WIELOCHS WIRRE WELT (135)

Fuldaer sind Deutschlands Falschpark-Deppen: Hünfelder und Ferraris schuld



17.06.2016 / REGION - Selbst im „Hamburger Abendblatt“ hat es die Barockstadt auf eine der ersten Seiten geschafft. Denn: Die Autofahrer in Fulda sind zu doof zum Parken. Einer aktuellen Untersuchung zufolge ist das in der Domstadt mit 19 Prozent am häufigsten beobachtete Fahrverhalten „Parkt verkehrswidrig“ beziehungsweise „verkehrsbehindernd“. Damit ist man bundesweit Spitzenreiter. Die Gründe hierfür sind vielfältig.



„Ein Problem stellen die Hünfelder und die Rhöner dar“, erklärt ein Sprecher des Hessischen Verkehrsministeriums. Weil Fahrzeughalter in der Zuse-Stadt für einen Groschen ihr Auto eine ganze Woche im Zentrum abstellen können und die Menschen in Eckweisbach, Abtsroda oder Sparbrod mit dem Begriff „Parkgebühren“ so viel anfangen können wie der Eskimo mit „Tiefkühltruhe“, reagieren die Auswärtigen oft geschockt, nachdem ihr Navi sie erfolgreich in Fuldas Innenstadt gelotst hat. „2 Euro für eine Stunde, dafür kann ich in Hünfeld ja ein ganzes Parkhaus kaufen“, echauffiert sich beispielsweise eine 56-Jährige aus Molzbach. Folge: Viele Hünfelder und Rhöner parken konsequent an suboptimalen Orten wie auf dem Uniplatz, im Schlossgarten oder auf Verkehrsinseln mitten auf der Petersberger Straße, um den ein oder anderen Taler zu sparen.

Aus diesem Grund macht sich Landrat Bernd Woide für die Wiedereinführung des HÜN-Kennzeichens stark: „Neben speziellen Frauen- sowie Mutter-und-Kind-Parkplätzen könnten wir separate HÜN-Stellplätze einrichten, um auch den Menschen vom Land den kostspieligen Besuch in der Großstadt zu ermöglichen“, schlägt Woide vor. Ab Montag ist für 1,50 Euro an Tankstellen der Aufkleber „Ich parke auch für Hünfelder“ erhältlich – 50 Cent davon werden nach Vorbild des Soli als so genannter Hüni für Gratis-HÜN-Parkplätze drei Kilometer südlich der Kaiserwiesen auf freiem Feld abgeführt. Für Zuse-Städter, die mit ihrem Auto nach Hamburg oder München fahren und dort parken wollen, hält der Bürgerservice Defibrillatoren und Sauerstoffmasken bereit.

„Noch schlimmer als Hünfelder und Rhöner sind die Ferrari-Fahrer“, so die zuständige Behörde aus Wiesbaden. Einmal im Jahr werden bis zu 100 Sportflitzer aus Maranello ohne Sinn und Verstand kreuz und quer auf der Pauluspromenade abgestellt. „Da spielt es auch keine Rolle, dass ein Geistlicher die Autos segnet, weil es sich um einen Dienstausflug des Bistums Limburg handelt. Die Karren haben hier nichts zu suchen und gehen in die Falschparker-Statistik ein“, betont der Sprecher. Bisher haben die Ordnungshüter jedoch darauf verzichtet, die Ferraris abzuschleppen. „Es sind keine Sonnenschirme. Und schließlich lassen die Millionäre aus Limburg an einem Nachmittag mehr Geld in der Stadt als die einheimische Bevölkerung im gesamten Jahr“, lautet die plausible Begründung.

Aus der aktuellen Erhebung geht ebenfalls hervor, dass 19 Prozent der Autofahrer in Fulda negativ durch das Fehlverhalten „Blinkt nicht“ auffallen. Mehr als drei Viertel blinken lediglich beim Einfahren in einen Kreisel, um anzuzeigen, dass sie links abbiegen wollen. Ansonsten wird der Blinker konsequent ignoriert. Die Opposition im Stadtschloss weiß warum: „Das ist politisch über viele Jahrzehnte anerzogen. Links oder rechts kennen die Menschen in Fulda nicht.“ Verantwortlich sind mitunter aber auch technische Probleme am Fahrtrichtungsanzeiger, die auch die 56-Jährige aus Molzbach regelmäßig zum Verzweifeln bringen: „Geht, geht nicht, geht, geht nicht...“ (Jochen Wieloch) +++

X