Mehr Stellen als Bewerber
Quo vadis AZUBIS? Umgedrehte Verhältnisse auf dem Ausbildungsmarkt
Fotos: Stefanie Harth
03.11.2016 / BAD HERSFELD -
Es wird für Unternehmen immer schwieriger, Azubis für sich zu gewinnen: Der sich bereits in den Vorjahren abzeichnende Trend, wonach die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz zurückgeht und die Zahl der Ausbildungsstellen steigt, hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr der Berufsberatung fortgesetzt. Diese Bilanz zog am Donnerstagmittag Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, der gemeinsam mit den regionalen Netzwerkpartnern, sprich: Industrie- und Handelskammer (IHK), Kreishandwerkerschaft, Schulamt und Landkreis, das Ausbildungsjahr 2015/16 analysierte.
Im Detail suchten über die Arbeitsagentur in Bad Hersfeld und das Kreisjobcenter Hersfeld-Rotenburg 831 junge Leute eine Lehrstelle – das sind im Vergleich zum Vorjahr 75 Personen weniger. Auf der anderen Seite wurden dem Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur 1.039 Ausbildungsplätze zur Besetzung in 2016 gemeldet, dies entspricht einem starken Zuwachs von 126 Stellen (13,8 Prozent). „Wir können für unsere Region festhalten, dass sich die Verhältnisse auf dem Ausbildungsmarkt nun endgültig gedreht haben. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg rechnerisch 125 Ausbildungsstellen“, fasste Waldemar Dombrowski die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt zusammen. Das ist hessenweit ein Spitzenwert, der nur vom Landkreis Fulda übertroffen wird: Hier entfallen auf 100 Bewerber 158 Stellen.
„Die Betriebe in der Region zeigen angesichts der anhaltend guten Wirtschaftslage und der demografischen Herausforderungen in der Zukunft eine hohe Ausbildungsbereitschaft“, bekräftigte der Arbeitsagentur-Chef. „Erfreulich ist, dass die meisten trotz einer sich immer schwieriger gestaltenden Suche nach beruflichem Nachwuchs nicht resignieren, sondern bei den Anforderungen den jungen Menschen entgegenkommen.“
„Wir sollten prüfen, ob wir künftig nicht vermehrt auf die betriebliche Umschulung bauen sollten“, erläuterte Waldemar Dombrowski. „Es gibt ein Potential von 25- bis 35-Jährigen, das immer wieder zwischen Anlerntätigkeiten und Arbeitslosigkeit hin- und herpendelt. Das dürfen wir bei dem jetzt schon in zahlreichen Berufen vorhandenen Fachkräftemangel nicht hinnehmen.“
Die Bilanz der Daten zur Ausbildungsvermittlung bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Ottokar Schwerd, Teamleiter der Berufsberatung, appelliert: „Jugendliche und junge Erwachsene, die bislang weder einen Ausbildungsplatz noch eine tragfähige Alternative gefunden haben, sollten sich zur Nachvermittlung bei der Agentur für Arbeit melden. Auch die bislang unversorgten Bewerberinnen und Bewerber haben noch eine Chance: wir werden uns intensiv um sie kümmern.“ Für diejenigen, die nicht sicher sind, ob sie ihr Studium fortsetzen möchten, biete sich ebenso ein Beratungsgespräch bei der Agentur für Arbeit an. Eine Terminvereinbarung bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda ist möglich unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800/4555500.
„Der Landkreis Hersfeld-Rotenburg entpuppt sich als eine Ausbildungsregion“, unterstrich der Arbeitsagentur-Chef abschließend. „Diesen Aspekt wollen wir überregional vermarkten.“ Um junge Leute aus den Nachbarkreisen oder anderen Gefilden des Landes nach „Waldhessen“ zu locken, plant die hiesige Arbeitsagentur gemeinsam mit ihren regionalen Netzwerkpartnern, 2017 eine Initiative zu starten. (pm/Stefanie Harth) +++