"Fühlt sich an wie auf Wolken"

Basketball und Tischtennis auf Rädern - Ein Jahr inklusive Sportgruppe - VIDEO

Normalerweise benutzt Bea Schäfer Prothesen, beim Sport mit der inklusiven Sportgruppe sitzt sie allerdings im Rollstuhl

21.10.2016 / FULDA - Mit Mühe zieht Bea Schäfer die festen Kompressionsstrümpfe nach unten. Es kostet sie jedes Mal Kraft. Doch die bringt sie gerne auf, wenn sie sich jeden Mittwochabend fertig macht. Fertig für den Rollstuhl, obwohl sie auf ihren Unterschenkelprothesen eigentlich ganz souverän unterwegs ist und vor allem ganz selbständig. Gerne gibt sie ihre Prothesen dennoch für eineinhalb Stunden in der Woche ab, um mit anderen Menschen in der inklusiven Sportgruppe in der neuen Turnhalle der Bardoschule gemeinsam Basketball zu spielen. 



Das Angebot der Sportgruppe ist wachsend. Unterstützt wird sie dabei von vielen Sponsoren aus der Region, die ihren Beitrag leisten, damit die Gruppe Equipment wie die Sportrollstühle kaufen kann. Nicht nur Basketball, auch Boccia und Tischtennis kann man dort rollstuhlgerecht und unter Anleitung von Trainern spielen und weitere Sportarten sollen in Kürze folgen. Seit etwa einem Jahr ist die Gruppe damit eine wichtige Einrichtung für Menschen mit Behinderung, die Spaß und Bewegung nicht missen möchten, weiter mobil und aktiv sein wollen. Auch Menschen ohne Behinderung können zu ihnen stoßen. Die Teilnahme ist vollkommen frei und kostenlos und jeder ist herzlich eingeladen.Für das Angebot ist Bea Schäfer vor allem Hanns-Uwe Theele, dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda, dankbar. Er treibt das stetige Wachstum des Sportangebots voran. "Sport ist für mich von sehr großer Bedeutung. Er gibt mir ein Gefühl von Freiheit", sagt Schäfer. Vor ihrer Beinamputation arbeitete sie als Krankenschwester, trieb immer viel Sport und ist auch Jahre danach noch immer die aktive junge Frau, die sich ihre Selbstständigkeit so gut es geht erhält. Vor einigen Jahren erkrankte sie an einem Krankenhauskeim, womit ihr Leidensweg begann. Über Jahre war sie in Behandlung, hatte 44 Operationen und verlor schließlich 2009 zuerst den rechten, dann 2012 den linken Unterschenkel. 


Kein notwendiges Übel

"Letztlich war es für mich eine Erleichterung", sagt sie heute. "Damit waren dann nämlich auch die Schmerzen weg." Sich jeden Mittwoch für den Sport in den Rollstuhl zu hieven ist für Schäfer kein notwendiges Übel, sie freut sich sogar. "Ich freue mich jedes Mal, wenn ich mich in den Sportrollstuhl setze. Genauso schön ist es dann aber auch wieder, meine Prothesen anzuziehen. Dann bin ich größer und es fühlt sich erstmal ein bisschen an wie auf Wolken." Ihr Lachen ist während des Trainings immer wieder zu hören. Ihren Mitspielern gönnt die taffe junge Frau keinen leichten Zug. Bea Schäfer verfpgt eben über eine ordentliche Portion Kampfgeist.Beim Rollstuhlbasketball setzen sich alle Mitglieder der Sportgruppe in Rollstühle. So werden, ganz im Sinne des inklusiven Gedankens, möglichst faire Bedingungen geschafften. Die Grade der Behinderungen und auch die Arten von Behinderungen sind bei den Menschen in der inklusiven Sportgruppe ganz unterschiedlich. Neben Menschen wie Bea Schäfer, der die beiden Unterschenkel fehlen, die aber sonst eine vollkommen intakte Rumpfmuskulatur hat, gibt es auch Mitspieler, die vom Bauch abwärts vollständig gelähmt, oder auch sehbehindert sind. 

Der sportliche Wettkampf und das gemeinsamen Auspowern treiben die Gruppe an. Doch was auch zählt, ist der Zusammenhalt. Im Sommer trinken viele der Teilnehmer auch mal gemeinsam ein Bier nach dem Training und reden dann - ganz ohne die Hemmungen, die ihnen im Umgang mit Menschen ohne Handicap oft begegnen - offen über ihren Alltag, ihre Probleme und Gefühle. 

Die Gruppe ist stets offen für weitere Interessierte. Das Training findet jeden Mittwoch (außer in den Winterferien) von 19 bis 20:30 Uhr in der neuen Bardoschule statt. Weitere Informationen: http://www.igbfd.de/ (Sabrina Ilona Teufel) +++

X