So feiern Menschen ohne Zuhause Weihnachten
An Heiligabend soll niemand frieren: Caritas veranstaltet Fest für Obdachlose
Fotos: Winfried Möller
20.12.2016 / FULDA -
Heiligabend, der Tisch ist festlich geschmückt, genauso wie der Christbaum in der Ecke, unter dem schon die eingepackten Geschenke funkeln, und der Braten auf den Tellern duftet himmlisch. Ein Christfest, wie es sein muss. Es gibt jedoch auch Menschen, für die ein solches Fest alles andere als selbstverständlich ist: Obdachlose zum Beispiel. Unter dem Schutzmantel der Caritas bekommen sie aber seit 31 Jahren die Gelegenheit, sich einen Abend lang richtig verwöhnen zu lassen. Bescherung, festliches Abendessen und Weihnachtslieder inbegriffen. Ungefähr 100 bis 120 Menschen ohne festen Wohnsitz werden das Angebot auch in diesem Jahr wieder nutzen.
Im Inneren der Altentagesstätte sind die Tische festlich geschmückt, es gibt sogar einen Christbaum, und die Kuchenfrauen aus Pilgerzell haben bereits am Tag zuvor allerlei Kuchen gebacken, mit denen die Gäste gleich willkommen geheißen werden. Sie müssen für den festlichen Abend hier in der Kanalstraße nichts zahlen, sich lediglich vorher anmelden. Flyer mit Anmelde-Karten legt die Caritas schon Wochen vorher an Orten wie der Bahnhofsmission aus. Der Verband hat die Organisation des Festes übernommen, als Heinz Rumpf verstorben ist. Zehn bis 15 Ehrenamtliche bedienen seitdem in jedem Jahr die Obdachlosen. "Sie sollen sich einen Abend lang richtig gut fühlen. Sie sollen spüren, dass der Heiligabend etwas Besonderes ist. Dazu gehört natürlich auch das Bedientwerden", sagt Torsten Hammer von der Wohnungslosenhilfe. Und auch der religiöse Aspekt des Weihnachtsfests spielt eine große Rolle. "In den vergangenen Jahren haben Bischof Algermissen, einige Pfarrer und der Generalvikar an der Feier teilgenommen." Auch Fuldas Oberbürgermeister sei einige Male dabei gewesen.
Das Essen für den Abend wird von Spendengeldern bezahlt, die Getränke sponsert seit Jahren Förstina. "Es gibt alles, was das Herz begehrt, jedoch keinen Alkohol." Das ist vermutlich aber auch der einzige Unterschied zu einem herkömmlichen Weihnachtsabend im Kreis der Familie. Ansonsten sorgen die Caritas und die vielen Ehrenamtlichen für alles: Sogar eine Bescherung unterm Christbaum gibt es. Firmen und Privatpersonen packen im Vorfeld kleine Pakete mit Inhalten wie Hygieneartikeln, Kleidungsstücken oder Süßigkeiten.
Ihr Leid, das sie so tagtäglich erfahren, ist auf der Weihnachtsfeier immer eins der Themen, über die gesprochen wird. "Wenn dann Weihnachtslieder gesungen und Gedichte vorgetragen werden, erinnern sich viele an früher, wie das Weihnachtsfest in ihrer Kindheit war", erzählt Möller. Einige der Obdachlosen würden sich eigene Musikstücke wünschen, und einer von ihnen würde sogar in jedem Jahr ein Gedicht vortragen wollen. "Das sind solche Momente, in denen man merkt, dass das Weihnachtsfest im Haus Jakobsbrunnen für die Menschen etwas Besonderes sind." Und wenn Hammer und Möller gegen Abend nach Hause zu ihren Familien zurückkehren, dann wird ihnen einmal mehr bewusst, dass sie etwas haben, was viele Menschen nicht haben. "Unsere Arbeit können wir nur machen, weil auch unsere Familien dahinterstehen und akzeptieren, dass wir vielleicht während des Festessens nicht dabei sind." (Suria Reiche) +++