"Eltern im Spannungsfeld"
Familie und Beruf unter einen Hut bringen - Spannender Vortrag im Autohaus SORG
Fotos: Carina Jirsch
08.10.2016 / FULDA -
"Es wurde Großartiges geleistet - heute Morgen war hier noch ein Autohaus und nun wurde daraus eine tolle Veranstaltung". Mit diesen Worten begrüßte Dipl. Kfm. Helmut Sorg heute Abend alle anwesenden Gäste im Ausstellungszentrum der SORG Gruppe Fulda. Hintergrund des Zusammenfindens ist die Veranstaltung der Deutschen Familienstiftung mit einem Impulsvortrag zum Thema "Eltern im Spannungsfeld zwischen Familie und Betrieb" von Referentin Univ.-Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe. In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Gäste aus der Region über ihre Schwierigkeiten mit der Koordination von Familie und Beruf sowie über mögliche Problemlösungen.
"Wir hatten bereits berühmte Persönlichkeiten wie Reinhold Messner, Andreas Köppke oder den FAZ-Aufsichtsratsvorsitzenden bei uns zu Gast - und nun auch die Deutsche Familienstiftung. Der Kontakt zur Stiftung kam dadurch zustande, dass Prof. Dr. Ludwig Spätling, der Erste Vorsitzende der Deutschen Familienstiftung, und ich gute Freunde sind. Ich durfte bereits lange in der Stiftung mitarbeiten, und es war ein besonderer Wunsch von Ludwig, dass wir auch in unseren Räumlichkeiten mal eine Veranstaltung organisieren", erklärte Helmut Sorg. Nach den begrüßenden Worten übernahm Prof. Dr. Ludwig Spätling das Rednerpult und führte in die Arbeit der Stiftung ein.
"Die Familie ist die Basis für die emotionale Entwicklung unserer Kinder und auch für unsere wirtschaftlich-gesellschaftliche Zukunft. Die sich schnell ändernden Strukturen unserer Gesellschaft nehmen keine Rücksicht auf werdende und junge Familien. Unvorbereitete Paare stoßen oft auf Schwierigkeiten. Zerstritten Paare haben es schwerer, sich optimal um ihre Kinder zu kümmern. Bei manchen Eltern leidet dadurch die Eltern-Kind-Bindung, die emotionale Entwicklung und Ausbildung. Die Stiftung hilft, junge Familien durch Vermittlung von Inhalten, den angesprochenen Problemen vorzugreifen und sie zu reduzieren bzw. zu verhindern", erläuterte Spätling. Durch ständig laufende Projekte wie beispielsweise die Finanzierung der Familienvorbereitung innerhalb von Geburtsvorbereitungskurse, "Wochenbett-Krisenhilfe" oder "Elternfee-Entlastung" versucht die Stiftung die Familien-, Erziehungs- und Beziehungskompetenzen zu stärken.
"Wie schaffe ich es als Mutter/Vater meinen Elternpflichten und dem Arbeitsleben gerecht zu werden?"
"In der heutigen Zeit begegnen sich Frauen und Männer auf Augenhöhe was Ausbildung bzw. berufliche Qualifikation angeht. Anders als vor circa 20 Jahren sind Frauen heute ebenfalls sehr gut ausgebildet und nicht mehr nur für den Haushalt tätig - das muss allen bewusst werden. Deshalb liegt mir das Thema auch am Herzen", betonte Meier-Gräwe. Statistiken belegen weiter, dass die Hauptlast der Familienarbeit bei den Frauen liegt. Andere Zahlen lassen jedoch auf faire Arbeitsteilung in den Familien schließen: "So ist besonders seit 2007 die Erwerbstätigkeit der Mütter mit zwei- und dreijährigen Kindern gestiegen. Auch wären Zweidrittel der Mütter, die länger als sechs Monate aus dem Beruf ausgestiegen sind, gerne früher wieder in das Arbeitsleben gegangen", so Meier-Gräwe.
Als Teilnehmer der Diskussion, die im Anschluss an den Vortrag geführt wurde, waren Dipl. Ing. Bernd Juchheim, Präsident der IHK Fulda, Julia Spätling, Geschäftsführerin Dt. Familienstifitung und Mascha Sorg, Geschäftsführerin SORG PREMIUM CARS, sowie Dipl. Kfm. Thomas Gutberlet, Unternehmer und Vorstandsvorsitzender der Lebensmittelkette tegut..., anwesend. "Ich möchte eine tolle Mutter-Kind-Beziehung, jedoch mag ich auch meinen Beruf - das ist die Herausforderung schlechthin. Zeit ist dabei ein wichtiger Faktor und zum Glück habe ich einen Partner, der mir viel abnimmt", berichtete Julia Spätling, Mutter von vier Kindern. "Ich bin gesegnet - ich habe tolle Kinder, einen tollen Job, nur die Zeit ist ein Problem. Da helfen Großeltern, die sich um die Kinder kümmern", sagte Mascha Sorg. "Es wird immer seltener, dass Oma und Opa in der Nähe sind und die Kinder mitbetreuen können. Ich spreche da aus Erfahrung, da ich selbst drei Enkelkinder habe, die weit weg wohnen", ergänzte die Referentin, Meier-Gräwe.
Auch Bernd Juchheim hat meistens nur am Wochenende Zeit für seine Enkel: "Ich bin froh, wenn meine Enkel nach mir fragen oder schauen, allerdings habe ich unter der Woche kaum Zeit für sie. Bei Mathe-Hausaufgaben helfe ich natürlich trotzdem gerne, wenn mein Terminkalender es zulässt, darin bin ich schließlich ganz gut", lachte Juchheim. "Meine Frau und ich sind beide berufstätig. Wir haben uns schon seit längerer Zeit ein Au-Pair geleistet, um auch mehr Zeit für uns zu haben und Unterstützung zu bekommen. Bei unserer Freizeitgestaltung planen wir die Kinder immer mit ein - Hobbys werden gemeinsam gemacht", erklärte Thomas Gutberlet. Als Arbeitgeber mit 5.500 Mitarbeitern ist Thomas Gutberlet ebenfalls die Probleme mit der Vereinbarung von Beruf und Familie angegangen: "Wir haben in der Zentrale für unsere Vollzeitmitarbeiter einen Betriebskindergarten eingerichtet. Im Handel setzen wir auf das Teilzeit-Modell, damit wir Personen so einsetzen können, wie es für sie am besten passt". (Nina Sauer) +++