Geburtstag am 30. Februar

Urkundenprüfer Markus ZETTL ist Fälschungen auf der Spur

Erster Schritt der Prüfung: mit UV-Licht werden Dokumente auf Industrie- oder Wertpapier überprüft
Fotos: Tobias Herrling

31.05.2016 / REGION - Er überprüft Identitätskarten, Führerscheine und sogar KfZ-Kennzeichen - und zwar immer, um eine Frage zu beantworten: ist das Dokument echt oder eine Fälschung? Markus Zettl ist der Leiter der Urkundenprüfstelle der Krimimaldirektion Osthessen. Seit der Gründung vor fünf Jahren ist Zettl mit dabei und hat so einige Kuriositäten erlebt.



Der Fall, der wohl für die größten Schlagzeilen sorgte, war der eines Slowenen, der mit gefälschten Papieren erwischt wurde. So weit, so normal für Zettl und seine Kollegen aus der Urkundenprüfstelle. Stutzig wurden sie, als sie das Geburtsdatum kontrollierten: 30. Februar 1982 stand in dem offensichtlich selbst gefertigten Ausweis. „Er hat steif und fest behauptet, dass er da geboren sei“, erzählt Zettl mit einem Schmunzeln, „das ging damals ordentlich durch die Presse. Am Ende hat er dann doch alles zugegeben.“

Diese ist nur eine von vielen Anekdoten, die der gebürtige Niederaulaer aus seinem Arbeitsalltag zu erzählen hat. Vor fünf Jahren wurde die Urkundenprüfstelle ins Leben gerufen. Seitdem ist Zettl mit zwei Kollegen den Fälschern auf der Spur. Der Ablauf ist quasi immer der gleiche: Zunächst steht die "Verdachtsschöpfung", die von Streifendienst, Ermittlern oder Behörden ausgeht. Dann wird in einer sogenannten Urkundenvorprüfstelle das Dokument einer ersten Prüfung unterzogen. „Wenn dort nicht zweifelsfrei geklärt werden kann, ob es eine Fälschung ist oder nicht, kommt das Dokument zu uns“, sagt Markus Zettl, der mit allerlei Technik die Echtheit überprüfen kann. Letzter Schritt wäre dann die Weiterleitung an das hessische Landeskriminalamt.




„Bei guten Fälschungen geht es bis ins kleinste Detail“, sagt Zettl und ergänzt: „Je besser das Dokument ist, umso teurer ist es.“ Denn der Handel mit gefälschten Papieren sei ein großer Markt, zudem gäbe es eigene Internet-Seiten, die Fälschungen anbieten. Zwischen 2011 und 2015 gab es bei der Prüfung von Dokumenten eine Steigerung von 235 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl an Fälschungen um 245 Prozent. „Wenn wir mehr kontrollieren, finden wir natürlich auch mehr Fälschungen“, erklärt Zettl die Zahlen und ergänzt: „Wir sind hier aber nicht nur für die Polizei tätig, sondern haben auch ein Netzwerk mit Behörden.“ So lasse sich die deutliche Steigerung der Zahlen erklären. Bei den gefälschten Dokumenten liege die Identitätskarte vor dem Führerschein, den Kennzeichen und Zulassungspapieren.

Erster Schritt bei der Überprüfung sei immer der, festzustellen, ob es sich um Wert- oder Industriepapier handelt. Das passiert mittels UV-Licht. „Es gibt da einen Merkspruch: hell ist sch…, dunkel ist gut.“ Denn während Industriepapier hell reflektiert, bleibt das Wertpapier, aus dem sämtliche Dokumente gefertigt sind, dunkel. Reicht das UV-Licht nicht aus, um Echtheit oder Fälschung zweifelsfrei bestimmen zu können, folgen weitere Schritte: mit einem Mikroskop oder einem Mehrfachlichtquellengerät kann Markus Zettl, der seit zehn Jahren in diesem Bereich arbeitet, bis ins kleinste Detail gehen. „Da sehen wir uns vor allem die Art des Druckes an“, sagt Zettl. Der kann ihm und seinen Kollegen in vielen Fällen Aufschluss geben.

Vor Probleme wird die Urkundenprüfstelle aber auch durch die Vielzahl an Dokumenten und deren verschiedene Standards gestellt. „Alleine in Rumänien gibt es sechs verschiedene ID-Karten“, zählt Zettl ein Beispiel auf. Um den Überblick zu bewahren, kann er auf ein Archiv zugreifen, in dem unzählige Originale von beinahe jedem Land der Erde gespeichert sind. Vom syrischen Personalausweis bis zum schwedischen Führerschein ist vieles dabei. Selbst Fischereischeine. Denn sogar die werden gefälscht. (Tobias Herrling) +++

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