Debatte um Dr. DANZEBRINK
Aufarbeitung des Handelns der Stadtverwaltung während der NS-Zeit
20.07.2016 / FULDA - In der Debatte um die Rolle des ehemaligen Fuldaer Oberbürgermeisters Dr. Franz Danzebrink (Amtszeit 1930-1945) während der NS-Zeit sowie eine mögliche Umbenennung der Dr.-Danzebrink-Straße in Fulda hat jetzt der Magistrat der Stadt einen neuen Impuls gegeben: Während seiner jüngsten Sitzung erteilte das Gremium den Auftrag, die Tätigkeit der gesamten Stadtverwaltung Fulda während der NS-Zeit wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen dann die Basis für eine Bewertung der Person und Handelns Danzebrinks liefern.
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld begrüßte das einmütige Signal des Magistrats: „Eine wissenschaftliche solide und breit angelegte Untersuchung durch die Historische Fakultät einer Universität oder durch eine Forschungseinrichtung wie das Institut für Zeitgeschichte in München bietet die Möglichkeit, die Stadtgeschichte der NS-Zeit und das Verwaltungshandeln dieser dunklen Jahre einmal von Grund auf zu untersuchen – so wie das auch andere Städte längst getan haben. Es ist spät, aber noch längst nicht zu spät dafür.“
Eine im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Kommission von Experten aus der Region hatte hinsichtlich einer Bewertung der Tätigkeit Danzebrinks keinen Konsens herstellen können. Die sechs Mitglieder unter Vorsitz des Leiters der Fuldaer Stadtarchivs, Dr. Thomas Heiler, hatten sich darauf geeinigt, die zum Teil differierenden Einzelvoten dem Magistrat vorzulegen. Der Magistrat dankte den Mitgliedern der Kommission ausdrücklich für ihre umfangreiche Arbeit, stellte aber zugleich fest, dass die Ergebnisse für eine abschließende Bewertung der Person Danzebrinks zu heterogen ausgefallen seien – die Urteile reichten beispielsweise von „Stütze des Systems“ bis „anerkannt bewährter Verwaltungsfachmann, der … dafür verantwortlich fühlte, Bürger und Stadt vor dem Schlimmsten zu bewahren“.