Die zweite Heimat

"Himmlische Ruhe" - Camping Hutten feiert sein 60-jähriges Bestehen

Zum 60-jährigen Bestehen des Campingplatzes kleiden sich die Dauercamper angemessen
Fotos: Dietmar Kelkel

27.06.2016 / SCHLÜCHTERN - Dauercamper Walter Müssig gibt zu: „Wir sind nun fast 20 Jahre auf dem Heiligenborn und fühlen uns ganz wohl in unserer zweiten Heimat.“ Die himmliche Ruhe auf dem Campingplatz in Schlüchtern-Hutten und das freundliche Verhältnis der Camper untereinander genießt der Hanauer Hans Heim seit über 40 Jahren. Auch das Steinauer Ehepaar Amendt kann sich von der hügeligen Landschaft am Heiligenborn seit vier Jahrzehnten nicht losreißen. "Ich brauche keine Therapie. Ich muss einfach nur campen. 60 Jahre Campingplatz Hutten. Ich bin dabei", steht auf dem Jubiläums-T-Shirt der Drei. Denn am vergangenen Wochenende feierte der Campingplatz seinen 60. Geburtstag.Der war ganz schön stressig für die Betreiberfamilie Herzog-Gericke. Denn gleich zwei Unwetter waren am Freitag Nachmittag und in der Nacht zum Samstag über den höchstgelegen Schlüchterner Stadtteil gezogen und hatten im Dorf großen Schaden angerichtet. "Urgroßvater Konrad Herzog hatte vor 60 Jahren den Riecher, dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu einem Zeltplatz zu machen", berichtete Sylvia Gericke. "Wir haben überwiegend Gäste aus dem Rhein-Main-Gebiet, eine große Gruppe aus Markgröningen in Baden-Württemberg und überraschenderweise viele Camper aus dem Bergwinkel." 120 Plätze für Dauercamper, zehn Wohnmobilstellplätze und 40 Durchgangsplätze hat Camping Hutten zu bieten. Eine herrliche Mittelgebirgslandschaft zwischen Rhön, Spessart und Vogelsberg, einen Kunstparcours des Kulturwerks nicht zu vergessen. Der Dorfladen in Hutten und das angrenzende Freibad werden ehrenamtlich betrieben. Hutten und Heiligenborn leben Gemeinsinn. Und auf dem Campingplatz findet sich eine gute Gemeinschaft. "Sonst wäre Camping langweilig", meint Hans Heim. Er sei kein Wanderer, gibt er zu und zeigt auf die Glocke am Forellenteich. "Hier ist unser Rentnerstammtisch. Wenn die Glocke geläutet wird, kommen alle und wir trinken einen Schoppen zusammen." Den Teich hatte Rudolf Herzog eigentlich aus Not angelegt. Um den Zeltplatz zu vergrößern, brauchte er Drainagen für die Quellen.Beim Rundgang begrüßen Sylvia und Daniel Gericke jeden Camper mit Handschlag. "Manche sind länger hier als wir alt sind. Die Camper sind ein Teil unserer Familie. Sie gehören zu unserem Leben dazu", gesteht Sylvia Gericke, die bei der Stadt Frankfurt für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. " Seit Kindesbeinen unterstützen die Gericke-Geschwister ihre Mutter Helga Herzog-Gericke, die Betreiberin des Campingplatzes. Im Schwimmbad macht sich nicht nur Wasserratte Hans Heim breit, sondern auch die Familie Schierz. Die Dauercamper betreiben neuerdings den Kiosk, nachdem sich kein Pächter gefunden hatte. Und Tochter Jennifer sorgt für ein echtes Campingbaby. "Das wird schon bald in unseren Wohnwagen einziehen", meint die werdende Mutter. Es sei einfach fantastisch, wie der Förderverein um den Erhalt des Freibades kämpfe, betonte Sylvia Gericke. Eigene Rettungsschwimmer machten dort am Wochenende Dienst.



Nur im Jägerhof ist es still. Dort fehlt der Pächter. "Dabei fing mit dem Jägerhof, den mein Großvater Rudolf betrieben hat, alles an. Er gründete dort den Schützenverein. Jetzt suchen wir händeringend nach einem neuen Pächter", ist Daniel Gericke nicht glücklich darüber, dass das Lokal, das zum Campingplatz gehört, leer steht.

Zum Jubiläum übernahmen die Schützen wie selbstverständlich die Bewirtung der Gäste mit leckerem Grillgut und die Camper schossen den Campingkönig aus. Und der Erlös aus dem Kuchenbüffet am Sonntag kam dem Dorfladen zugute, der unbedingt eine neue Kühltheke benötigt. "Ohne die Mithilfe der Schützen und des Nachbarschaftsladens hätten wir das Fest kaum gestemmt", gestand Vater Bernd Gericke.

Camping am Heiligenborn braucht keine Pferdestärken. Brötchen gibt es bei der Rezeption, der Bäcker kommt dreimal die Woche, der Fleischer zweimal, der Dorfladen ist täglich geöffnet. Da geht alles per Pedes. Übrigens: Zum Taufstein am Kalbacher Sparhof ist es ein Katzensprung, der Spessartbogen ist fast greifbar: Wanderer und Biker, die Natur pur erleben wollen, haben auf dem heiligen Born den perfekten Ausgangspunkt. (kel)+++

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