Michael ROTH brilliert mit besonderer Rede

Neuer Lebensabschnitt: MSO verabschiedet ihre Abiturienten - BILDERSERIE

Staatsminister Michael Roth bei seiner Abiturrede.
Fotos: Gerhard Manns

19.06.2016 / BAD HERSFELD - Unbändige Freude. Erleichterung. Kribbeln im Bauch. Herzklopfen. Ungezähmte Lust auf endlose Partys. Neugierde. Und immer wieder die Frage: „Was kommt jetzt auf mich zu?“ Es ist ein gewaltiger Gefühlssturm, der im Innersten eines jeden Abiturienten tobt. Nach außen hin ließen sich die Abiturienten der Modellschule Obersberg (MSO) und die Absolventen der Fachoberschule am gestrigen Samstagmorgen nichts anmerken. Mit strahlenden Gesichtern betraten sie die Bühne der Bad Hersfelder Stiftsruine, um ihre Abschlusszeugnisse entgegenzunehmen und sich von ihren Familien, Freunden und Lehrern feiern zu lassen.



„School's out“, röhrte bereits Hard-Rock-Legende Alice Cooper Anfang der 70er Jahre. „No more pencils, no more books, no more teacher's… School's out forever!“ Schön: Ende der Schulzeit. Aber: die Lehrjahre sind noch lange nicht vorbei. Berufsausbildung. Studium. Job. Karriere. „Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt für Sie“, brachte es Karsten Backhaus, Schulleiter der MSO, auf den Punkt. „Sie sind optimal vorbereitet auf die Zukunft.“ Bürgermeister Thomas Fehling betonte: „Der heutige Tag ist ein Meilenstein für Sie: Gehen Sie raus in die Welt oder bleiben Sie der Region treu. Ihnen stehen viele Optionen offen – machen Sie etwas daraus.“

Als er im Abiturientenalter gewesen sei, habe er solchen Typen, wie er jetzt einer sei, eher skeptisch gegenübergestanden, verriet Michael Roth (SPD), Staatsminister im Auswärtigen Amt, der mit einer brillanten Abiturrede - einem nachhaltigen und nachhallenden Spontanvortrag - aufwartete. „Ihnen wurden im Verlauf der Schulzeit Fragen gestellt, die Sie beantworten mussten. Auch ich werde heute Fragen stellen.“ Warum sei es nur Demokratie für viele Menschen, wenn ihre persönliche Meinung umgesetzt wurde? Warum strebten so wenige nach Kompromissen?

„Warum leben wir in einer Stadt, in der es vielen Menschen egal ist, wer die Verantwortung trägt?“, hakte der Bundestagsabgeordnete nach. „Warum leben wir in einer Zeit, in der es lebensgefährlich ist, ein politisches Amt zu bekleiden? Warum dieser Europaverdruss, obwohl die EU doch unsere Lebensversicherung in Zeiten der Krise ist? Warum schaffen wir es nicht, fünf Millionen Flüchtlinge aufzunehmen? Warum empören wir uns über Chlor-Hähnchen aus den USA, wenn wir Billiggeflügel für 1,99 Euro kaufen?“ Und: „Warum ist Aufstieg durch Bildung noch immer keine Selbstverständlichkeit?“

Nicht die schnellen Antworten, sondern Zweifel und Fragen gehörten zu unserer Gesellschaft. Michael Roth legte den frischgebackenen Abiturienten nahe, sich einzugestehen, dass es nicht immer Antworten auf alle aufkeimenden Fragen gibt. „Wir wissen alle nicht, wo unsere Reise enden wird“, bekräftigte er. Wer Fragen stelle, mache sich menschlich. Dies sei wichtiger als der Notendurchschnitt. „Gehen Sie raus in die Welt und trauen Sie sich, Fragen zu stellen.“ Donnernder Applaus.

Szenenwechsel: 209 Schüler legten dieses Jahr die „Reifeprüfung“ an der MSO ab. Der Notendurchschnitt liegt bei 2,41. Für zehn Schüler reichte es nicht zum Bestehen des Abis. Mit der Traumnote 1,0 glänzen Friederike Issing und Annika Neuwirth. (Stefanie Harth) +++

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