SuedLink Info-Forum

Genauer Trassenverlauf ist weiter unklar - Bürger sollen mithelfen

Die Bürger konnten sich bei SuedLink über die Trasse informieren.
Fotos: Toni Spangenberg

12.10.2016 / REGION - Die Stromtrasse SuedLink erhitzt die Gemüter. Beim Info-Forum SuedLink für den Landkreis Fulda im Gemeindezentrum Künzell haben am Dienstagabend unter anderem die Firma TenneT und die Bundesnetzagentur interessierten Bürgern den aktuellen Stand der Planung der Stromtrasse vorgestellt. Fakt ist: Vorrang hat die Erdverkabelung. Die Freilandtrassen sind damit vom Tisch. Der genaue Verlauf der Erdleitungen steht zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht fest.


Aktuell gibt es innerhalb des Planungskorridors zwei Möglichkeiten: Ein Verlauf durch Osthessen oder Westthüringen. Präferiert wird derzeit keine der beiden Varianten. Dafür ist das Stadium der Planung zu früh. Bürger sind nun aufgerufen, bis Ende November Hinweise zu geben, die den Verlauf beeinflussen könnten. Grundsätzlich soll, dort wo es möglich ist, eine Bündelung mit vorhandenen Leitungen erfolgen.

"Suedlink ist vielschichtig. Naturschutz und Bürgerbelange müssen bedacht werden. Letztlich entscheidet die Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde auf Basis der Informationen über den genauen Verlauf", erklärt Fuldas Landrat Bernd Woide zum Beginn der Veranstaltung. Derzeit befinde man sich noch vor dem eigentlichen Verfahren, fährt Christian Koch von der Bundesnetzagentur fort. TenneT als Vorhabenträger müsse, nachdem die Bürger Hinweise zum Trassenkorridornetz gegeben haben, einen Vorschlagstrassenkorridor ermitteln und entsprechende Alternativen in einem Antrag aufzeigen. "Für die sich anschließende Antragskonferenz ist es wichtig, von der Öffentlichkeit über Dinge informiert zu werden, die womöglich in der Planung übersehen wurden." Die Bundesnetzagentur rechne in der ersten Jahreshälfte 2017 mit einem entsprechenden Antrag.

Glaubt man TenneT, so führt an SuedLink kein Weg vorbei. "Im Norden werden 30 Gigawatt Strom durch Windenergie produziert, im Süden sind es 40 Gigawatt durch Solarstrom. Der Transportbedarf ist heute ein anderer als noch vor zehn Jahren", führt Christoph Thiel vom Vorhabenträger aus. Nur mit SuedLink könne der produzierte Strom auch entsprechend genutzt werden. Aufgrund derzeit fehlender Balance seien Netzeingriffe nötig, die jährlich eine Milliarde Euro an Kosten verursachten. Bis 2023 vervierfache sich diese Summe. "SuedLink ist hier eine wichtige Investition, um solche Kosten zu reduzieren." Das Umschwenken von Freiland- auf Erdverkabelung sei ein wichtiger Neustart, der eine möglichst geradlinige Trasse ermögliche. "Besteht eine Kommune aber auf eine Freilandtrasse, so kann sie einen entsprechenden Antrag stellen." Bis auf die Rhön und den Thüringer Wald seien die Eingriffe durch die Erdkabel in die Natur möglichst gering.

Die Erdverkabelung galt noch 2015 als nicht zu bewältigen. Insofern habe ein Umdenken stattgefunden, erklärt Dr. Peter Durinke, der DE WITT Rechtsanwaltsgesellschaft. "Die Frage, ob SuedLink realisiert werden soll oder nicht, stellt sich aber nicht. Der Bedarf besteht laut dem Gesetzgeber." Rechtsschutz gebe es für die Bürger zum jetzigen Zeitpunkt nicht, sondern nur gegen den noch zu erbringenden Planfeststellungsbeschluss. Dennoch solle die Planung so interessenunabhängig wie möglich erfolgen, ergänzt Dr. Karsten Runge als Vertreter des Landkreisbündnisses. Dieses bestehe aus rund 20 Landkreisen und Regionen entlang des möglichen Trassenverlaufs, die sich in der Hamelner Erkärung zusammengeschlossen haben, um ihre Interessen zu wahren. "Wir prüfen die Planungen und sind guter Dinge. Wir haben ein Auge darauf, dass alles vernünftig verläuft." Aufgrund der Rhön sei der Landkreis Fulda eines der schwierigsten Gebiete für SuedLink. Die Diskussion über den Verlauf müsse hier auf sachlicher Basis verlaufen, ohne politische Streitigkeiten. Dem pflichtet auch Landrat Woide bei. "Wir können nicht nach dem Floriansprinzip sagen, schütze mein Haus und zünde das meines Nachbarn an."

Auch die anwesenden Bürger beteiligten sich an der Diskussion um SuedLink. "Was tun die Verantwortlichen gegen eine Überbündelung? Wir haben in Uttrichshausen schon eine Autobahn und eine Raststätte", möchte Robert Krebs wissen. "Die Wirkungen der Bündelung von Infrastruktur müssen im Detail betrachtet werden. Wir wollen so möglich Raum wie möglich zerschneiden. Ist eine Gemeinde zu stark beeinflusst, wird im Zweifel nach einem alternativen Weg gesucht", erklärt Durinke. Robert Marks wiederum möchte wissen, was genau eine Verstärkung von bestehenden Leitungen bedeute. "Bei Freilandleitungen wird eine Zubeseilung durchgeführt und Masten möglicherweise entsprechend ersetzt", beantwortet Thiel die Frage. Geklärt wurde auch, dass Privatpersonen, denen Schäden durch die Trasse entstehen, entsprechend entschädigt werden und keine Wartungsarbeiten nötig sind. Gewässer würden grundsätzlich unterbohrt. Auch Flächennutzungspläne von Gemeinden würden ebenso wie Hinweise von Bürgern während der Planung der Trasse berücksichtigt, insofern sie konkret seien. (Toni Spangenberg) +++

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