Noch immer keinen Raum gefunden

"Welcome In" will einen Begegnungsort schaffen - Hilfe durch Kooperationen?

Das Gruppenfoto ist bei dem Treffen entstanden, bei dem auch die Idee für das "Wohnzimmer" geboren ist.
Foto: Welcome In

16.06.2016 / FULDA - Seit mittlerweile sieben Monaten bemüht sich eine Gruppe von Ehrenamtlichen der Initiative „Welcome In“ Fulda darum, mitten in der Innenstadt einen Begegnungsraum einzurichten, das „Wohnzimmer“. Ziel des Projektes ist es, verschiedene Menschen in entspannter Atmosphäre zusammenzubringen. Unter dem Motto „miteinander statt übereinander reden“ soll Menschen aus der Region, Studierenden, Geflüchteten und generell allen Interessierten ein Raum geschaffen werden, um einander kennenlernen zu können. Viele hundert Stunden ehrenamtlichen Engagements investierten die Aktiven bereits – und erfahren immer größeren Rückhalt aus der Fuldaer Bevölkerung. Doch es gibt nach wie vor große Herausforderungen zu meistern, insbesondere bei der Suche nach passenden Räumlichkeiten - die sind nämlich bisher noch nicht gefunden.



Wozu ein solches Wohnzimmer? „Es gibt in Fulda meiner Beobachtung nach verschiedene soziale Blasen, Gruppen von Menschen, die kaum miteinander in Austausch kommen, aber eine ziemlich feste Meinung von der jeweils anderen Gruppe haben“, sagt Jochen Schiersch, hauptamtlicher Koordinator des Non-Profit-Projekts. „Am stärksten ist das wohl im Hinblick auf geflüchtete Menschen ausgeprägt, die im Laufe der letzten Monate und Jahre in die Region gekommen sind.“

Schon durch die Unterbringung in großen Sammelunterkünften würden diese Menschen von Außenstehenden häufig als einheitliche Masse angesehen werden, oft gehe das einher mit Vorurteilen, die durch einzelne negative Vorkommnisse bestätigt zu werden scheinen. „Das ist natürlich Unfug. Die Menschen, über die hier pauschalisierend gesprochen wird, sind genauso unterschiedlich wie diejenigen, die hier in Fulda wohnen“, so Schiersch. „Darunter gibt es absolut herausragende Persönlichkeiten, ebenso wie Menschen, die ich nicht ausstehen kann. Die meisten sind Menschen wie du und ich, das ist doch ganz normal.“ Wichtig sei, dass man klischeehaftes Denken durch persönliche Begegnungen nachhaltig verändere. „Wir müssen lernen, Menschen in ihrer Vielfalt wahrzunehmen und den direkten Kontakt nicht zu scheuen, sondern zu suchen. Neugier ist ein viel besserer Ratgeber als Angst.“

Auch deshalb solle der künftige Begegnungsraum nicht nur von den Ehrenamtlichen, sondern gemeinsam mit geflüchteten Menschen eingerichtet und betrieben werden. „Wir sind unglaublich gespannt, wie unsere Räume am Ende aussehen werden. Wer weiß schon, wie ein Wohnzimmer in Eritrea, in Syrien oder in Afghanistan aussieht? Und wie wird es erst wirken, wenn solche verschiedenen Ideen miteinander kombiniert werden?“

Doch das Projekt richtet sich ausdrücklich nicht nur an geflüchtete, sondern an alle interessierten Menschen. Auch zwischen den Fuldaern und Studierenden der Hochschule gäbe es zum Beispiel viel zu wenig Austausch. „Das ist doch schade! Ich bin mir sicher, dass diese unterschiedlichen Gruppen enorm voneinander profitieren könnten. Hoffentlich wird das Wohnzimmer ein Ort, wo auch hier endlich große Brücken gebaut werden“, ergänzt Eva Demuth, eine der etwa dreißig Ehrenamtlichen. Auch deshalb sucht die Initiative einen Raum inmitten der Fuldaer Innenstadt, und eben nicht in Campusnähe oder in Vororten. „Wir wollen mitten in Fulda unser Wohnzimmer eröffnen, damit wir möglichst viele unterschiedliche Menschen erreichen.“ Doch die Suche danach gestaltet sich schwieriger, als anfänglich gedacht. Bisher gab es zwar schon einige Räumlichkeiten, die gepasst hätten, doch ein Mietvertrag ist nie zustande gekommen.

Die Gruppe hofft, die mit diesem anspruchsvollen Vorhaben verbundenen Herausforderungen durch Kooperationen mit anderen Initiativen und durch weitere Unterstützung aus der Zivilbevölkerung meistern zu können. „Wir freuen uns über jeden Ratschlag, über jeden Cent an Spendengeldern, über alle, die sich aktiv bei uns einbringen wollen und über alle Kooperationsangebote.“ +++

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