"Das kann mir keiner nehmen"

Petersberger Jan-Philip GLANIA zum zweiten Mal bei Olympia - Ziel: Finalläufe

Wie die Christusstatue am Zuckerhut: Jan-Philip Glania über den Dächern seiner Heimat
Fotos (5): Tobias Herrling

18.07.2016 / SCHWIMMEN - Auf seinem Oberkörper prangen fünf Ringe. Die olympischen Ringe. Die hatte sich Jan-Philip Glania vor vier Jahren stechen lassen. Als Erinnerung an seine erste Teilnahme bei den Olympischen Spielen in London 2012. Am Montag macht sich der Petersberger Schwimmer wieder auf den Weg zu den größten Spielen der Welt. Es geht nach Rio de Janeiro.



„Das freut mich einfach unglaublich. Einmal bei Olympia dabei zu sein ist schon der Wahnsinn. Aber ein zweites zu den Spielen zu fahren, unglaublich. Das kann mir keiner nehmen“, ist Jan-Philip Glania mächtig stolz auf seine Leistung – und das völlig zurecht. Immerhin schaffen es nur ganz wenige Sportler, sich zweimal für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Der Petersberger Schwimmer, der in Frankfurt studiert, ist einer von ihnen.

Seit einem Jahr etwa ist der 27-Jährige Profi-Sportler, sein Studium der Zahnmedizin ruht. Die volle Konzentration auf den Sport macht sich bezahlt. In den letzten Monaten schwamm Glania von Erfolg zu Erfolg, unterbot regelmäßig seine Bestzeiten. „Ich bin mittlerweile unter den besten zehn Schwimmern der Weltrangliste“, sagt Glania, der angekommen ist. Angekommen in der Weltspitze. Das gesteigerte Pensum, das harte Training unter seinem Trainer Michael Ulmer hat aber auch negative Seiten. „Ich merke die Belastung an meinem Körper. Die Schulter schmerzt, mit dem Rücken habe ich Probleme“, erzählt der „Glaniator“.

Deshalb ist sich Glania noch unsicher, ob er nach den Spielen seinen Sport weiterhin als Profi betreibt, oder sein Studium direkt wieder aufnehmen soll. „Ich hatte mal die Überlegung, wie es ist, wenn ich über Jahre dieses Training habe“, sagt Glania, „wo könnte es dann hingehen? Aber ich denke, dass ich danach wieder studiere.“ Denn die Ausbildung hatte für Jan-Philip Glania schon immer oberste Priorität. Doch zunächst zählen nur Rio und die Olympischen Spiele. Dort geht er über die 100- und 200-Meter-Rücken sowie bei der 4x100-Meter-Lagenstaffel an den Start. Sein Ziel: die Finalläufe und neue Bestzeiten.

Mit Tränen vor dem Fernseher

Sein Talent hat er in die Wiege gelegt bekommen. Mutter Petra war Turnerin, Vater Horst ebenfalls Schwimmer. „Generell ist meine Familie völlig sportverrückt“, erzählt Glania. Früher, als kleiner Bub, saßen Vater und Sohn gemeinsam vor dem Fernseher und haben die Olympischen Spiele geschaut. „Ich habe mich einfach schon immer für die Spiele begeistern können“, sagt Glania, der nun zum zweiten Mal den Traum eines jeden Sportlers erleben darf.

Nur eines stört ihn ein bisschen: an der Eröffnungsfeier, der Höhepunkt der Spiele wenn alle Athleten in die Arena einlaufen, wird Jan-Philip Glania verpassen. Mal wieder. „In London habe ich sie im Fernsehen gesehen. Ich hatte Tränen in den Augen“, erzählt Glania. Der Grund: die Schwimmer haben mit die ersten Wettkämpfe zu bestreiten. Während der Eröffnungsfeier ist aber stundenlanges Warten angesagt, bis alle Athleten eingelaufen sind. „Das ist für die Regeneration einfach nicht förderlich“, sagt Glania.

Stichwort Regeneration: am Montag geht es für Glania bereits nach Brasilien, ins Trainingslager nach Florianópolis. Etwa zwei Wochen vor den Wettkämpfen werden die Belastungen herunter gefahren. „Wir trainieren zwar immer noch ordentlich, aber nicht in so einem Umfang. Wir wollen zum Wettkampf ja in bester Form sein“, erklärt Glania, der das Wochenende vor dem Abflug in seiner Heimat verbrachte.

Seine Familie überraschte ihn mit einem Gartenfest. „Das ist für mich wie Urlaub“, sagt Glania, der an seinen freien Tagen „die Natur braucht“. „Da gehe ich gerne mal wandern, aber Sport mache ich da weniger“, lacht Glania. Um den Kopf frei zu bekommen schnappt sich der 27-Jährige, der früher auch dem Fußball hinterher gejagt ist, gerne mal ein Buch. „Ich liebe Krimis. Momentan lese ich ‚Final Cut‘ von Veit Etzold.“

Ein Buch dürfte in Glanias Koffer für Rio vermutlich auch dabei sein. Wenn er mal die ruhigen Minuten abseits der Wettkämpfe nutzen möchte. Vielleicht kommt ihm dabei auch die ein oder andere Idee für ein zweites Tattoo. Für seine zweite Teilnahme an den Olympischen Spielen. „Ich kenne welche, die haben schon einen Termin ausgemacht“, lacht Jan-Philip Glania, „wenn mir eine gute Idee kommt, überlege ich mir das auch.“ Die fünf Ringe der Olympischen Spiele hat er schließlich schon auf seiner Haut verewigt. (Tobias Herrling) +++

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