Bedrohte Vogelwelt in Hessen

Umweltministerium legt neue Rote Liste vor - Bestandssituation weiterhin kritisch

Der Schwarzstorch gehört auch zu den gefährdeten Vogelarten in Hessen (Symbolbild)
Foto: O|N Archiv

29.10.2016 / REGION - "Mit der neuen Roten Liste der Vögel ist eine umfassende Bestandsaufnahme über den Zustand der hessischen Vogelwelt erfolgt. Das ist wichtige Grundlage, um darauf aufbauend Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen zu können", sagte Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser anlässlich der Veröffentlichung der neuen Roten Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens, die vom Umweltministerium herausgegeben wird.

Die Rote Liste gibt einen Überblick über die aktuellen Zahlen: In Hessen sind darin 217 Brutvogelarten verzeichnet. 12,6 Prozent der regelmäßigen oder ehemals regelmäßigen Brutvogelarten Hessens sind ausgestorben. 18,9 Prozent sind vom Aussterben bedroht. Nur 38,9 Prozent der Arten gelten als ungefährdet. Alle bedrohten Vogelarten und genaue Zahlen dazu gibt es auf der Homepage des Umweltministeriums Hessen.

Trotz spektakulärer Erfolge bleibt Bestandssituation kritisch



Beim Schutz von Groß- und Greifvogelarten, die häufig auch als "Flaggschiffarten" des Naturschutzes gelten, konnten in den vergangenen 25 Jahren bei einigen Arten spektakuläre Erfolge gefeiert werden, wie beispielsweise bei der Entwicklung des Weißstorches, der Wanderfalken und der Uhus. Diese zwischenzeitlich ausgestorbenen Arten konnten nun sogar aus der aktuellen Roten Liste entlassen werden. Der konsequente Schutz der Brutplätze und das Abstellen der direkten Verfolgung durch den Menschen haben bei diesen Arten die positiven Entwicklungen ermöglicht.

Für viele der heimischen Brutvogelarten ist die Bestandssituation aber weiterhin kritisch. Für die meisten Arten, die bereits in hohe Gefährdungskategorien eingestuft wurden, hat sich die Situation nochmals verschärft. Für den Kiebitz, der auch das Titelbild der Roten Liste ziert, wurden zwar in den verbliebenen Brutgebieten zusammen mit Vogelschützern massive Schutzmaßnahmen unternommen. Die Bestandssituation ist aber weiterhin kritisch. Von ehemals mehr als 2.000 Brutpaaren ist der hessische Bestand auf 250 bis 400 Paare zurückgegangen. Erstmals auf der Roten Liste befindet sich der Kuckuck. Auch bei ihm wirkt sich neben der Klimaerwärmung die Intensivierung der Landnutzung negativ aus.

Zeitnahe Umsetzung der Maßnahmen ist erforderlich

Die hessische Landesregierung begegnet dem Rückgang von Arten im Rahmen der Biodiversitätsstrategie beispielsweise mit Artenhilfsprojekten, Agrarumweltmaßnahmen und umfassenden Managementplänen in Schutzgebieten. "Diese müssen zeitnah umgesetzt werden, damit sich der Zustand der hessischen Vogelwelt verbessert", so Dr. Tappeser. Zudem hat die Landesregierung Kooperationsverträge mit der Rohstoffindustrie abgeschlossen. Denn oftmals können zum Beispiel im Abbau befindliche Kies- und Sandgruben wichtige Ersatzlebensräume für gefährdete Arten bieten, die hinsichtlich ihrer Brutplätze auf Rohböden oder Steilwände angewiesen sind. Die Kooperation soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden.

"Wir sind im Naturschutz auf Kooperation und Entgegenkommen von Landnutzern angewiesen. Aber wie viel ärmer wären wir ohne imposante Vogelarten wie Schwarzstorch, Braunkehlchen oder gar den Gesang der Feldlerche", so Dr. Tappeser. Gerade gefährdete Vogelarten zeigten durch ihr Vorkommen an, dass die Natur auch als Lebensraum des Menschen zwar noch in Ordnung aber gefährdet sei. "Darum lassen Sie uns alle unseren Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und damit unserer Natur- und Erholungsräume leisten", so die Staatssekretärin abschließend. +++

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