Sebastian KEHL bald Trainer?

Facebook in der Kabine - Trainer-Generationen über den Wandel

v.l.: BDFL- Präsident Lutz Hansgartner, Michael Leopold (Sky Sport), Benno Möhlmann (Fußball-Lehrer), Sebastian Kehl (EX- Profi, TV- Experte), Ralf Rangnick (RB Leipzig), Hansi Flick (DFB-Sportdirektor), Andreas Rettig (FC St. Pauli) und Vize- Präsident des BDFL Manfred Schaub
Fotos: Hans-Hubertus Braune

28.07.2016 / FUSSBALL - "Früher hat man als Trainer noch selbst die Tapes bei den Spielern angelegt, Videos geschnitten und nach dem Training noch Torwarttraining gemacht. Heute hat man einen zweiten Co-Trainer, Video-Analysten, Physiotherapeuten, Athletik-Trainer und so weiter", sagte Ralf Rangnick, Sportdirektor von RB Leipzig. Die Veränderung der Trainertätigkeit war das Thema der Podiumsdiskussion zum Abschluss des Internationalen Trainerkongresses (ITK): Trainerkompetenzen - Anforderungen im Wandel?. Knapp 1.000 Trainer und Funktionäre verfolgten die Podiumsdiskussion in der Esperantohalle - sie war der Abschluss des dreitägigen Trainerkongresses im Esperanto Kongresszentrum in Fulda.



Michael Leopold (Sky sports), Moderator der Podiumsrunde, blendet zu Beginn ein Bild der argentinischen Nationalmannschaft ein, nicht wie gewohnt fußballspielend, sondern sitzend in der Kabine, an ihren Smartphones spielend. "Bei der Nationalmannschaft ist das Bild sehr ähnlich", sagt Hansi Flick (DFB-Sportdirektor) lachend - allerdings nur nach dem Spiel, vor dem Spiel sei höchste Konzentration angesagt. Immer mehr Spieler sind Medienprofis, vermarkten sich erfolgreich und sehen sich selbst als eigene Marke. Rangnick geht das gegen den Strich.

In Leipzig seien die Smartphones in der Kabine ebenso verboten, etwa bei der Massage. "Wird einer erwischt, wird sofort abgebrochen", macht der Leipziger deutlich, dass er von den "Dingern" nichts hält. Der Fokus solle auf der Trainingsleistung liegen. Doch nicht nur Spieler sind auf dem Markt nachgefragt. Es gibt mittlerweile „Trainerscoutings“, um die Talente in der Coachingzone zu sichten, denn „ein guter Trainer entwickelt eine gute Mannschaft“, sagt Rangnick. Doch der Trainer ist nicht allein. Er hat seine "Delegierten", welche ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es gibt bis zu zwei Co-Trainer, Fitnesscoaches und Ernährungsberater, welche ebenso von anderen Vereinen abgeworben werden können. Der Job des Trainers ist es, alle Mann an "Bord" zu halten und als Anführer der Mannschaft zu etablieren. Eine Doppelbelastung als Teammanager und Trainer sei dabei undenkbar, so Sebastian Kehl, der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnahm.

Durch die Veränderung der Trainerposition und das um ihn herum entwickelte Team, hat Deutschland in den letzten Jahren Spieler auf Weltniveau herangezogen. "Um die Jahrtausendwende wurden in Deutschland Fußballakademien gegründet. Aus diesen Akademien sind die Spieler herausgekommen, mit denen wir vor zwei Jahren Weltmeister geworden sind. Es wird in den nächsten Jahren immer mehr hochintelligente Spieler geben", sagt Kehl. "Der deutsche Fußball ist besser geworden", sagt Benno Möhlmann, ehemaliger Coach von 1860 München. Er ist der Meinung, dass es mit dem Titel in diesem Jahr geklappt hätte, wenn ein bisschen mehr Kampf und Ehrgeiz gezeigt worden wäre.

"Wir dürfen das Rad nicht überdrehen, weniger Turniere spielen, aber dennoch die Qualität beibehalten. Nach einer langen Saison sind die Spieler einfach platt", sagt Kehl, der sich übrigens vorstellen kann, als Trainer zu arbeiten. Hansi Flick, der selbst als Trainer aktiv gewesen und als Co-Trainer den Weltmeistertitel geholt hat, war von der Idee mehr als begeistert. Ob es am Rande schon entsprechende Gespräche gab? Kehl hat die Diskussionsrunde bereichert und mit seinen Beiträgen deutlich Input gegeben. Zuletzt war der Lahrbacher als TV-Experte während der Europameisterschaft im ZDF als Fußballexperte zu sehen und hat auch dort überzeugt. (Franziska Vogt / Hans-Hubertus Braune) +++

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