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Wo findest du Halt?

Esoterische Lebenshilfe - Live-Vortrag mit Robert BETZ

Robert Betz ist erfolgreich unterwegs. Er braucht die Veränderung und würde eine Geburtstagskarte mit dem Wunsch „Bleib wie du bist“ zurücksenden Robert Betz ist erfolgreich unterwegs. Er braucht die Veränderung und würde eine Geburtstagskarte mit dem Wunsch „Bleib wie du bist“ zurücksenden
Fotos: Gudrun Schmidl

07.09.2016 / BAD HERSFELD - Esoterische Lebenshilfe boomt. Immer wieder treten neue, selbsternannte Heilsbringer auf, die für mehr oder weniger lange Zeit den Markt dominieren. Bert Hellinger hatte diese Position lange inne. Seit einigen Jahren hat sich Robert Betz als neuer spiritueller „Guru“ auf dem esoterischen Lebenshilfemarkt etabliert. Inzwischen gibt es eine umfangreiche Sammlung von Büchern von Robert Betz mit Titeln wie „Raus aus den alten Schuhen“, „Zersägt eure Doppelbetten“, „Willkommen im Reich der Fülle“, „Wahre Liebe lässt frei“ oder „Willst du normal sein oder glücklich?“, allesamt Besteller der Lebenshilfe-Literatur.

Seine eigenen Vorträge, Hörbücher und Meditationen vertreibt er auf CDs oder aber, er kommt höchstpersönlich nach Bad Hersfeld, um seinen Anhängern eine Lösung anzubieten. „Wo findest du Halt, wenn dich das Leben durchschüttelt?“ ist der rund zweieinhalbstündige Live-Vortrag betitelt, der am Dienstag geschätzt rund 200 Besucher in die Stadthalle lockte. Seine Botschaft ist einfach: „Befreit euch aus eurem selbsterschaffenen Leid und werdet endlich glücklich“. Um ein glückliches Leben führen zu können, ist es laut Betz notwendig, sich nicht als Opfer wahr zu nehmen. „Wir sind Schöpfer und Gestalter unseres Lebens“, hämmert der sehr gute Redner und Werber in eigener Sache in die Köpfe seiner Zuhörerschaft und ergänzt: „Wer Verantwortung für sein Leben übernimmt, hört auf, Opfer zu sein und andere für das eigene Schicksal verantwortlich zu machen“.

Robert Betz, Jahrgang 1953, absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann, besuchte anschließend das Abendgymnasium und studierte danach von 1976 bis 1982 Psychologie und Sozialpädagogik in Hamburg. Als Beruf gibt er Diplom-Psychologe an. Anschließend arbeitete er sechs Jahre in PR- und Werbeagenturen in Hamburg und Frankfurt. Ab 1986 arbeitete er einige Jahre in einem amerikanischen Unternehmen, zuletzt als Vice President Marketing Europe. Eingeleitet durch eine Sinnkrise im Alter von 42 Jahren änderte Betz radikal sein Leben. Er machte eine Ausbildung in Reinkarnations-Therapie und ähnlichen Verfahren, studierte Botschaften der geistigen Welt und entwickelte einen eigenen Therapieansatz.

Das Kernstück der Lehre von Betz ist die Transformationstherapie, die davon ausgeht, dass alle Probleme von Menschen ursächlich geistig-seelischer, das heißt spiritueller und feinstofflicher Natur sind, auch sämtliche körperlichen Probleme und Krankheiten. Demnach führen nach seiner Auffassung Gedanken und Gefühle wie Angst, Trauer, Wut oder Scham, die nicht bejahend gefühlt werden, zu Schwere, Steifheit, Druck, Enge oder Spannung im Körper. Die wichtigste Methode der Transformationstherapie zur Aufarbeitung der Vergangenheit ist die Meditation. Die meisten Menschen leben laut Betz entgegen ihrer göttlichen Bestimmung ein sorgenvolles, kleinkariertes und langweiliges Leben. Die Ursache für ein unfreies und abhängiges Leben sieht er in der Kindheit begründet. Unsere ebenfalls unglücklichen Eltern konnten uns nicht zeigen, wie ein glückliches Leben aussieht. Nun sind die Versöhnung mit dem „inneren Kind“ und Schuldzuweisungen an die Eltern nichts Neues und bieten vielen Lebensberatern eine Steilvorlage, die auch Robert Betz erklimmt.


Laut Betz zeichnet sich im Moment eine Entwicklung ab, die Menschen aus ihrer Misere aufbrechen und ausscheren lässt. Es ist jetzt Aufwach- und Aufräumzeit zugleich, eine Zeit, die durchschüttelt. Privat wie auch im öffentlichen Leben. Eine Zeit der Offenbarung, wie die Skandale zum Beispiel von VW oder der Fifa beweisen. „Nichts bleibt im Geheimen“. Betz verweist auf 71 Jahre Frieden in Zentraleuropa, an den wir uns alle gewöhnt haben. „Wir sind auf Konflikte nicht vorbereitet. In dieser „Schreierhochkonjunktur“ kommen Basisängste aus der Kindheit hoch, vor allem der Mangel an Aufmerksamkeit“. Den Teilnehmern wird suggeriert, dass sie Teil einer großen, Welt umfassenden, spirituellen Entwicklung sind, die aus der geistigen Welt gesteuert wird.

Robert Betz bemüht die Universalphrase der Esoterik, die Energie, die fließen muss. Außerdem soll sich jeder und jede im Saal klar machen, war er selbst wirklich zutiefst denkt. „Jeder, der dir begegnet, kann dich lesen“, warnt er. Freude, Frieden (Zufriedenheit), Freiheit und Fülle (Erfüllung) sind die von ihm vorgegebene Basis, um nicht das Wesentliche im Leben zu verpassen. Bewusstes Fühlen will gelernt sein und deshalb forderte er die Besucher auf, die Augen zu schließen und ihm bei einer geführten Meditation zu folgen, die von einer Mädchenchor-Version des Metallica-Hits „Nothing else matters“ untermalt wurde.

Fazit: Robert Betz postuliert absolutes Glück als einzig erstrebenswertes Ziel. Wer das nicht erreicht hat, hat etwas falsch gemacht. Das muss die Menschen treffen, die in ihrem Leben nicht nur Glücksmomente kennen, sondern ein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen durchleben, sich ihrer vorgegebenen Lebensaufgabe bewusst sind und diese erfüllen. Man muss nicht mit der Glücksformel von Robert Betz d`accord gehen, kann aber als selbst denkender und offener Mensch in einigen Aussagen Positives und Erleichterndes erkennen, bestenfalls auch hinterfragen und abwägen. Eine gewisse Reife ist daher notwendig, aber die ist den Besuchern in der Stadthalle, die zumeist das vierte Lebensjahrzehnt erreicht haben, durchaus zuzutrauen. Und einen Satz wollen wohl alle verinnerlichen: „Der wichtigste Mensch in deinem Leben bist du selbst“. (pm/Gudrun Schmidl) +++