Die Wagnerbühne präsentiert

"The New Cabaret" - Geschichte von einem Mann namens Will, der eigentlich Fritz heißt

Das Ensemble der Wagnerbühne: Hinten von links Anthony Raab, Gisela Fellenstein und Marian-Richard Kotschik; in der Mitte Karsten Enders und Julia Hügel, vordere Reihe von links Felix Schaufler, Juliane Schmitt, Charlotte Hoff, Konstantin Wagner, Tobias Schaufler, Lea Wagner, Leonie Gessner, Paloma Kröner und Regisseurin Lisa Wagner. Auf dem Bild fehlt Franziska Hoff
Fotos: Barbara Enders

19.09.2016 / BISCHOFSHEIM/RHÖN - Ist man in den 1930er Jahren oder in der Gegenwart? Die Grenzen verschwimmen, das Spiel ist fesselnd, die Musik mitreißend, das Thema erschreckend aktuell! Einmal mehr ist es der Wagnerbühne Bischofsheim gelungen, mit einer Inszenierung unter der Regie von Lisa Wagner einen kulturellen Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Region zu setzen.



Von Toleranz und Engstirnigkeit
„The New Cabaret – Schicksale im Lounge Club” heißt das aktuelle Stück, das am Samstagabend Premiere feierte. Der junge, noch erfolglose Schriftsteller Will (Tobias Schaufler) reist von Paris nach Berlin, um dort einen Roman zu schreiben. Auf der Reise lernt er Ernst (Felix Schaufler) kennen, der sich mit ihm anfreundet und den er in Berlin wieder trifft. Im Lounge Club erlebt der gutmütige Will das ungezwungene, ausgelassene Leben einer toleranten Gesellschaft, trifft die laszive Uschi (Paloma Kröner) und verguckt sich in die selbstverliebte Tänzerin Elli (Lea Wagner). Ernst entpuppt sich als Nazi und als dessen ebenso rassistische Freundin Gertrud (Juliane Schmitt)die Verlobungsfeier vom türkischstämmigen Herrn Agül (Konstantin Wagner) und seiner deutschen Freundin (Charlotte Hoff) mit ihren radikalen Parolen stört, wandelt sich das Blatt. Plötzliche scheinen die heile Idylle und das unbeschwerte tolerante Leben zerstört. Angst vor den Einflüssen radikaler Kräfte macht sich breit. Verrückt ist es, dass sich alle ein Pseudonym zugelegt haben, Uschi heißt eigentlich Hildegard, die radikale Gertrud verbirgt mit ihrem Namen die nicht deutschstämmige Herkunft, sogar Will heißt eigentlich Fritz.

Beeindruckende Schauspielleistung
Die junge Regisseurin Lisa Wagner hat einmal mehr eine Schar junger Darsteller um sich versammelt, die mit ihrer Spielfreude und dem souveränen Auftreten den Zuschauer begeistern. Das selbstsichere Spiel lässt ihre Jugend vergessen, kleine Pausen während der Kulissenwechsel geben den Zuschauern Zeit sich auf die nächste Szene einzustellen. Das Stück beginnt mit seiner ersten Szene auf dem Platz vor dem Gebäude und auf der halbrunden Freitreppe, um nach einer kurzen Unterbrechung, während der die Zuschauer ihre Plätze im Theater einnehmen, drinnen fortgesetzt zu werden. Livemusiker runden das Ensemble ab. Anthony Raab spielt die Musik live und steuert die Videoeinspielungen, die bekannte Sängerin Gisela Fellenstein begeistert mit ihrer tollen Stimme, Gisela Hoff hat die Texte des Stückes geschrieben. Als weiterer Sänger steht Marian-Richard Kotschik auf der Bühne und begeistert mit seinem Gesang, ähnlich einem Roger Cicero. Karsten Enders zeichnet für die Choreographie verantwortlich und tritt zu Beginn auch als Solotänzer auf.

Teamwork
Wie immer unterstützt die gesamte Familie Wagner die Produktion von Lisa und ihren Freunden und so hat Vater Michael ein raffiniertes Bühnenbild geschaffen, das durch wandelbare Kulissen besticht. Seine Frau Hedi bestätigt lächelnd „mein Mann ist ein Perfektionist“! Sie selbst agiert während der Aufführungen als Souffleuse, während ihr Mann für die Beleuchtung zuständig ist. Zudem haben alle Beteiligten mehrere Funktionen, die sich von der künstlerischen Arbeit bis zum Bühnenbau erstrecken.

Weitere Termine
Wie dieses Stück endet, das mit glamourösen Bildern und mitreißender Musik beginnt, um dann zeitlos sozialkritisch zu werden, kann man sich bei sechs weiteren Vorstellungen anschauen. 18.09.2016/17 Uhr; 24.09.2016/20 Uhr; 25.09.2016/17 Uhr; 01.10.2016/20 Uhr; 02.10.2016/20 Uhr; 03.10.2016/17 Uhr. Ticketbestellung unter 09772 8365, empfohlenes Mindestalter 12 Jahre. +++

X