Emotional aufgeladene Debatte
Streit um die Ortsumgehung Wartenberg / B 254 - Runder Tisch geplant
Ortsdurchfahrt Wartenberg
ON-Archiv: Marcel Grösch
28.11.2016 / LAUTERBACH -
Die Ortsumgehung Wartenberg wird in der Region kontrovers diskutiert. Jetzt haben sich die Konfliktparteien, darunter die Stadt Lauterbach und die Gemeinde Wartenberg, auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt, um die emotional aufgeladene Diskussion wieder zu versachlichen. Bei einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch am Sonntag in der Kreisverwaltung in Lauterbach informierten Rainer-Hans Vollmöller, Bürgermeister von Lauterbach, Olaf Dahlman, Bürgermeister von Wartenberg, Jens Mischak, erster Kreisbeigeordneter und MdB Michael Brand über die Ergebnisse ihres mehrstündigen Treffens am Samstag.
"Am Montag sollte in der Gemeindevertretersitzung in Wartenberg eine Entscheidung bezüglich der Ortsumgehung getroffen werden. Bürgermeister Dahlmann zieht seinen Antrag nun jedoch zurück", erklärt Brand. Man habe sich am Wochenende der Frage gewidmet, wie in der verfahrenen und polarisierten Diskussion pro und contra der Ortsumgehung wieder Brücken geschlagen werden können. "Wir sind uns einig, dass es einen sachlichen Austausch mit Argumenten für und gegen das Projekt geben muss." Am Ende müsse eine Entscheidung auf einer breiten Grundlage stehen. Niemand habe ein Interesse daran, dass es in der Region zu einer unnötigen Spaltung komme. Daher sei es richtig, sich nun Zeit für den Austausch zu nehmen.
Konkret habe man sich bei dem Treffen, bei dem auch die Fraktionsvorsitzenden der CDU und SPD in Wartenberg anwesend waren, auf drei Punkte geeinigt, so Mischak. "Der Vogelsbergkreis wird die Rolle eines Moderators während der Diskussion einnehmen. Zweitens soll ein runder Tisch eingerichtet werden, an dem Wartenberg, Lauterbach und der Landkreis Chancen und Risiken der Ortsumgehung diskutieren. Drittens soll ein Gutachten in Auftrag gegeben werden." Es sei perspektivisch sinnvoll, mit einer Stimme zu sprechen.
"Die Straße hat in Lauterbach schon immer eine breite Mehrheit", hebt Vollmöller hervor. Parallel zum interkommunalen Austausch habe Lauterbach auch selbst einen Prozess angestoßen. "Wir wollen das Projekt in einer Sitzung des Bauausschusses vorstellen und den Kontakt zu Wartenberg bezüglich der Risiken halten. Ein Wirtschaftsforum ist angedacht, in dem Chancen mit dem Einzelhandel diskutiert werden sollen."
Dahlmann wünscht sich eine gute Diskussionskultur und gibt zu, durch seinen Antrag selbst für die Zuspitzung der Situation gesorgt zu haben. "Ich finde diese Zuspitzung war richtig." Nur so seien alle Beteiligten dazu bewegt worden, sich jetzt gemeinsam an einen Tisch zu setzen. "Aus Sicht Wartenbergs setzen wir mit dem Gutachten das fort, was wir ohnehin vereinbart hatten. Erste Ergebnisse soll es im Frühsommer geben."
Am Freitag verabschiedet der Bundestag den Bundesverkehrswegeplan und somit auch die Ortsumgehung von Wartenberg. "Sollten sich Beteiligten entgegen meiner Erwartung nicht für die Straße entscheiden, wird diese in ihrer Priorität abgestuft", erklärt Brand. Letztlich könnten sich womöglich andere Kommunen über die so frei werdenden Mittel freuen. Eine Entscheidung zur Ortsumgehung in Wartenberg sei im nächsten Herbst zu erwarten. (Toni Spangenberg) +++