Fettnäpfchen waren gestern

Grußworte sind out - Unternehmer lernen Politik- und Business-Knigge

Wirtschaftsförderer des Landkreises Bad Kissingen Frank Bernhard, Referentin Karoline Bünker, WJ-Kreissprecherin Barbara Gutmann, Sparkassenvorstand Roland Friedrich
Foto: B. Köth

27.10.2016 / BAD KISSINGEN - Stundenlange Grußworte und Begrüßungsarien sind out. Dennoch gibt es Regeln bei repräsentativen Anlässen, die Respekt und Wertschätzung zum Ausdruck bringen und Gesellschaftsformen anerkennen. Karoline Bünker, Diplom-Soziologin aus Dresden brachte in ihrem Vortrag „Wertschöpfung durch Wertschätzung – Etikette aus Politik und Wirtschaft“ das Regelwerk eines protokollarischen Ablaufs bei Veranstaltungen näher. Zu dem Vortrag hatten die Wirtschaftsjunioren in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises Bad Kissingen gestern in den Sparkassenpavillon eingeladen, zu dem mehr als 60 Unternehmer und Vertreter aus Kommunen, Institutionen und Verbänden kamen.



Gleich zu Beginn zeigten Landrat Thomas Bold, WJ-Kreissprecherin Barbara Gutmann und Sparkassenvorstand Roland Friedrich, wie eine protokollkonforme Begrüßung gehen kann. Kurz, knapp und witzig mit einem direkten Bezug zu den Gästen und den Referenten, so war das herzliche Willkommen der Veranstalter und des Hausherrn. Karoline Bünker, Diplomsoziologin und Mitinhaberin der Agentur Müller & Bünker lobte den Einstieg und erklärte, warum es Regeln für repräsentative Anlässe, ein sogenanntes Protokoll oder Zeremoniell gibt. „Ein Protokoll legt Formen des Umgangs fest“, sagte Bünker. Karoline Bünker gab dabei immer wieder einen Einblick in das Berufsleben von sich und ihrer Mutter Heidrun Müller, die langjährige Protokollchefin des Freistaates Sachsen war. Protokolle gab es schon in der Bibel. An vielen Stellen wurde die Ordnung sichtbar.

"Diese Regeln sind aber wie Pergamentpapier um ein Geschenk, geschmeidig und nicht starr", sagte Bünker und zeigte anhand der Sitzordnung des ehemaligen Ministerpräsidenten Biedenkopf auf, dass auch protokollarische Sitzordnungen verändert werden können. Biedenkopf wollte gerne neben seiner Frau sitzen und so wurde ein neues Placement, eine sächsische Besonderheit, geschaffen.

Im zweiten Teil des Vortrages gab Karoline Bünker ganz praktisches Handwerkszeug an die Hand. Grundordnung ist stets die Rangordnung, sagte sie. So komme der Bundespräsident vor dem Bundestagspräsident, die Bundeskanzlerin vor dem Bundesratspräsident. Faustregel bei der Erstellung eines Protokolls sind unter anderem die Berücksichtigung von Hierarchien, Lebensalter, Dienstjahre, Mandatsträger gehen vor Beamte und erworbene Titel sind ranghöher als verliehene Titel. Aber wie begrüßt man richtig, war dann die Frage. Ganz einfach, der Rangniedrigere grüßt den Ranghöheren, der Herr die Dame und Jung grüßt Alt. Beim Vorstellen gab es auch Tipps von Karoline Bünker, denn der Mitarbeiter stellt den Kunden vor, der Hinzugekommene wird den Anwesenden vorgestellt. Die Sitzordnung, auch Placement genannt, ist immer der schwierigste Teil bei einem offiziellen Anlässen. Wer sitzt wo? Wer darf neben wem sitzen? Karoline Bünker nutzt mittlerweile zur Planung ein IT-System um die komplexen Verstrickungen darzustellen.

Das Fazit von Karoline Bünker war: Grußworte haben einen Sinn. Sie ehren den Gastgeber und den Anlass und setzen einen würdigen Rahmen. Es ist jedoch erlaubt und empfohlen, die Grußworte in der Anzahl und der Redezeit zu begrenzen. Ein sehr interessanter Vortrag mit wertvollen Tipps, sagte Bernadette Köth. Beim anschließenden Imbiss konnten die Unternehmer die erworbenen Kenntnisse gleich testen und kamen ins Gespräch.Text: A. Schmitt +++




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