Herz-Kreislauf-Zentrum will guten Ruf zurück - Lob von Gesundheitsminister GRÖHE
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (Bildmitte) lässt sich den hochtenisierten Operationssaal von Prof. Dr. Ardawan Rastan erklären
Alle Fotos: Hans-Hubertus Braune
26.10.2016 / ROTENBURG -Es war ein historischer und wichtiger Polit-Besuch am Dienstag im osthessischen Rotenburg an der Fulda. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Hessens Sozialminister Stefan Grüttner (beide CDU) haben im Herz-Kreislauf-Zentrum (HKZ) den Startschuss für ein universitäres Zentrum mit den Fachdisziplinen Kardiologie und Pneumologie gegeben. Das HKZ will nach Jahren des Investitionsstaus, der drohenden Insolvenz und dem Rückgang von Patientenzahlen seinen guten Ruf als Spezialklinik zurück erobern. Ziel sei es wieder eine Leuchtturm-Funktion zu übernehmen, nicht nur in Deutschland. Die Weichen dafür sind gestellt, denn es gibt unterschriebene Kooperationsvereinbarungen mit der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim sowie der Universitätsklinik Gießen-Marburg.
Der Landkreis Hersfeld-Rotenburg hat das HKZ im Frühjahr 2016 gekauft und das Krankenhaus so aus der Privatwirtschaft in die kommunale Trägerschaft überführt. „Wir haben ein medizinisches Konzept entwickelt, das heute deutlich an Kontur gewinnt“, sagt Landrat und Aufsichtsrats-Chef Dr. Michael Koch (CDU) vor rund 100 geladenen Gästen, darunter viele Politiker und Spitzenvertreter aus der Medizin. Es habe viel Kraft und Zeit gekostet - und er versicherte auch den rund 2.700 Mitarbeitern des neuen Klinikverbunds Hersfeld-Rotenburg, dass ihre Zukunft mit diesem Schritt langfristig gesichert sei und der Kreis viel Verantwortung für die Region übernehme.
„Wenn es im Notfall schnell gehen muss, brauchen wir gut erreichbare Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung. Gleichzeitig gilt aber auch: Gerade bei sehr komplizierten planbaren Eingriffen bedarf es der Spezialisierung. Alleskönner gibt es nicht“, erklärte Gesundheitsminister Gröhe vor Ort und betonte: „Die Zusammenarbeit in einem regionalen Verbund wie hier in Hessen hilft dabei, besondere Fähigkeiten und spezialisiertes Wissen besser untereinander auszutauschen.“ Das Herz-Kreislauf-Zentrum Rotenburg gehe einen neuen, bundesweit einzigartigen Weg, um den Patienten eine ortsnahe und bedarfsgerechte Versorgung auch in Zukunft zu sichern. „Das ist beispielhaft“, so der Bundesminister.
Die Koordination der künftigen Rotenburger Schwerpunkte Kardiologie, Herzchirurgie, Pneumologie und Pneumo-Onkologie obliegt dem Gießener Universitätsprofessor Dr. Dr. Friedrich Grimminger . Er hat das Medizinkonzept federführend entwickelt und spricht von einer „mutigen, aber weitreichenden Entscheidung“ der politisch Verantwortlichen. "Wir wollen bundesweit wieder Spitzenmedizin im Bereich der Herz- und Kreislauferkrankungen anbieten und in Europa unter die Top 5 der Herzzentren kommen." Damit das gelingt, hat er ein Team aus Chefärzten zusammengestellt.
Kardiologie und Kardiochirurgie werden weiter ausgebaut
Das medizinische Konzept beinhaltet konkret, neben der schon im Oktober in Betrieb gegangenen Geriatrie, dem Ausbau der kardiologischen- und neurologischen Rehabilitation eine Schärfung des herzmedizinischen Profils. Hier wird aufgrund der rasanten Entwicklung in der Kardiologie der Fachbereich in vier Teilbereiche untergliedert, denen jeweils ein leitender Arzt vorsteht. Hierzu gehören die valvuläre und coronare Intervention- Prof. Dr. Holger Nef, der Fachbereich Herzinsuffizienz und coronare Intervention- PD. Dr. Dieter Fischer, die Rhythmologie - Dr. Stefan Steiner und die nichtinvasive Diagnostik - Dr. Reinhard Funck. Erweitert wird das Angebot durch die Einrichtung des internistischen Teilgebietes Angiologie. Hier laufen z.Zt. das Zulassungsverfahren und die Planungen innerhalb des Konzerns. Die Kardiochirurgie liegt weiterhin in den bewährten Händen des renommierten Herzchirurgen Prof. Dr. Ardawan Rastan. Eine Ergänzung des kardiochirugischen Portfolios am Standort Rotenburg wird die enge Kooperation mit der Klinik für Gefäßchirurgie des Klinikums unter Leitung von Dr. Markus Schmidt darstellen.
Neues Angebot - Pneumologie
Die Neuerung heißt Lungenheilkunde am Herz-Kreislaufzentrum. Hier wird unter der Obhut von Prof. Dr. Ulrich Wagner ein neues medizinisches Angebot in Rotenburg etabliert. Gemeinsam mit dem Hersfelder Onkologen Prof. Dr. Jürgen Lohmeyer wird Prof. Dr. Wagner unter anderem ein Lungenkrebszentrum aufbauen. Weitere Schwerpunkte der allgemeinen Pneumologie werden die Bereiche Bronchoskopie und Langzeitbeatmung sein.
Zeitplan und Entwicklung
Alle Maßnahmen sollen bis spätestens 1. Januar 2017 schrittweise umgesetzt werden. „Die Zukunft der Spitzenmedizin in Deutschland ist vernetzt, interdisziplinär und hochspezialisiert. Sie muss sich in ihrer Qualität messen lassen und wissenschaftlicher Innovation zugänglich sein“, so Prof. Grimminger. „Nur so kann sie im internationalen Wettbewerb ihre Position behaupten, denn die Veränderungen gerade in der Kardiologie haben ein rasantes Tempo angenommen.“
Der Geschäftsführer des Klinikverbunds Hersfeld-Rotenburg, Martin Ködding, blickt ebenfalls stolz in die Zukunft: „Unser übergeordnetes Ziel ist eine Vernetzung dieser drei hessischen Spitzenzentren in der cardio-pulmonalen Medizin. Wir bilden mit Kerckhoff und Gießen-Marburg ein Dreigestirn.“ Die einheitliche, qualitativ hochwertige Medizin bedeute für den Standort Rotenburg, dass Spitzenmedizin auf den ländlichen Raum gebracht werde. „Aber auch andere Patienten aus Hessen und Deutschland profitieren, denn durch die Anbindung an die Uniklinik tragen wir zum Medizinfortschritt auf unserem Spezialgebiet bei.“ (Christian P. Stadtfeld) +++