Stadt mit Fahrrad erkunden

Bürgerbeteiligung an Verkehrsplanung - "Planungsradtour" durch Fulda

Klimaschutzmanagerin Bianca Heinzen ist ebenfalls dabei. ...
Fotos: Nina Sauer

10.10.2016 / FULDA - Dass Fahrradwege nicht ausreichend in der Stadt vorhanden sind, Abstellplätze für die oft sehr teuren Drahtesel vielerorts fehlen oder, dass der Pkw-Verkehr das Radfahren in vielen Bereichen behindert - all das stört Bürgerinnen und Bürgern aus der Region. Am Samstag gab es jedoch die Gelegenheit, selbst aktiv zu werden und zur Änderung dieser Situation beizutragen. Alles was man dazu benötigte, war ein Fahrrad und seine eigene Meinung, denn im Zusammenhang mit der Aufstellung des Verkehrsentwicklungsplans gab es erstmals eine "Planungsradtour" durch zentrale Bereiche in Fulda.

Startpunkt und erste Station der "Planungsradtour" war der Domvorplatz - insgesamt wurden fünf Stationen in der Fuldaer Innenstadt mit unterschiedlichen Aspekten der Verkehrsplanung betrachtet. So führte die Radtour zunächst über die Friedrichstraße und durch die Unterstadt zur Bardostraße, von dort entlang der Bundesstraßen zur Rabanusstraße und weiter durch die Petersgasse zur Heinrichstraße. Danach erreichten die Teilnehmer die Kurfürsten- und Leipziger Straße, bevor es für sie an den Endpunkt und die damit letzten Station an der Richthalle an der Nordseite des Bahnhofes ging. Die Dauer der Tour betrug etwa zwei Stunden.
 
Nach der Begrüßung durch Stadtbaurat Daniel Schreiner führte Merja Spott von "Planersocietät" die Fahrradfahrer in die Tour ein: "Es geht heute nicht nur um das Fahrradfahren an sich, sondern ebenso um Stadtplanung, Verkehrsplanung und um Kommunikation. Ideen für die Stadt und Mobilität von morgen entwickeln und im Planungsdialog umsetzen, das ist unser Metier. Dazu haben wir fünf Stationen in zentralen Bereichen der Stadt vorbereitet - vor Ort werden typische Situationen für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer, aber auch für die Fußgänger, diskutiert". Als erste Anregung zeigte Merja Spott ein Bild vom Schloßplatz in Schwetzingen, denn dort hat sich das Verkehrskonzept "Shared Space" oder auch "Gemeinschaftsstraße" bewährt. "Schwetzingen dient als positives Beispiel - das Schloss wurde wieder mehr in die Stadt integriert, vielleicht lässt sich dieses Konzept auch in Fulda vor dem Domplatz umsetzen", so Spott. 

Aus den Reihen der Teilnehmer kamen auch gleich zu Beginn mehrere kritische Anmerkungen an das Expertenteam, bestehend aus Stadtbaurat Daniel Schreiner, Merja Spott, Geografin von "Planersocietät" sowie Christine Walter von Gertz Gutsche Rümenapp, Stadtentwicklung und Mobilität. "Kurze Wege für Fußgänger und Fahrradfahrer fehlen", "Ampelschaltungen vor dem Domplatz sind für Radler sehr heikel und das ständige 'Stop-and-Go' ist sehr lästig", "Bei manchen Festen werden Durchgänge für Fahrradfahrer gesperrt, so dass man nicht mal sein Rad durchschieben darf, auch fehlen dann Schilder für Umleitungen". Besonders großen Wert legten die Teilnehmer auf die Parksituation in der Innenstadt. "Genau zu diesem Brennpunkt haben wir unsere zweite Station in der Friedrichstraße errichtet", sagte Spott und läutete damit die Tour ein. 

An der Stadtpfarrkirche St. Blasius diskutierten die Beteiligten über eine Sperrung der Friedrichstraße für Pkw aufgrund der vielen parkenden Autos und dem ständigen Verkehr. "Im Sommer ist es wunderschön hier zu sitzen, aber dann sind da die ständigen Autos und nerven", "Ohne Pkw würde die Straße an Attraktivität gewinnen, und es würden mehr Leute einfach zum Flanieren hier zu finden sein" oder "Bei diversen Veranstaltungen, bei denen die Friedrichstraße gesperrt wird, empfinde ich den Ort hier viel angenehmer", lauteten nur einige Kommentare der Radfahrer. "Hier wäre es auch sinnvoll, Fahrradparkplätze zu errichten", warf Merja Spott ergänzend ein. 


Angekommen in der Heinrichstraße/Ecke Bahnhofsstraße, der dritten Station, drehte sich alles um das Verhältnis von Fahrbahn und Straßenraum. "Früher konnte man noch Vorgärten finden und zahlreiche Bäume - heute sieht das anders aus. Auch das Parken am Uniplatz hat zugenommen - dem möchten wir natürlich entgegenwirken", erzählte Daniel Schreiner. "Im Idealfall nehmen die Seitenräume, also die Räume neben der Fahrbahn, jeweils 30 Prozent ein und die Fahrbahn an sich 40 Prozent", erläuterte Spott. Die vierte Station bildete die Ecke Leipziger Straße/Kurfürstenstraße, bevor es abschließend zur Richthalle am Bahnhof geradelt wurde. (Nina Sauer) +++

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