Begegnung mit Bob Dylan

Eindrücke von der Buchmesse - O|N-Reporter Matthias Witzel unterwegs


Alle Fotos: Matthias Witzel

22.10.2016 / FRANKFURT/M - An allem ist nur Stefan Aust dran schuld. Denn wäre der Herausgeber der „Welt“ am Donnerstag pünktlich zu seiner Buchvorstellung von „Hitlers erster Feind“ erschienen, in dem er Konrad Heiden porträtiert, jenen frühen Gegner der nationalsozialistischen Bewegung, dann hätte ich den Auftritt von Herman van Veen nicht verpasst. So aber kam ich verspätet am Stand des Senders DeutschlandradioKultur an und konnte den holländischen Barden, Autor und Clown – Sie wissen schon: „Weg da, weg da, weg da!“ – nur noch als Zuschauer der Sendung „Lesart“ erleben, die mit van Veens neuem biografischen Buch „Erinnerte Tage“ eröffnet worden war.



Wer sich auf die Frankfurter Buchmesse begibt, die seit Dienstag fürs Fachpublikum geöffnet ist und am Samstag und Sonntag auch Privatbesucher empfängt, der braucht einen Plan, wo was gerade stattfindet, sonst ist man in dieser gigantisch großen Bücherschau verloren. Als Service für ihre Leser wird die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS deshalb den Terminkalender der Buchmesse fürs Wochenende durchforsten und die vielversprechendsten Events mit Orts- und Zeitangaben noch ins Netz stellen.

Sendungen wie die „Lesart“ sind auf der Buchmesse besondere Publikumsmagneten, so auch am Donnerstag die von Tina Mendelsohn moderierte „Kulturzeit“, in der der ehemalige Chefredakteur der türkischen Tageszeitung „Cumhuriyet“ und Bestsellerautor Can Dündar („Lebenslang für die Wahrheit: Aufzeichnungen aus dem Gefängnis“) unter den wachen Augen eines Bodyguards mutige Worte gegen das Erdogan-Regime fand und dafür reichlich Applaus erntete.

Zum Schmunzeln dann die Sendung „Das blaue Sofa“: Als Luzia Braun den stellvertretenden Feuilletonchef der „Berliner Zeitung“ Jens Balzer zum Thema Popmusik interviewte, war die Tontechnik ausgestiegen. Die lapidare Feststellung der Moderatorin: „Dann müssen wir das Gespräch eben noch einmal führen.“


Da Essen und Trinken ein Schwerpunktthema der diesjährigen Buchmesse sind, ging’s am Donnerstag zunächst weiter zum italienischen Meisterkoch Pasquale Piccinno, der mit seinen Kreationen bereits Filmstars wie Sean Connery in den Drehpausen begeisterte. Seit einiger Zeit hat er die Dinkelküche und Kräuterkunde der Hildegard von Bingen für sich entdeckt, kombiniert diese mit der mediterranen Küche und hat nun ein Kochbuch darüber verfasst. Als am Stand Dinkelbrot gereicht wird, findet ganz in der Nähe ein provisorisch abgehaltener Buchmesse-Gottesdienst statt.

Nach einem Kurzbesuch beim osthessischen Michael-Imhof-Verlag, über den OSTHESSEN|NEWS zum Messe-Ende am Sonntag gesondert berichten werden, ist die nächste Station der schön gestaltete Stand des Mainzer Gutenberg-Museums, wo der Besucher unter Anleitung des historisch kostümierten Personals selbst Drucke anfertigen kann. Der Clou des Gutenberg-Standes ist ein 3D-Drucker, der fortlaufend eine etwa zehn Zentimeter große pinke Gutenberg-Figur druckt. „Schließlich“, so erklärt man dem Publikum, „wollen wir zeigen, dass wir nicht beim Bleisatz stehen geblieben sind.“

Da Flandern und die Niederlande die Ehrengäste der diesjährigen Buchmesse sind, lohnt ein Gang in eine Ausstellung von Plakaten, die in einem Wettbewerb unter deutschen Hochschülern quasi zur Begrüßung der Gastländer angefertigt wurden. Vor dem Siegerplakat, das einen dicken jungen Mann mit Bart in einer Badewanne zeigt und mit dem Slogan „Denn das Meer ist meine Seele“ versehen ist, entspannt sich ein kurzes Streitgespräch. Ob ich das Bild lustig fände, will eine Messe-Besucherin von mir wissen, oder ob es nicht, wie sie vermute, eher rassistisch sei. Ich entscheide mich für lustig, und die Dame lässt mich stehen.

Nachdem man sich stunden- und kilometerlang durch Bücherberge und Menschenmassen gearbeitet hat, ist ein Besuch des Mini-Standes der Schweizerin Esther Bruni-Steigmeier genau das Richtige, um durchzuschnaufen. Dort setzt man sich einen Kopfhörer auf, wird zehn Minuten lang mit kosmischen Klängen berieselt und ist so wenigstens akustisch für eine kurze Zeit vom Rest des Rummels abgeschnitten. Gleich beim Messestand um die Ecke stand er dann plötzlich vor mir: Literatur-Nobelpreisträger Bob-Dylan. Zwar nur als kleine Bücherstütze, aber immerhin. (Matthias Witzel)   +++

PS: Den „Lesart“-Beitrag mit Herman van Veen kann man übrigens im Internet-Auftritt von DeutschlandradioKultur nachhören. Sehr empfehlenswert!   +++

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