"Deine Manndeckung"

Fast 400 Gäste beim ersten "Männertag" - reges Interesse an Prostatakrebsvorsorge

v.l.: Thomas Heider, Theocharis Yiakoumos, Jörg Simon, Melanie Schremmer, Heiko Wingenfeld, Karsten Fischer, Horst Feldmann, Tilman Kälble
Fotos: Carina Jirsch

13.11.2016 / FULDA - Mit so einem Ansturm haben die Verantwortlichen nicht gerechnet. Im Vorfeld des Abschlussevents der Aktion "Deine Manndeckung", die Männer zur Prostatakrebsvorsorge animieren will, gingen rund 359 Anmeldungen beim Förderverein der Krebsberatungsstelle Fulda ein. Doch es kamen mehr zum ersten Fuldaer "Männertag". Der 370 Menschen fassende Fürstensaal des Stadschlosses war am Samstagvormittag bis auf den letzten Platz gefüllt. In fünf Fachvorträgen wurden den anwesenden Gästen die wichtigsten Infos zur Prostata und ihrer Erkrankung mit an die Hand gegeben.



"Wir wollten möglichst vielen Menschen die Gelegenheit geben, sich über die Prostatakrebsvorsorge zu informieren. Daher entschieden wir uns, anders als ursprünglich geplant, nicht für die Alte Aula, sondern den größeren Fürstensaal als Veranstaltungsort", erläutert Prof. Horst Feldmann, erster Vorsitzender des Fördervereins für die Krebsberatung Fulda. Ihm sei es ein besonderes Anliegen den Verein durch die "Manndeckung" bekannter zu machen, um so mehr Unterstützer zu akquirieren. "Der Förderverein unterstützt die Beratungsstelle finanziell, weil die Gelder der deutschen Krebshilfe nicht ausreichen."

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld eröffnete den "Männertag" offiziell. "Es freut mich, dass doch mehr Menschen gekommen sind, als ich erwartet hätte. Das widerlegt doch das Vorurteil, dass sich Männer nicht für die Vorsorge interessieren." Der Tag zeige, dass es Fortschritte beim Thema Vorsorge gebe. Neben Freiheit und Erfolg, sei die Gesundheit das wichtigste im Leben der Menschen, habe eine Umfrage ergeben. "Daher ist es wichtig, ein Bewusstsein für die Gesundheit zu schaffen." Natürlich spiele Veranlagung und Glück eine Rolle, aber ein Stück weit habe es jeder selbst in der Hand, durch Vorsorge länger und besser zu leben. "Wir als Stadt bieten ein Umfeld, dass zur Vorsorge ermuntert."

"Dass heute so viele Menschen gekommen sind, um sich über die Vorsorge zu informieren, ist der Verdienst vieler", erklärt Prof. Tilman Kälble, Chefarzt für Urologie am Fuldaer Klinikum. In einer Zeit, in der die Praxen brechend voll seien, sei es schön, dass die vortragenden Ärzte dennoch Zeit für den "Männertag" gefunden haben. "Dass Frauen zum Frauenarzt gehen, ist selbstverständlich. Aber nur 15 Prozent der Männer gehen auch zur Vorsorge. Dabei ist das Prostatakarzinom die dritt häufigste tödliche Krebsart beim Mann." Hier müsse sich etwas tun. Diese Mentalität sei auch die Ursache dafür, dass Männer statistisch gesehen sechs bis sieben Jahre früher sterben als Frauen. "Ich würde mich freuen, wenn jeder von Ihnen nach den Vorträgen auch regelmäßig zur Vorsorge geht. Sie ist harmlos und tut nicht weh."

Der leitende Oberarzt Dr. Karsten Fischer betonte in seinem Vortrag die Dringlichkeit der Thematik. "Jedes Jahr sterben 13.500 Männer in Deutschland an Prostatakrebs. Hilfreich bei der Vorsorgeuntersuchung kann die Bestimmung des PSA-Werts sein." Die Bestimmung dieses Werts zahlen die gesetzlichen Krankenkassen derzeit nicht. Grund sei die Störanfälligkeit. "Medikamente, Sport, Geschlechtsverkehr und vieles mehr können den Wert beeinflussen." Dennoch sei es ratsam ihn zu ermitteln. "Eine noch laufende europäische Studie zeigt, dass die Sterblichkeit der 55 bis 69-Jährigen durch die frühzeitige Behandlung, verbunden mit der Ermittlung des PSA-Werts, um 27 Prozent zurückgegangen ist." Je höher der Wert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, einen Tumor zu haben. Wer einen Vater oder Bruder hat, der an einem Prostatakarzinom leidet oder litt, habe eine hohe Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken.

Allerdings ist nicht jedes Karzinom bösartig. Dr. Thomas Heider, Arzt in der urologischen Gemeinschaftspraxis in der Bahnhofstraße, erläuterte die Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung. "Häufig verengt eine vergrößerte Prostata die Harnröhre. Diese Vergrößerung kann mit Medikamenten oder einer Operation behandelt werden." Die Operation mittels eines Lasers oder einer Elektroschlinge könne man sich so vorstellen, als ob man eine Apfelsine von innen ausschabt. "Keine Angst, die Potenz leidet nicht und die Kontinenz in der Regel auch nicht."

Die Behandlung des Prostatakarzinoms war Thema des Vortrags von Oberarzt Dr. Theocharis Yiakoumos. Oberärztin Dr. Melanie Schremmer nahm sich dem sensiblen Problem der Erektionsstörungen an. Über Allgemeines zu Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems bei Männern informierte Dr. Jörg Simon, der seine Praxis im Fuldaer Altstadt-Carree hat. (Toni Spangenberg) +++

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