Wie der Vater, so der Sohn
Frankfurter Feuerwehrchef Reinhard Ries: Ein Junge vom "Landecker Amt"
Fotos: Gerhard Manns (6) / Feuerwehr Frankfurt/Ries (3)
27.11.2016 / SCHENKLENGSFELD -
Es ist schon sehr beeindruckend und eine seltene Gelegenheit, wenn man ihm gegenübersitzt und Fragen zu seinem Werdegang als Feuerwehrmann stellt. Die Rede ist von Professor Dipl.-Ing. Reinhard Ries, dem 60-jährigen Chef der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main. Ganz besonders freuen sich seine Mutter Lina und sein Vater Reinhard, wenn er mal auf der Durchreise zur Hessischen Landesfeuerwehrschule nach Kassel ist und einen kurzen Abstecher in seinen Heimatort Schenklengsfeld, Kreis Hersfeld-Rotenburg macht.
Da hat seine Mutter schon frischen Kaffee aufgebrüht und aus dem Topf auf dem Herd duftet es wie früher nach Hausmannskost. Den Topfdeckel hat er mal kurz angehoben und gerochen, da kommt dann der Appetit von ganz alleine. OSTHESSEN|NEWS hatte die seltene Gelegenheit und konnte in seinem Elternhaus mit seinem Vater und mit ihm sprechen und Fragen stellen.
Vater Reinhard hatte viele Ehrenämter in Schenklengsfeld
Viele Umstrukturierungen
Nach der Übernahme seiner Position als Chef von einer der größten Berufsfeuerwehren in Deutschland stellte er gleich fest, dass die Feuerwehr Frankfurt am Main gar nicht so gut aufgestellt war, wie das manchmal nach außen hin dargestellt wurde. Viele Löschfahrzeuge waren Prototypen und im Aufbau völlig unterschiedlich, sodass die Helfer, wenn sie auf ein anderes Fahrzeug kamen, Schwierigkeiten hatten sich zurechtzufinden. Die Gerätschaften waren nie einheitlich bei allen Fahrzeugen am selben Ort, sondern die Einsatzkräfte mussten auf Suche gehen wo was liegt oder welches Gerät wo verlastet war. Das ist mittlerweile vorbei, jeder Löschfahrzeugtyp ist identisch und die Sucherei hat damt ein Ende. Bei der Feuerwehr Frankfurt am Main sind auch die mehr als 40 Rettungswagen der Feuerwehr- und Rettungsdienste komplett identisch.
Weil er sich zwei Stellvertreter in die Führungs-Hierarchie geholt hatte, wurde ihm das damals von einigen konservativ Denkenden als Führungsschwäche angelastet. Schon kurze Zeit später hat man aber gemerkt, dass dem nicht so ist, denn von den beiden Stellvertretern ist einer für die Gefahrenabwehr und einer für die Infrastruktur verantwortlich
"Die Zeiten der Einzelkämpfer und der Helden an der Spitze seien vorbei, deswegen die beiden Stellvertreter, das sind starke Persönlichkeiten", so die Feststellung von Reinhard Ries.Ries bezeichnete das als den größten Strukturwandel bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main und nannte noch den Neubau von zehn neuen Feuer- und Rettungswachen mit insgesamt 12 Standorten und 8 neuen Feuerwehrhäusern mit insgesamt 28 Standorten und die damit verbundene Reduzierung der Hilfsfrist auf nunmehr acht Minuten. Insgesamt 98 Prozent der Stellen bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt/M sind besetzt und das sei als gut zu bezeichnen.
Hochwasserschutz vom Bastler Reinhard Ries sen.
Zum Abschluss des Pressegesprächs macht er noch auf seine Erfindung zum Hochwasserschutz aufmerksam. Unter dem Namen „AQUARIWA“ gibt es schon seit einigen Jahren eine patentierte Lösung für den schnellen und effektiven Schutz gegen Überflutung. Im Juni 2013 hat Reinhard Ries jun. selbst gegen Wassermassen gekämpft, denn das Hochwasser der Elbe bedrohte das Örtchen Gartow im Niedersächsischen Wendland. Dort hatte die Frankfurter Feuerwehr das System mit runden Tonnen, die mit Wasser gefüllt werden sehr erfolgreich eingesetzt und so den Ort vor einer drohenden Evakuierung bewahrt. Dieses System hatte sein Vater in seiner Garage ausgetüftelt und es gilt unter Experten als das innovativste und wirtschaftlichste System in Deutschland. Gerade für Regionen, die regelmäßig mit Überflutungen zu kämpfen haben, dürfte dieses System von Vorteil sein.Informationen dazu gibt es im Internet unter www.aquariwa.de. (Gerhard Manns) +++