WIELOCHS WIRRE WELT (133)

Heimattiergarten: Opposition mistet aus – Anzeige gegen spuckendes Lama



27.05.2016 / REGION - Fulda wird in diesen Tagen wieder mal gnadenlos vom Schicksal gebeutelt, wie es nur einer echten Metropole passieren kann: Während Berlin lediglich ein Problemchen mit dem neuen Großflughafen hat und Hamburg sich mit der etwas teurer als ursprünglich geplanten Elbphilharmonie (789 statt ursprünglich 77 Millionen Euro) herumschlagen darf, haben die dramatischen Vorfälle in der Barockstadt ganz andere Ausmaße. Ziege Uschi muss im Heimattiergarten nämlich auf viel zu hartem Stroh schlafen, und das Meerkätzchen Anton wurde dazu verdonnert, sich mit Häschen Bommel eine Bude zu teilen, obwohl der gar nicht klettern kann. Die logische Konsequenz: Das Areal bleibt für Besucher vorerst geschlossen. Eltern aus der Region, die ihrem Nachwuchs Wildtiere zeigen wollen, müssen in nächster Zeit in die Provinz-Zoos Hellabrunn (München), Hagenbeck (Hamburg) oder den Zoo de Barcelona ausweichen.



Doch die Zeichen stehen gut, dass sich die Pforten in Neuenberg schon bald wieder öffnen. Die Stadt hat ihre Hilfe angeboten. Immer dienstags und donnerstags nach Dienstschluss, jeweils im Wechsel, werden der Oberbürgermeister und der Bürgermeister die Fasane, Eulen und Kängurus füttern. Von Freitag bis Sonntag kümmert sich die Opposition um Ziegen, Schafe und Pferde: „Die machen genug Mist, deshalb sind sie für die Aufgabe des Ausmistens geradezu prädestiniert“, teilten CDU und CWE in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Um die Auflagen des Veterinäramts zu erfüllen, werden die Preise für Besucher ab Juli moderat angehoben. Erwachsene zahlen für das Tierpark-Tagesticket 28 Euro (Kinder bis 16 Jahre: 18 Euro), für das Tropen-Aquarium mit Attraktionen wie Goldfischen und Karpfen werden 22 beziehungsweise 14 Euro fällig. Die Kombikarte schlägt mit 55 bzw. 37 Euro zu Buche. Pro Besucher wird eine zusätzliche Umweltpauschale in Höhe von 7,50 Euro fällig, durch die die jährliche Abschlussfahrt des Magistrats ins Phantasialand Brühl finanziert wird.

Hinter den Kulissen der heimischen Politik ist derweil eine hitzige Debatte um die Zukunft der Lamas entbrannt. Eines der Tiere hatte ein Delegationsmitglied aus dem Stadtschloss bei einem Krisenbesuch Anfang der Woche ohne ersichtlichen Grund angespuckt. Jetzt liegt eine Anzeige gegen das Lama vor. „Wir ermitteln wegen des Verdachts der tätlichen Beleidigung“, erklärte die Polizei auf Nachfrage. Mitglieder des Kreistags haben zudem herausgefunden, dass es sich bei Lamas um klassische Fluchttiere handelt. „Faktisch sind Lamas Flüchtlinge mit Herkunftsgebiet südamerikanische Anden. Allerdings haben die Tiere weder eine Aufenthaltsgenehmigung noch eine Arbeitserlaubnis. Wir stehen im engen Austausch mit den Behörden in Venezuela und Kolumbien, ob wir die Lamas abschieben“, teilte die AfD mit. Speziell straffällige Tiere wie das spuckende Lama müssten sich die Frage gefallen lassen, ob sie hier noch willkommen sind.

Auch die Tage der Kängurus sind wahrscheinlich gezählt: „Neugeborene bleiben bis zu neun Monate im Beutel der Mutter. Für solche Faulenzer ist im Heimattiergarten kein Platz“, heißt es im Antrag der Republikaner. Zustimmung gibt es von den Grünen: „Der Lebensstil der Kängurus ist uns zu sprunghaft.“ (Jochen Wieloch) +++

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