Zum 500. Jubiläumsjahr der Reformation

Im Zeichen der Ökumene - Festgottesdienst in Christuskirche - 59 BILDER


Alle Fotos: Martin Engel

01.11.2016 / FULDA - Ein großes Banner mit dem Martin-Luther-Zitat „Das Wort Gottes ist eine Speise. Wer sie isst, der hungert immer danach“ schmückte am Donnerstagabend das Portal der Fuldaer Christuskirche, als viele Mitglieder der evangelischen Gemeinde wegen des Reformationstages zum Festgottesdienst kamen, der das 500. Jubiläumsjahr der Reformation einläutete. Am 31. Oktober 1517 nämlich hatte Luther, wie man annimmt, seine 95 Thesen zu Buße und Ablasshandel an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen.



Dekan Bengt Seeberg nahm in seiner Begrüßung gleich Bezug zum Wort Gottes. „Die evangelische Kirche erinnert zum Jubiläum an das wichtigste Ereignis der damaligen Zeit: Luthers Bibel-Übersetzung vom Lateinischen ins Deutsche, damit alle Christen sie lesen konnten.“ Die Luther-Bibel sei hierzulande die am meisten genutzte Bibel und habe die deutsche Sprache bis auf den heutigen Tag entscheidend mitgeprägt. „Immer wieder wurde sie sprachlichen Veränderungen unterzogen, und so wird die evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck auch zum Jubiläum 1500 Exemplare einer überarbeiteten Fassung vorlegen.“ Die Einführung dieser neuen Altarbibel stellte am Donnerstag einen Höhepunkt des Abends dar.

Diesen habe bis in den Wortlaut hinein noch sein erst am 22. Oktober unerwartet verstorbener Kollege Pfarrer Dr. Heinz Georg Henning vorbereitet. „Dieser Gottesdienst ist sein Kind gewesen, und wir wollen Seiner gedenken.“ Dass ein für den Anschluss an den Kirchgang geplanter Luther-Punsch abgesagt wurde, wofür Seeberg um Verständnis bat, war unter den Gemeindemitgliedern eine Selbstverständlichkeit. Der Dekan dankte dem katholischen Stadtpfarrer Stefan Buß – „dem einzigen Bunten heute Abend unter den Pfarrern hier“ – dafür, dass dieser sich ohne zu zögern bereit erklärt habe, die Predigt zu halten, in der Buß zunächst erklärte, er habe von Pfarrer Hennings Tod am See Genezareth erfahren.

„Das hat auch viele in unserer katholischen Pfarrei tief bewegt.“ Noch vor Kurzem hätten er und Henning zusammen ökumenische Gottesdienste zelebriert, etwa beim 100. Jubiläum der Domschule oder auf dem Fuldaer Herbstfest. Buß bezeichnete den Reformationstag als „einen bedeutungsvollen Tag für die Ökumene“ und bezog sich auf die vorangegangene Lesung von Paulus‘ zweitem Korinther-Brief, Kapitel fünf. „Das Alte ist vergangen. Es geht nicht mehr darum, sich in seinen Traditionen abzugrenzen. Es gibt die Möglichkeit Ernte einzufahren, und wir haben die Chance Wunden zu heilen.“

In Fulda werde die Ökumene konkret gelebt, und er verwies als Beispiel auf die ökumenischen Christuswallfahrten der jüngsten Jahre. „Mit der Botschaft Jesu Christi müssen Protestanten und Katholiken gemeinsam in der Welt präsent sein, um Antworten auf die drängenden Fragen dieser Zeit zu geben.“ Eine Botschaft, die in der Christuskirche viel Beifall fand. Beim liturgischen Ablauf des Festgottesdienstes, der in angemessener feierlicher Zurückhaltung stattfand, wirkten mit: Pfarrer Christian Pfeifer (Petersberg), Pfarrer Wolfgang Echtermeyer (Künzell), Pfarrerin Tina Oehm-Ludwig (Aschenberg), Pfarrerin Anke Händler-Kläsener (Herz-Jesu-Krankenhaus), Pfarrer Stefan Bürger (Kreuzkirche), Pfarrerin Jana Koch-Zeißig (Christuskirche) sowie Pfarrer Marvin Lange (Bonhoeffer-Gemeinde). Für den gelungenen musikalischen Rahmen sorgten die Kantorei sowie der Bläserchor der evangelischen Kirchengemeinde. (Matthias Witzel) +++

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