Respekt: „anders? – cool!“
Jugendliche mit Migrationshintergrund geben Ausstellung ein Gesicht
Fotos: Stefanie Harth
10.05.2016 / BEBRA -
Seit nunmehr 18 Jahren nennt Ergün Deutschland seine Heimat. „Mit zwei Jahren bin ich mit meiner Mutter nach Deutschland gekommen. Mein Großvater und mein Vater lebten schon hier“, erzählt der gebürtige Türke. „Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Nach meinem Realschulabschluss habe ich das Fachabi gemacht. Jetzt mache ich eine Ausbildung als Industriekaufmann.“ Ergün ist einer von vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die der Wanderausstellung „anders? – cool!“, die bis zum 20. Mai im Bebraer Rathaus unter die Lupe genommen werden kann, ein Gesicht verleihen. Die Ausstellung, die sich vor allem an junge Leute aller Nationalitäten, aber auch an Lehrer, Politiker, Dozenten und engagierte Bürger wendet, will – wie ihr Name bereits erahnen lässt – anders sein, will cool sein und will animieren, auch mal die Perspektive zu wechseln.
„Ich erachte die Ausstellung gerade jetzt – vor dem Hintergrund der Pegida-Aufmärsche und dem Abschneiden der AfD bei den Kommunalwahlen – als extrem wichtig“, betont Sozialdezernentin Elke Künholz. „Wir werden täglich mit unterschwelligen Diskriminierungen konfrontiert. Ich finde es bedenklich, dass in den Köpfen der Menschen solch skurrile Vorstellungen spuken.“ Ella Isaac vom Internationalen Bund (IB) ergänzt: „Es geht darum, die Ausstellungsbesucher für das Thema ‚Migration‘ zu sensibilisieren, wobei ich auf persönliche Reflexion hoffe.“ Zivilcourage, Respekt, Toleranz, Miteinander und Zuhören seien weitere Schlagworte. „Die Ausstellung bestärkt diejenigen, die sich für die Belange von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen“, bekräftigt Uli Rathmann von der Stadtjugendpflege Bebra. „Das momentan vorherrschende großartige ehrenamtliche Engagement erfüllt mich mit Stolz.“
Am morgigen Mittwoch, 11. Mai, referiert Traumpädagogin Julia Bialek ab 17 Uhr im Bebraer Rathaus über persönliche Schicksalsschläge von Flüchtlingen. Ein Vortrag, der psychotraumatologisches Grundwissen für die pädagogische oder ehrenamtliche Arbeit vermitteln soll. Für die Fortbildung „Interkulturelle Kompetenz in der pädagogischen Arbeit“, die am Donnerstag, 12. Mai, von 13 bis 17.30 Uhr im Jugendzentrum Bebra angeboten wird, können sich Interessierte noch kurzfristig unter jens.mikat@hef-rof.de anmelden. Weitere Infos zum Rahmenprogramm und zur Ausstellung können unter http://www.hef-rof.de/images/kinder-jugend-familie/anders_cool_Druck_HP.pdf abgerufen werden. (Stefanie Harth) +++