NACHGEDACHT 197

Das, was andere sagen ... Gedanken von Christina LANDER



16.10.2016 / REGION - Seitdem ich Lehrerin bin, muss ich mir immer wieder lahme, beleidigende Sprüche über meinen Beruf anhören. Beispielsweise: "Ein Lehrer hat morgens recht und nachmittags frei." - "Ein Lehrer hat mehr Urlaub als Arbeit." - etc. - etc. Ist es nicht sehr unhöflich und anstandslos, wenn man so oberflächlich einfach über den Beruf eines Menschen urteilt? Mir würde es nicht im Traum einfallen, beleidigende Worte über eine Beschäftigung auszusprechen, die ich selbst niemals ausgeübt habe.



Warum ärgere ich mich darüber? Es liegt wohl daran, dass ich auf die Meinung der anderen Menschen wert lege. Das ist auch ganz normal. Wir Menschen als soziale Wesen möchten natürlich wissen, was der Rest über uns denkt. Wir möchten dazu gehören, nicht allein bleiben und nicht auf Ablehnung stoßen. Deswegen ist uns wichtig, was andere über uns denken.

Nur leider gibt es da ein Problem: Das Urteil anderer darf nicht wichtiger werden als unser eigenes Urteil. Menschen, die auf sich selbst hören, sind nachweislich glücklicher. Das ist deswegen logisch, weil niemand als Marionette von anderen gezogen und bestimmt werden möchte. So leben wir also immer zwischen unserer Meinung und der Meinung der anderen.

Gefährlich wird es allerdings, wenn man dabei ins Extreme rutscht: alles annehmen, was andere sagen, oder gar nicht mehr auf andere hören. Es ist ein schwieriges und weites Feld, auf dem wir uns bewegen, wenn wir auf das hören, was andere sagen. Deswegen ist es wichtig, nicht nur die Ohren aufzumachen, sondern auch zwischen den Zeilen zu lesen. Kritische Meinungen können entweder konstruktiv oder destruktiv sein. Dies zu unterscheiden und auf das zu hören, was uns in unserer Entwicklung weiterbringt, ist wohl der Königsweg, der aber immer wieder schwer zu erreichen ist. (Christina Lander) +++

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