"Vor Limburg wollte das keiner wissen"

Bistum legt erstmals Bilanz nach Handelsgesetzbuch offen - 130 Mio. Euro Personalkosten

Bischof Heinz Josef Algermissen (links) und Finanzdirektor Gerhard Stanke (Neffe des gleichnamigen Generalvikars) ....
Fotos: Dennis Hainer

22.07.2016 / FULDA - Ein Novum in der Geschichte des Bistums Fulda: zum ersten Mal wurde heute das Jahresergebnis der Diözese nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) veröffentlicht. Die Bilanz wurde von Bischof Heinz Josef Algermissen und Finanzdirektor Gerhard Stanke auf einem Pressetermin erläutert. Ziel dieser "Transpa-renzoffensive" ist es, die Finanzen nachvollziehbar offenzulegen, heißt es dazu vom Bistum. 

Keine goldenen Klinken

"Vor Limburg wollte das keiner wissen", brachte der Bischof den Hintergrund der Offenlegung knapp auf den Punkt. Anders als dort sei im Bistum Fulda auch in der Vergangenheit immer alles über den Etat gelaufen und es sei immer glasklar gewesen, "was wir von wo nach wo bewegt haben". Die dortige eklatante Verteuerung der Baumaßnahme am Bischofssitz sei strukturell in der Fuldaer Diözese niemals möglich gewesen, machte der Bischof deutlich. "Ich könnte mir definitiv keine goldenen Klinken anschaffen!" Tatsächlich habe der Skandal in Limburg eine Vielzahl an Kirchenaustritten verursacht, wovon ihm jeder einzelne schlaflose Nächte bereite, gestand Algermissen. "Deren Zahl war umwerfend furchtbar."


"Das ist ein wichtiger Morgen für das Bistum", hatte er seine Ausführungen begonnen. "Wir erfüllen heute auch eine Bringschuld, denn das uns treuhänderisch übergebene Geld kommt fast ausschließlich aus Kirchensteuern." Tatsächlich nahm das Bistum 139 Millionen Euro an Steuern im Jahr 2014 ein und gab 130 Millionen davon allein für Personalkosten aus. Das seien die Gehälter für rund 4.000 Personen. Das Bilanzvolumen lag bei über 615 Millionen Euro. Das Bistum bleibe nur glaubwürdig, wenn der "dickste Batzen" davon tatsächlich für die Seelsorge vor Ort ausgegeben  werde - unter anderem für sieben katholische Schulen und über 100 Kindergärten  -  und das sei - jetzt für jedermann sichtbar - der Fall. Die Kirche sei ein Tendenzbetrieb, um die Botschaft Jesu zu den Menschen zu bringen, erklärte der Bischof. "Die Öffentlichkeit denkt, die Kirche sei unermesslich reich, weil sie die Verpflichtungen nicht sieht." Dabei habe der Staat viele seiner caritativen Aufgaben an die Kirche delgiert. "Wir werden daran gemessen, was wir für die Notleidenden tun oder nicht tun:"

Der heute vorgestellte Finanzbericht 2014 markiert im Bistum Fulda den Übergang von der kameralistischen zur kaufmännischen doppelten Buchführung, der Dopik. Das Vermögen des Bischöflichen Stuhls und des Bistums Fulda werden zusammen verwaltet. Der Haushaltsplan des Bistums Fulda beinhaltet daher auch alle Einnahmen und Ausgaben des Bischöflichen Stuhls, beide Haushalte sind damit öffentliche Haushalte. Größte Position auf der Aktivseite bildet das Anlagevermögen mit 542.324.000 Euro. Grundstücke und Immobilien sind mit 76,36 Millionen Euro bewertet. Eigenkapital von 399,5 Millionen Euro aus. Größter Posten hierin ist eine Sonderrück-lage des sogenannten Baufonds über 157,8 Millionen Euro. Diese Gelder dürfen in ihrer Substanz nicht angegriffen werden. Lediglich die Kapitalerträge dienten dazu, Baumaßnahmen in Kirchengemeinden wie die Sanierung von Kirchen und Pfarrheimen zu finanzieren.

Rücklagen in Höhe von 180 Millionen Euro sollen für die in den nächsten Jahren steigenden Pensionszahlungen verwendet werden, dieser Posten muss künftig wegen der demografischen Entwicklung und der niedrigen Zinsen weiter aufgestockt werden. Der Strukturwandel des Bistums bedingt durch die zurückgehenden Katholikenzahlen soll ebenfalls durch eine Rücklage von 130 Millionen Euro finanziert werden. Frei und ohne Zweckbindung zur Verfügung steht ein Bistumskapital von 37,9 Millionen Euro. 

Der komplette Finanzbericht ist unter www.finanzbericht.bistum-fulda.de. einzusehen.+++ PM/ci

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