80 Besucher lauschen Vortrag

Naturschützer Harry NEUMANN über "falsche Energiepolitik"


Symbolbild: Pixabay

20.09.2016 / SCHLÜCHTERN - "Rotmilan- und Schwarzstorchland darf nicht in ein großes Windindustriegebiet umgewandelt werden." So fasste es der Referent Harry Neumann in seinem Vortrag am vergangen Freitag im kleinen Saal der Schlüchterner Stadthalle zusammen. Die Fraktion der Bürgerbewegung Bergwinkel (BBB) hatte zu diesem "hochinteressanten und aktuellen" Vortag eingeladen. Etwa 8o Personen mit unterschiedlicher politischer Meinung waren der Einladung gefolgt und mussten ihr Kommen nicht bereuen, heißt es in einer Pressemitteilung.



Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der BBB, Norbert Wuthenow, hatte Begrüßung und Diskussionsleitung übernommen. Vor Beginn der Veranstaltung hatte die BBB zu einem Dämmerschoppen mit Grillwürstchen einladen – auch diese Art des Beginns einer Veranstaltung wurde bestens angenommen.

Der engagierte Naturschützer Harry Neumann, Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender Hessen der Naturschutzinitiative, referierte zum Thema "Natur, Mensch und Landschaft als Opfer einer falschen Energiepolitik". Falsch sei diese Politik, weil sie das Kind mit dem Bade ausschütte und zerstöre, was sie zu schützen vorgibt: Natur und Artenvielfalt.

Als entschiedener Atomkraftgegner sei er für eine Energiewende, betonte Neumann, nur sei die Windkraft der falsche Weg, da ihr effektiver Beitrag im Schwachwindland Deutschland viel zu gering sei (1,6 % vom gesamten Endenergieverbrauch), um großflächige Landschafts- und Naturzerstörungen zu rechtfertigen. Hinzu komme, dass durch den weiteren Bau von Windindustriegebieten der CO2-Ausstoß ständig ansteige, so Neumann. Das liege daran, dass der aus Wind gewonnene "Flatterstrom" weder grundlastfähig sei noch gespeichert werden könne. Deswegen müssten fossile "Schattenkraftwerke" rund um die Uhr bereitstehen, um die Energieversorgung sicherzustellen. Das heiße in der Praxis: Je mehr Windräder, desto mehr Kohle- und Atomstrom muss für die notorischen Flauten vorgehalten werden.

Geradezu katastrophal sei die Öffnung der Wälder für den Bau von Windindustrieanlagen gewesen. Die dortigen Eingriffe stellten mittlerweile eine der größten Gefahren für die biologische Vielfalt dar ("Biodiversitäts-Desaster"). Das wahre Ausmaß dieser Katastrophe werde der Öffentlichkeit systematisch verschwiegen. "Das ist kein sauberer Strom", betonte Neumann zum Abschluß seines Vortrags, "das ist blutbefleckter Strom!", der da aus zerstörten Wäldern und durch hunderttausendfach getötete Fledermäuse und Vögel gewonnen werde. Die Gesellschaft müsse sich entscheiden, ob sie für einen marginalen Beitrag zur vorgeblichen Klimarettung bereit sei, diese flächendeckende Landschafts- und Naturzerstörung hinzunehmen.

Neumann ging auch auf die Pläne im Gebiet Schlüchtern/Breitenbach zur Errichtung von Windindustrieanlagen ein und erklärte, dass die vom Windkraftanlagenbauer "TurboWind" eingereichten Gutachten nicht stichhaltig seien. Nach Prüfung durch Biologen und den Anwalt der Naturschutzinitiative müsse er den Schluß ziehen, dass es sich um reine Gefälligkeitsgutachten handele, "die in keinem Fall die Verbotstatbestände nach dem Bundesnaturschutzgesetz ausschließen würden. Die Anlagen sind daher nicht genehmigungsfähig", so Harry Neumann .

Neumann hatte auch Ratschläge zu einer vernünftigen Energiewende an der Hand: Vordringlich sei ein sparsamer Umgang mit Energie und ein vertreterbarer Energiemix. Die Windkraft zähle nicht dazu. "Wir sollten die wichtigste Energiequelle nutzen, die es überhaupt gibt: Energie einsparen."

Auf den 90-minütigen Vortrag mit Powerpoint-Präsentation folgte eine Diskussion mit den erschienen Bürgern. Von der Effizienz der Windkraftanlage über die Kosten einschließlich der späteren Entsorgung bis zur Zerstörung des Waldes durch Baumaßnahmen, Zuwegung, Versiegelung und Freiflächen wurde ausgiebig und sachlich debattiert. +++

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