Die MITTWOCHS-KOLUMNE

WIELOCH schreibt an (9) … die Horror-Clowns



26.10.2016 / REGION - Hirnlose Horror-Clowns,

Kalle kennt Ihre Fratzen. Ihre Fahndungsbilder liegen in seinem Körbchen. Kalle ist ein ausgewachsener Berner Sennenhund. Beim abendlichen Gassigehen ist er jetzt ganz besonders aufmerksam. Für mich spielt es keine Rolle, ob Sie mich nur aus Spaß vermummt mit einem Baseballschläger und einem Messer erschrecken oder mir tatsächlich schaden wollen. Kalle ist das erst recht wurscht. Ich werde ihn nicht zurückhalten, wenn er Ihnen Ihre Clown-Maske vom Kopf pflückt und zu Konfetti verarbeitet.



Sie brauchen keine Fratzen, Sie sind selbst Monster. Menschlicher Abschaum. Widerliche Kreaturen, die im Dunkeln aus Gebüschen auf Gehwege und Straßen springen, kleine Kinder verfolgen, Mütter angreifen und Autofahrer zu gefährlichen Manövern zwingen. Dann fühlen Sie sich stark und überlegen. Sie sind emotionale Amokläufer, Terroristen der Bürgersteige. Weil Sie nichts in der Birne haben, ziehen Sie sich eine Maske über Ihren Vakuum-Schädel. Ihr wahres Gesicht wollen Sie nicht zeigen. Wie ein Bankräuber mit Sturmhaube gehen Sie mit entstellter Clown-Kostümierung auf Beutejagd.

„Ein Clown ist ein Artist, dessen primäre Kunst es ist, Menschen zum Lachen zu bringen“, definiert Wikipedia die tollpatschigen Kerle mit der roten Nase und den großen Schuhen. Kinder gehen in den Circus, weil sie Clowns lieben. Krankenhäuser engagieren Klinik-Clowns zum Aufheitern der Patienten. Am Rosenmontag ist Fulda mit kleinen und großen Clowns übersät. Idiotische Horror-Clowns, Sie verbreiten nicht nur Angst und Schrecken. Sie rauben unseren Kleinen auch eine Illusion: Der Clown gehört zu den Guten. Es ist so schön, an das Gute zu glauben. Ans Christkind. An den Osterhasen. Und an den Clown, den sympathischen Kumpel.
Kriminelle Grusel-Clowns, Sie haben es geschafft, dass die Polizei an Halloween mehr Beamte einsetzt. Salafisten, Reichsbürger, Einbrecher – und jetzt auch noch Sie. Mir reichen an Halloween Vampire, Harlekins, Mumien und Zombies. Ist’s ein liebes Skelett, das an der Haustür klingelt und nur Süßigkeiten will? Oder ein böser Clown, der mich mit Kettensäge erwartet? Was sind Sie nur für Arschlöcher!

In was für einer Zeit leben wir? Ist es nicht genug, Angst vor Terroristen zu verspüren? Jetzt fürchten wir uns schon vor Clowns. Kalle gönnt sich gerade ein Nickerchen unter dem Schreibtisch. Er versteht die Welt der Zweibeiner nicht mehr. Ich auch nicht.

Mit herzlichen Grüßen


Jochen Wieloch





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