Landeskirchen eröffnen Aktion

Brot für die Welt: "Satt ist nicht genug" - Gottesdienst in der Martinskirche

Nach dem Festgottesdienst nahmen Konfirmand Lucas Schäfer, Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Konfirmand Daniel Simenkof, Pfarrer Detlev Knoche, Kindergartenleiterin Eveline Leiter-Bublitz, Dr. Ruth Gütter, Dr. Ute Greifenstein, Kirchenvorsteherin Andrea Ehrhardt-Handtke, Günter Schwarz, Vorstand des Hessischen Bäckereiinnungsverbandes und Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes (von links) Aufstellung für ein Erinnerungsfoto
Fotos: Gudrun Schmdl

28.11.2016 / BAD HERSFELD - Mit einem Festgottesdienst in der Evangelischen Martinskirche in Bad Hersfeld wurde am 1. Advent die landeskirchliche Eröffnung der 58. Aktion Brot für die Welt gefeiert. Bereits zum dritten Mal ist der Eröffnungsgottesdienst ein gemeinsamer Gottesdienst der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Die Martinskirchengemeinde wurde aufgrund ihres herausragenden Einsatzes für das evangelische Hilfswerk von den Verantwortlichen des Zentrums für Ökumene mit der Ausrichtung dieses besonderen Gottesdienstes beauftragt.

„Satt ist nicht genug – Zukunft braucht gesunde Ernährung“ lautet das diesjährige Motto. Brot für die Welt widmet sich seit drei Jahren verstärkt der weltweiten Mangelernährung und stellt die Ernährung in den wachsenden Städten der Entwicklungsländer ins Zentrum der diesjährigen Spendenaktion, denn bis 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Die Anzahl der Hungernden beträgt gleichbleibend etwa 800 Millionen. Weniger bekannt ist, dass weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen an Mangelernährung leiden, die dadurch anfälliger für Krankheiten und weniger leistungsfähig sind. Kinder sind deswegen in ihrer Entwicklung körperlich und geistig massiv beeinträchtigt. Jedes vierte ist zu klein für sein Alter und Millionen, die jedes Jahr von mangelernährten Müttern geboren werden, haben Hirnschäden. Mangel zeichnet Kinder fürs Leben. Mangelernährung behindert Entwicklung und Lernen ebenso wie Hunger. Satt ist nicht genug.

Bischof Prof. Dr. Martin Hein hielt die Predigt und ließ keinen Zweifel dran, dass es uns in Deutschland gut geht. „Die Lebensmittel sind in Deutschland so billig wie sonst nirgendwo. Es geht uns sogar so gut, dass jährlich 11 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll landen. Gerecht ist das nicht“. Er ruft die Konsumenten auf, ihr eigenes Verhalten zu überdenken, mit der sie an der Ungleichheit beteiligt sind und ermuntert, bewusster zu leben und bewusster einzukaufen. „Wir sind in einer globalisierten Welt verbunden, ob wir wollen oder nicht“. Er bekräftigt: „Wir haben ein Ungerechtigkeitsproblem. Wenn es gerecht zuginge, hätten alle genug“. In seiner Predigt erinnert er, dass Jesus uns nicht nur Gerechtigkeit schenkt, er will auch, dass wir gerecht sind. An die Gottesdienstbesucher gerichtet, mahnt er an: „Wer alles billig haben will, trägt dazu bei, dass andere Menschen in anderen Ländern, die diese Waren herstellen, kein Auskommen haben“. Enttäuscht und hoffnungsfroh zugleich stellt er fest: „Wahrscheinlich braucht es noch viele Aktionen Brot für die Welt, bis wir alle das begriffen haben“.

Den Festgottesdienst gestalteten außerdem Gemeindepfarrer Karl-Heinz Berthelmes, Oberlandeskirchenrätin Dr. Ruth Gütter, Oberkirchenrat Pfarrer Detlev Knoche, Kirchenvorsteherin Andrea Ehrhardt-Handtke, Dr. Ute Greifenstein als Referentin für Brot für die Welt, Sebastian Bethge an der Orgel und Konfirmanden mit einem Poetry-Slam. Mitglieder des Ensembles vom Mehrgenerationensingspiel, das am Samstag in der Martinskirche mit riesigem Erfolg uraufgeführt wurde, zeigten Ausschnitte aus dem Märchen „Das Wasser des Lebens“. Hier geht es in Anlehnung an das gleichnamige Grimmsche Märchen um Gut und Böse, um Hinterhältigkeit und Liebe. Für dieses Projekt haben alle Beteiligen ein Jahr lang im Rahmen der Aktion Brot für die Welt gearbeitet. Kindergartenkinder und Konfirmanden der Martinskirche spielen neben Schauspielstudenten und Senioren. Eine Wiederholung ist geplant.

Am 1. Adventssonntag wurde die Aktion „5.000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ abgeschlossen. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Landeskirchen in Hessen haben bereits zum dritten Mal Brote zugunsten von Kinder- und Jugendbildungsprojekten in Ländern des globalen Südens gebacken. Aufgrund des riesigen Erfolges von Hessen ausgehend, beteiligen sich seit zwei Jahren alle Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland gemeinsam mit dem Verband Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt, dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks und dem evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt. Für diese Aktion öffnen Bäckerbetriebe ihre Backstuben, junge Menschen gewinnen damit zugleich Einblick in einen handwerklichen Beruf. In Bad Hersfeld stellte sich die Bäckerei Jäger in den Dienst der guten Sache, denn alle Brote werden gespendet. Bei der Aktion „5.000 Brote“ erleben Konfis wie bei der Speisung der Fünftausend, dass genug für alle da ist, wenn wir miteinander teilen. 2016 gehen die Spenden der Aktion „5.000 Brote“ an Jugendbildungsprojekte in Ghana, El Salvador und Albanien.

Nach dem beeindruckenden, der Bedeutung gerecht werdenden Gottesdienst in der Martinskirche gab es Kaffee, Kuchen, Herzhaftes und die Gelegenheit, die von den Konfirmanden gebackenen Brote gegen eine Spende zu erwerben. Zudem bot der Bad Hersfelder Weltladen fair gehandelte Waren an. (pm/Gudrun Schmidl) +++

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