpft“, betont Erika Frobel, die erste Vereinsvorsitzende. „Unsere Pflegestellen platzen quasi aus allen Nähten.“
Viele Menschen würden zudem Tierliebe fehlinterpretieren, indem sie die Streuner fütterten. „Wer füttert, sollte auch für die dringend notwendige Kastration aufkommen“, postulieren die beiden Mitglieder der Tiernothilfe. Seit Jahren fordern Tierschützer bundesweit eine Kastrationspflicht. Durch die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes könnte das Katzenproblem dauerhaft eingedämmt werden. „Jeder Katzenbesitzer sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein und sein Tier unbedingt kastrieren lassen“, appelliert Gerta Uhlmann vor dem Hintergrund, dass Katzen bereits im Alter von etwa sieben Monaten geschlechtsreif sind. Drei Würfe pro Jahr mit jeweils vier bis fünf Nachkommen seien keine Seltenheit. Kleine, heimatlose Samtpfötchen hätten besonders in der kalten Jahreszeit kaum eine Überlebenschance.
„Nicht wegschauen, sondern hinschauen“ – diesem Credo hat sich die Tiernothilfe Rotenburg an der Fulda verschrieben, die sich Mitte 2015 neu formiert hat und eng mit anderen hiesigen Tierschutzvereinen sowie mit dem Veterinäramt und dem städtischen Ordnungsamt zusammenarbeitet. Vorwitzig steckt Mary ihr Köpfchen durch die Pforte ihres Katzenhäuschens. Augenscheinlich fühlt sie sich bei ihrer Pflegefamilie geborgen. Jedoch verkörpert dies für sie nur eine Zwischenstation. Mary und ihre Artgenossen – allesamt Freigänger, keine Wohnungskatzen – suchen ein neues Zuhause.
Eines sollte allen Tierfreunden jedoch klar sein: Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum. „Es ist eine langfristige und verantwortungsvolle Aufgabe, Hund, Katze und Co. ein Zuhause zu geben“, unterstreicht Gerta Uhlmann. „Eine solche Entscheidung bedarf einer intensiven Überlegung.“ Schließlich würden alle Jahre wieder Tausende Zwei- und Vierbeiner nach dem Weihnachtsfest in den ohnehin schon überfüllten Tierheimen abgegeben oder gar in der Pampa ausgesetzt werden. Über Spenden oder neue Mitglieder würde sich die Tiernothilfe sehr freuen: Kennwort „Spende“, Bankverbindung: Bankverein Bebra e.G., IBAN: DE84 5326 1202 0000 5238 79. Mehr Infos unter: http://www.tiernothilfe-rotenburg.de/blog/. (Stefanie Harth) +++