Bürgermeister Felix (8) regiert

Bank, Arbeitsamt, Bäckerei in „Mini Fulda“ begeistern 70 "Bewohner"

Bürgermeister Felix hat es drauf
Fotos: Julian Batz

22.10.2016 / FULDA - Der derzeit im Kanzlerpalais residierende Bürgermeister ist ziemlich selbstbewusst und gibt der Presse gegenüber versiert Auskunft über alle Rathaus-Interna. Der achtjährige Felix regiert immerhin schon seit knapp einer Woche über die 70 Bewohner von Mini-Fulda und weiß genau, wie man sich bei seinen jungen Mitbürgern beliebt macht: die Löhne sollen steigen, hat er im Wahlkampf versprochen und dafür prompt eine veritable Mehrheit von 44 Stimmen bekommen.


Das Amt für Jugend, Familie und Senioren der Stadt Fulda bietet jeweils in der ersten Herbstferienwoche eine Spielstadt für Kinder im Forum Kanzlerpalais an. Den Kindern wird so die Möglichkeit geboten, das „echte Leben“ auszuprobieren. Zuerst steht die Registrierung im Einwohnermeldeamt an, bevor es anschließend zum Arbeitsamt geht. Dort können sich die jungen Bürger dann einen Job suchen, etwa bei der Tagesschau, im Zeitungsteam, als Musiker oder in der Bäckerei. 10 Taler sind der wohlverdiente Lohn.

Damit kann in der Spielstadt bezahlt werden, zum Beispiel Schmuck, die Zeitung, Eintritt für das Theater, Süßigkeiten oder Getränke. Die Ganz- und Halbtags-Jobs werden jeden Morgen neu verteilt, damit die "Arbeitnehmer" möglichst in jeden Beruf mal reinschnuppern können. Auch als Selbständiger kann man sich Taler verdienen: im Eis-Salon, im Tatoo-Studio oder im Kino können kreative Kräfte sich austoben.

Am heutigen Freitag sind die Eltern mit eigenen Stadtführern im ganzen Kanzlerpalais auf Entdeckungsreise und amüsieren sich über den Elan und Eifer, den die jungen Bäcker, Button-Verkäufer, Bankmitarbeiter und Nachrichtensprecherinnen an den Tag legen. Carmen Woide erzählt, ihre Tochter Emma sei anfangs gar nicht einverstanden gewesen, dass sie in den Ferien schon um halb neun in der Spielstadt sein sollte. "Mama, spinnst Du?", habe sie sich empört. Aber Mamas sind eben schlau. "Wart mal ab", lautete ihr Tipp - und sie behielt Recht.

Schon am zweiten Tag war Emma - wie allen anderen Kinder - hellauf begeistert von den toll organisierten Angeboten in der Mini-Stadt. "Sie brauchte nicht mal mehr einen Wecker." Und damit ist sie nicht allein. "Wir haben jedes Jahr mehr Anmeldungen, als wir Kinder unterbringen können", sagt Ulli Greb, einer der 19 Betreuer und Mitarbeiter im Jugendbildungswerk. Die 70 Plätze sind immer schnell vergeben, denn wer einmal dabei war, möchte wiederkommen. Das Konzept geht offensichtlich auf, die Mini-Stadt macht Spaß - und bildet ganz nebenbei. (Carla Ihle-Becker) +++

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