Ausgrabungen in der Rhön

Geschichte über Milseburg muss neu geschrieben werden

Ausgrabungen auf der Milseburg: Man sucht nach Relikten der Kelten, die dort vor über 2.500 Jahren gelebt haben.
Fotos: Dennis Hainer

28.07.2016 / HOFBIEBER - Dr. Frank Verse ist gespannt. Gemeinsam mit einem Team, bestehend aus dem vorgeschichtlichen Seminar der Universität Marburg unter fachlicher Leitung von Frau Dr. Ulrike Söder und der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön führt der Stadt- und Kreisarchäologe gerade Ausgrabungen auf der Milseburg durch. Er will herausfinden, wie das Leben der Kelten hier oben vor über 2.500 Jahren ausgesehen haben könnte.



Das Gebiet rund um die Milseburg ist kein ganz unerforschtes. Seit etwa hundert Jahren wird hier nach Spuren vorchristlichen Lebens gesucht. Ende des 19. Jahrhunderts machte der Heimatforscher Josef Vonderau den Anfang. Nach langer Pause fanden in den Jahren 2003 und 2004 wieder Ausgrabungen statt, die zur Teilrekonstruktion der Befestigungsanlage am Ostwall geführt haben.

Diese Spur wollte Verse wieder aufnehmen und rannte mit seiner Idee beim Biosphärenreservat Rhön offene Türen ein. Seit dem Jahr 2014 ist er nun mit seinem Team auf einem sogenannten Podium in der Kernanlage zugange. "Bisher haben wir gerade einmal ein Prozent der gesamten Fläche untersucht. Wo auch immer man etwas aufmacht, stößt man auf etwas Neues. Man kann also nie von einem abschließenden Ergebnis sprechen." In millimetergenauer Kleinarbeit durchsucht das Team, zu dem auch einige Archäologie-Studenten der Philipps Universität Marburg gehören, den quadratischen Bereich.



"Wir haben das Glück, hier auf viele Funde zu stoßen", sagt Dr. Ulrike Söder. Einige der Relikte sind aus Keramik, aber auch Nägel aus Eisen oder Schmuck wurden gefunden. Besonders gemein: Der gebrannte Ton sieht auf den ersten Blick fast genauso aus wie Stein. "Deswegen haben wir alles, was wir finden, mehrere Male in der Hand." Auch die Steine. Denn auch bei ihnen könnte es sich um Überbleibsel handeln, die auf das Leben der Kelten hinweisen. Zum Beweis hebt Söder einen bearbeiten Stein hoch. "Dieser könnte zum Reiben von Getreide benutzt worden sein." Ob es sich tatsächlich um einen Stein oder doch um Keramik handelt, finde man am besten durch Klopfen heraus. 



Die gefundenen Relikte, stecken die Archäologen in eine sogenannte Flächentüte. Mit Filzstift wird darauf festgehalten, wo genau das Fragment entdeckt worden ist. "So, dass man die Ausgrabungsstätte theoretisch wieder zusammensetzen könnte." Noch bis September will das Team um Verse hier oben weiter graben. Danach soll zunächst Bilanz gezogen werden. "Wir waren jetzt drei Jahre hier oben beschäftigt. Nun müssen wir die Funde erst einmal in Ruhe aufarbeiten.".



Welche Entdeckungen mit Auswirkungen auf das gesamte Wissen über die Geschichte der Milseburg das Team bisher schon gemacht hat, sehen Sie in unserem Video. (Suria Reiche) +++

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