"Bürgerwille verdient Respekt"

Herzberg-Gemeinde will nicht von Windrädern umzingelt werden

Windenergieanlagen auf der Gibgeskuppe? Nicht mit uns! Breitenbach am Herzberg bezieht klar Stellung.
Fotos: Stefanie Harth

27.07.2016 / BREITENBACH/H. - Wie überdimensionale Schwertspitzen ragen die Rotorblätter aus den Baumwipfeln hervor: Mit den zwölf Kolossen aus Stahl und Beton, die nahe der Gemeindegrenze auf Schlitzer Areal Stellung bezogen haben, haben sich die Breitenbacher mehr oder weniger abgefunden. Allerdings nicht mit den Plänen der Grünwerke GmbH, einer Tochter der Stadtwerke Düsseldorf, die drei 199 Meter hohe Windkraftanlagen in einem Privatwald rund um die Gibgeskuppe errichten will, die sich wiederum in direkter Nachbarschaft zum Windpark Schlitz befindet. Diese Riesen würden regelrecht über Breitenbach am Herzberg thronen.



Windpark Gibgeskuppe (in Planung), Windpark Schlitz (könnte erweitert werden), Windpark im Wald zwischen Lingelbach und Hof Huhnstadt (bereits genehmigt), Windpark am Frohnkreuzkopf (in Planung) – die Gemeinde Breitenbach am Herzberg könnte quasi von Windrädern umzingelt werden. „Das ist ziemlich weit von dem entfernt, was man sich unter Wald vorstellt“, moniert Arne Vetter, Mitglied des Bürgerforums Herzberg (BFH) und der Gemeindevertretung. Es mute fast an, als würden sich das Regierungspräsidium (RP) Kassel, das für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg zuständig ist, und das RP Gießen (befugt für den Vogelsbergkreis) nicht miteinander kommunizieren.

Seit nunmehr drei Jahren spricht sich die BFH – die stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung – gegen die Anlagen auf der Gibgeskuppe aus. „Sowohl Bürgermeister Volker Jaritz als auch die komplette Gemeindevertretung teilen unsere Bedenken“, bekräftigt Arne Vetter. „Die Krux: Obwohl der Gemeindevorstand sein Einvernehmen zum Bau der Windkraftanlagen versagt hat, kann das RP dieses ‚Veto‘ in Sachen BImSchG-Genehmigung (Bundes-Immissionsschutzgesetz) überstimmen.“

Hintergrund: Die Fläche, auf der die drei Windenergieanlagen platziert werden sollen, wurde als Vorranggebiet im Teilregionalplan Energie des RP Kassel ausgewiesen. Vor etwa einem Jahr überreichten Vertreter der BFH die Resolution „Keine Windkraftanlagen auf der Gibgeskuppe“ persönlich an das RP. „Gegen die Ausweisung dieser Fläche und somit gegen den Bau der Anlagen konnten über 800 Unterschriften gesammelt werden“, erläutert Arne Vetter. Bei einer gerade mal 1.750 Einwohner zählenden Kommune eine echte Hausnummer. „Das ist ein klares Statement der Bevölkerung, das leider seitens der Behörde bislang nicht berücksichtigt wurde.“

Mittlerweile durchläuft der Windpark Gibgeskuppe die Antragsphase zur Genehmigung. Der Breitenbacher und seine Mitstreiter sind fest davon überzeugt, dass gegen geltendes Recht gehandelt werden würde, wenn die Kolosse auf der hiesigen Kuppe zukünftig mit ihren Rotoren die Energie des Windes ernteten. „Trotz eines nachgewiesenen Rotmilan-Horstes mit einem Abstand von nur 700 Metern zu den geplanten Anlagen, was sogar in den Gutachten des Antragstellers erwähnt wird, soll hier die Genehmigung ausgesprochen werden, obwohl der Rotmilan zu den streng geschützten Vogelarten zählt“, echauffiert sich Arne Vetter. „Es besteht somit ein Tötungsverbot.“ Mit der Errichtung von Windkraftanlagen in einer solchen Nähe zu der Brutstätte des Rotmilans sei eine Tötung durch die Rotoren der Windkraftanlagen jedoch nicht ausgeschlossen.

Nicht zu vergessen: die Eingriffe in die „grüne Lunge“ Breitenbachs. Circa 40.000 Quadratmeter Wald müsste gerodet werden – das entspricht etwa fünf Fußballfeldern. Weiterer Stein des Anstoßes? Die ungleiche Verteilung von Geldern, die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingenommen werden. „Es bleibt zu erwähnen, dass – obwohl die Anlagen auf dem Gemeindegebiet von Breitenbach stehen würden – die Kommune keinen einzigen Euro hierfür erhalten würde, da die Aufstellflächen in einem Privatwald liegen“, unterstreicht Arne Vetter.

Übrigens: Einwendungen und Bedenken zur Errichtung der drei Windenergieanlagen auf der Gibgeskuppe können noch bis Dienstag, 2. August, schriftlich an das RP Kassel gesendet werden. Mehr Informationen unter: http://www.buergerforum-herzberg.de/. (Stefanie Harth) +++

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