Alle Strecken auf dem Prüfstand
Die Deutsche Bahn plant die Halbierung des Schienenlärms bis 2020
Fotos: Toni Spangenberg
19.11.2016 / FULDA -
Lärm macht krank und schränkt Lebensqualität ein. Das wissen auch die Bundesregierung und die Deutsche Bahn und haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Lärmbelastung, die von der Schiene ausgeht bis 2020 zu halbieren. Bei einer Informationsveranstaltung im Bronnzeller Bürgerhaus am Freitag klärte die Bahn mehr als 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger über aktuelle Lärmschutzpläne und bereits umgesetzte Projekt auf.
"So ein Informationsforum ist keinesfalls selbstverständlich", gibt Dr. Heiko Wingenfeld, Fuldas Oberbürgermeister zu bedenken. 1866 sei die Domstadt an das Bahnnetz angeschlossen worden. Seit 1991 gibt es den ICE-Halt. "Wir sind dankbar, dass die Bahn zum wirtschaftlichen Erfolg der Region beigetragen hat. Andererseits bedeutet die Bahnstrecke aber auch immer eine Belastung für die Menschen." Durch einen engen Austausch wolle die Stadt dazu beitragen, dass sich die Bahn gut weiterentwickeln kann.
Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel (SPD) ist der Ansicht, dass der Bund bisher viel geleistet habe. "Wenn die 150 Millionen Euro von der Deutschen Bahn in diesem Jahr nicht vollständig abgerufen werden können, besteht jetzt erstmals die Möglichkeit diese ins kommende Jahr zu übernehmen." Die Regierung plane auch weiterhin, die Bürger vor Lärm zu schützen, nur sei das Planungsrecht kompliziert und langwierig.
Michael Brand (MdB, CDU) sieht dagegen dringenden Handlungsbedarf. "Zum einen muss das vom Bundesverkehrsministerium geplante Gesetz kommen, dass auch Ausländer verpflichtet, sich an die Lärmgrenzwerte in Deutschland zu halten und eine Lärmhalbierung bis 2020 umzusetzen." Zum anderen dürfe es nicht zu viele Ausnahmen geben. Derzeit befinde sich Verkehrsminister Alexander Dorbrinth noch in Verhandlungen mit der EU. Passiven Lärmschutz in Form von entsprechenden Fenstern hält Brand für nicht ausreichend.
Robert Vey fragt, ob es eine Möglichkeit gibt, die Strecke Niesig-Lehnerz mit aktiven Lärmschutzmaßnahmen zu versehen. Vornhusen entgegnet, dass dies mit dem Auftrag des Bundes, das Gesamtkonzept zu ändern, nun möglich sei. "Doch wann genau hier etwas getan werden könnte, steht erst Anfang 2018 fest. Dann haben wir alle Berechnungen abgeschlossen", ergänzt Jahnel. Lothar Jestädt aus Eichenzell möchte wissen, wie die Bahn mehr Güter auf die Schiene bringen will. "Der Güterverkehr soll und muss auch steigen, gerade mit Blick auf die Klimapolitik. Es ist aber kein Ziel, die Güterzüge schneller zu machen. Wir wollen stattdessen die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen, unter anderem durch Veranstaltungen wie diese", entgegnet Vornhusen. Für viele der Gäste, war die Infoveranstaltung äußerst aufschlussreich. So resümierte Edwin Balzer aus Eichenzell etwa: "Ich habe jetzt wieder Hoffnung, dass sich etwas tut." (Toni Spangenberg) +++