Tausendsassa aus dem Rheinland

Ob Arktis oder Alpen: Corinna Eckardt liebt extreme Herausforderungen

Corinna Eckardt in ihrem Reich: Hier behandelt und trainiert die 48-Jährige ihre Patienten
Fotos (5): Tobias Herrling

22.11.2016 / SPORT - Ob 330 Kilometer über die Alpen oder einen Ultra-Marathon durch die Arktis – für Corinna Eckardt ist wohl keine Herausforderung zu extrem. Kein Wunder, die 48-Jährige aus dem Bad Hersfelder Stadtteil Kathus ist Extremsportlerin und immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Ihre Vita – sowohl beruflich als auch sportlich – ist beeindruckend.



Ob „Tausendsassa“ eine passende Beschreibung ihrer Person wäre? Bei dieser Frage schaut Corinna Eckart beinahe verlegen. „Man kann mich gerne so bezeichnen, aber ich sehe das nicht ganz so“, will Eckardt ihr Engagement nicht zu hoch hängen. Die 48-Jährige arbeitet selbstständig als Sporttherapeutin und Personaltrainerin, hält Seminare und gibt Kurse – und das Ganze zusätzlich zu ihren zwei festen Arbeitsstellen. „Langweilig wird mir jedenfalls nicht“, sagt Eckardt lachend. Dabei ist Corinna Eckardt quasi eine Quereinsteigerin. Die Extremsportlerin ist gelernte Arzthelferin, bevor sie beruflich einen neuen Weg eingeschlagen hat.

„Durch meine sportlichen Aktivitäten bin ich immer weiter in diese Schiene hinein gekommen und habe letztlich mein Hobby zum Beruf gemacht“, erzählt Eckardt im Gespräch mit ON|Sport. Begonnen hat alles, so erzählt Corinna Eckardt, beim ASV Köln. Im Rheinland, ihrer Heimat, fiel den Verantwortlichen früh ihr sportliches Talent auf – und forderten und förderten Eckardts Laufbahn. Ihr Steckenpferd sind läuferische Disziplinen. Aber Marathon und Triathlon wichen irgendwann den Extremläufen wie dem Transalpin-Run oder dem Polar-Run. „Für mich geht es einfach um körperliche Grenzerfahrungen. Ich will wissen, was möglich ist“, sagt Eckardt über ihre Motivation und ergänzt: „Das klingt jetzt vielleicht bescheuert, aber für mich ist das wirklich ‚Quality Time‘. Das ist die Zeit, die nur mir gehört.“

Den Weg nach Osthessen fand Eckardt vor 18 Jahren. Der Grund? Ihr Ehemann Franz. Den lernte sie einst im Urlaub kennen – und lieben. Zunächst zog Franz zu ihr nach Köln, beendete dort sein Studium und kehrte dann gemeinsam mit Corinna Eckhardt nach Bad Hersfeld zurück. „Das war schon eine riesige Umstellung, aber man gewöhnt sich an alles. Und hier habe ich ja alles, was ich brauche“, sagt Eckardt über den Schritt aus der rheinischen Großstadt in die osthessische Provinz. Für zwei Jahre lebte die 48-Jährige zwischendurch aber wieder in einer Metropole. Sie zog es über den großen Teich nach Chicago. „Ich habe dort an einer Schule gearbeitet, das war eine ganz tolle Zeit“, erzählt Eckardt. Von ihrem Arbeitgeber wurde Corinna Eckardt aber nach zwei Jahren wieder zurück nach Deutschland geschickt.

Zurück in der Heimat bastelte die 48-Jährige weiter an ihrer Selbstständigkeit und erweiterte ihre Angebote. Da Corinna Eckardt auch die A-Lizenz besitzt, darf sie sämtliche Sportarten trainieren. So kam es, dass sich die Extremsportlerin seit über einem Jahr auch für Flüchtlinge engagiert. Neben Sportkursen übt sie mit etwa 100 Jungs und Mädels auch dreimal in der Woche das Schwimmen. Keine einfache Sache. „Diese Menschen sind über das Wasser nach Europa gekommen, traumatisiert und brauchen eine spezielle Betreuung“, erzählt Eckardt über ihre Arbeit mit den Flüchtlingen, bei der – vor allem bei den Mädchen - ihr pädagogisches Geschick gefragt ist. „Sie sind natürlich noch einmal reservierter und zurückgezogener“, berichtet Eckardt. Ihre Motivation? „Aus einer Bleiente einen Manta zu machen“, sagt Eckardt lachend. Aber neben dem sportlichen Ehrgeiz stehe auch die soziale Verantwortung im Vordergrund. „Diese Menschen sind sehr dankbar, wenn man ihnen hilft. Ihnen bei der Integration zu helfen, ist eine wichtige Aufgabe.“

Was die eigenen, künftigen sportlichen Ambitionen angeht, hält sich Corinna Eckardt bedeckt. „Für mich stand zuletzt erst einmal meine berufliche Laufbahn im Vordergrund. Mal sehen, was ich demnächst angehen werde“, sagt Eckardt, die sechsmal pro Woche nach getaner Arbeit zum Laufen geht. Welches Extrem sie wohl als nächstes angehen wird? Über die Alpen und durch die Arktis ist Corinna Eckardt ja bereits gelaufen. (Tobias Herrling) +++

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