Vorsitzender Jüdische Gemeinde verstorben

Parteien zum Tod von Moritz NEUMANN - "Warmherziger Brückenbauer"


Archivbild

24.06.2016 / DARMSTADT - Der gebürtige Fuldaer Moritz Neumann, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen, ist in der Nacht zum Donnerstag verstorben. Er wurde 68 Jahre alt. Für sein Wirken für die Erinnerungskultur, den christlich-jüdischen Dialog, sein Eintreten gegen Antisemitismus und Fremdenhass wurde Neumann unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.  Seine Beisetzung ist nach jüdischer Tradition bereits für den heutigen Freitag vorgesehen.

In Fulda lernten sich seine Eltern, die beide nur knapp dem Holocaust entgangen waren, nach dem Krieg kennen, hier wurde Moritz Neumann geboren, in Fulda begann bei der "Volkszeitung" sein Weg als Journalist, dessen Stationen die "Offenbach Post", die "Frankfurter Rundschau", die "Jüdische Allgemeine", das "Darmstädter Tagblatt" und schließlich das "Darmstädter Echo" waren.



"Moritz Neumann war ein verlässlicher und warmherziger Brückenbauer", sagte der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Michael Boddenberg. Im Rundfunkrat des HR hatte er mehrere Jahre lang die Gelegenheit, sich intensiv mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde auszutauschen. "Sein Tod macht mich tief betroffen. Als Vorsitzendem der Jüdischen Gemeinde in Hessen lag ihm der interreligiöse Dialog besonders am Herzen. Herr Neumann hat damit maßgeblich am friedlichen Zusammenleben der Menschen in unserem Land mitgewirkt und für Verständnis auch um die Position des jeweils anderen geworben. Für sein Wirken gelten ihm unser Dank und unsere Anerkennung. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind in diesen Stunden bei seiner Familie.“

Auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat den in der Nacht zum Donnerstag verstorbenen langjährigen Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Moritz Neumann, als „maßgebliche Persönlichkeit, die jüdisches Leben in Deutschland wieder etabliert hat“, gewürdigt. Mit viel Kraft und Energie sei er zudem nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs der „Garant für die Integration der zugewanderten Menschen aus dem Osten in den jüdischen Gemeinden“ geworden. Dies sei ihm hoch anzurechnen. Der ausgebildete Journalist sei zudem ein Verfechter des „klaren und offenen Wortes“ gewesen, sagte Jung. Die evangelische Kirche hoffe darüber hinaus, den Dialog mit den jüdischen Gemeinden in Hessen fortzusetzen. „Wir wollen auch in Zukunft weiter als Partner für Gespräche und den intensiven Austausch zur Verfügung stehen“, sagte Jung zu.

Mit großer Trauer hat auch die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag die Nachricht über den Tod von Moritz Neumann aufgenommen. „Mit ihm verliert Hessen einen engagierten Streiter für Demokratie und Miteinander“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Mathias Wagner. „Sein Wirken gegen Rassismus und Antisemitismus war und bleibt beispielhaft für gelebte Zivilcourage.“ Neumann habe sich kontinuierlich für das jüdische Leben in Hessen engagiert. „Er hat viel dazu beigetragen, dass es in Hessen heute – 71 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung der Konzentrationslager – wieder ein vielfältiges jüdisches Leben gibt. Er war zugleich Vorbild und Botschafter für ein selbstbewusstes Judentum in unserem Land.“ +++


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